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Abstiegskampf in der Fußball-BundesligaLoblied auf die Schlusslichter

Heidenheim, Kiel, St. Pauli und nun auch Bochum spielen gemessen an ihren Möglichkeiten maximal gut. Allen ist der Ligaerhalt von Herzen zu wünschen.

Mit viel Enerige zum Remis: Bochums Gerrit Holtmann grätscht den Ball vor Mads Roerslev vom VfL Wolfsburg weg Foto: Swen Pförtner/dpa

D er Abstiegskampf ist eigentlich ein Wettbewerb der Meister der Unzulänglichkeiten. All das, was man so falsch machen kann, wird meist auch falsch gemacht. Doch in der Fußball-Bundesliga ist derzeit zu bestaunen, wie Woche für Woche die Schlechtesten in der Tabelle so unglaublich viel richtig machen. Es ist höchste Zeit für ein Loblied auf die Schlusslichter dieser Liga.

Gut, der VfL Bochum hat armseligen Fußball gespielt, ehe Dieter Hecking das Amt übernahm. Aber seither sind die Fans so elektrisiert von der Aufholjagd, der Widerständigkeit und Energie ihres Teams, dass sie am Samstag zu Tausenden nach Wolfsburg pilgerten und nach dem Derbysieg gegen Borussia Dortmund ein Remis bei dem VW-Klub feierten, der sich trotz immenser Millionenzuschüsse schwertut, ins oberste Tabellendrittel vorzustoßen.

Die Heidenheimer mussten nach ihrem furiosen Aufstiegsjahr marktüblich ihre Spitzenkräfte abgeben, bleiben aber trotz ihrer Standortnachteile und der zusätzlichen Belastung in der Conference League wettbewerbsfähig und haben alle Chancen auf ein weiteres Bundesligajahr.

Unterschiede nivellieren

Und die beiden Aufsteiger Holstein Kiel und St. Pauli, die schon vor ihren ersten Erstligapartien Beileidsbekundungen erhielten, weil ihnen eine Serie mit verheerenden Niederlagen prophezeit wurde, spielen ebenfalls nahe am Maximum ihrer Möglichkeiten. Ihre Kader weisen noch mickrigere Marktwerte als Bochum und Heidenheim sowie ein riesiges Gefälle zum Rest der Liga auf. Auf dem Spielfeld jedoch nivellieren sie diese Unterschiede auf beeindruckende Weise. In Mainz, wo die Fans von der europäischen Bühne träumen, machte St. Pauli lange Zeit die bessere Figur. Mit ihrem Defensivverhalten liegen die Hamburger ligaweit an der Spitze. Die Bälle werden nicht einfach nach vorne gekloppt, dem gegnerischen Druck versucht man mit Kombinationsfußball zu begegnen.

Und auch der Tabellenletzte setzt mit seinem Trainer ­Marcel Rapp tapfer Spieltag für Spieltag auf spielerische Lösungen. In Leverkusen gab es ein Remis, in München fehlte nicht viel dazu, und Dortmund wurde vor heimischem Publikum im David-Goliath-Vergleich geschlagen. Dank auch dieser Punkte lebt in Kiel der kühne Traum vom Klassenerhalt.

Allen genannten Vereinen möchte man derzeit den Klassenerhalt wünschen. Ginge es nur um die größten Unzulänglichkeiten, dann würde sich allen voran die TSG Hoffenheim für einen Abstieg in die 2. Liga aufdrängen.

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taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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