piwik no script img

Abspaltung Kataloniens von SpanienSeparatisten sind sich nicht einig

Die separatistischen Fraktionen haben zwar die Unabhängigkeit beschlossen, finden aber keine Mehrheit für einen Chef. Derweil will Spanien klagen.

Artur Mas mit der regionalen Vizepräsidentin Neus Munte im Regionalparlament in Barcelona. Foto: dpa

Barcelona/Madrid dpa | Einen Tag nach dem Parlamentsbeschluss zu einer Abspaltung von Spanien sind die katalanischen Separatisten bei der Wahl eines Ministerpräsidenten für die Region gescheitert. Der bisherige Regierungschef Artur Mas erhielt am Dienstag im Regionalparlament keine Mehrheit.

Seine separatistische Allianz Junts pel Sí (Gemeinsam fürs Ja) hatte bei der Regionalwahl am 27. September zwar die meisten Sitze, aber nicht die absolute Mehrheit gewonnen. Mas war daher im Parlament auf die Unterstützung der separatistischen Linkspartei CUP angewiesen.

Diese antikapitalistische Gruppierung lehnte jedoch eine Wiederwahl des Regierungschefs ab. Sie begründete dies unter anderem damit, dass Mas nichts gegen die Welle von Korruptionsskandalen in seiner Partei unternommen habe. Wenn innerhalb von zwei Monaten kein Regierungschef gewählt wird, werden Neuwahlen fällig.

Am Montag hatten beide separatistischen Fraktionen im Regionalparlament eine Entschließung verabschiedet, wonach Katalonien seine Abspaltung von Spanien in die Wege leitet. Madrid ebnete derweil seinerseits den Weg zu einer Verfassungsklage gegen den Beschluss. Der Staatsrat, das höchste beratende Organ der spanischen Zentralregierung, konstatierte einstimmig, dass es genügend rechtliche Grundlagen für eine solche Klage gebe.

Die konservative Madrider Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy hatte eine solche Stellungnahme angefordert. Sie will am Mittwoch die Verfassungsklage auf einer Sondersitzung beschließen. Wenn das Verfassungsgericht die Klage zulässt, wird der katalanische Unabhängigkeitsbeschluss automatisch außer Kraft gesetzt. Falls katalanische Amtsträger sich darüber hinwegsetzen und den Plan einer Abspaltung der Region vorantreiben, können sie vom Verfassungsgericht abgesetzt werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Die Katalanen sind nicht nur fleissig sondern auch zu klug, um sich einen belasteten Regierungschef erneut zu wählen. Sie meinen es es ernst mit ihrer Demokratie. Korruption ist ein öffentliches Ärgernis und wird zur res publica! Der Zorn funktioniert in Catalonien.

    Da könnten die Schwarzen Nullen in unserer Regierung noch lernen das Volk zu fürchten? Dazu müsste aber unser Wahlvolk aufhören sich einlullen zu lassen und hinschauen, was in unserer Republik alles planlos passiert. Der Grieche hätte schon längst OXI / NEIN gesagt. Wir träumen unser Eia Popeia weiter bis diese "Werte"- Gesellschaft -Europa, made in Germany, von selbst zerbröselt?