Abifeiern in NRW erlaubt: Bitte ohne Abendkleider!
In Nordrhein-Westfalen dürfen ab sofort wieder Abi-Feiern stattfinden. Bitter für die Eltern: Sie dürfen wegen der Abstandsregeln nicht dabei sein.
V ielleicht sind manche Eltern Corona ein wenig dankbar: Puh, die Abi-Party bleibt uns erspart, wir müssen kein Geld für Abendkleider und Anzüge ausgeben und keine langweiligen Rektor*innen-Reden ertragen. Wir kommen um all die eitlen Lobhudeleien anderer Eltern herum, wie superdupertop doch ihr Kind und dessen Abi-Note sei. Und wir müssen auch nicht darüber nachdenken, wieso sich junge Leute überhaupt so spießig wie die Royals kleiden, um auszudrücken, dass sie jetzt unabhängig sind.
Eltern in Nordrhein-Westfalen allerdings bleibt das meiste davon doch nicht erspart. Dort dürfen Abi-Feiern ab sofort stattfinden. Möglicherweise werden Mütter und Väter in Düsseldorf, Bottrop und Meckenheim sogar in die Tischkante beißen. Denn zahlen dürfen sie das Ganze, dabei sein laut Corona-Verordnung aber nicht.
Bitter für die Eltern, ein Traum für die Abiturient*innen. Was ist schon cooler als eine Party, bei der für ausreichend Essen und Alkohol gesorgt ist – und ohne Kontrolle der Erwachsenen? Vor allem jetzt, nach den Wochen gefühlten Eingesperrtseins, ohne Klubs, ohne Bier im Park.
Werden die jungen Leute jetzt hemmungslos feiern? Werden sie sich über die Maßen betrinken, im Park liegen bleiben, Sex mit jemandem haben, den sie gar nicht mögen? Vermutlich nicht. Eltern, die in den vergangenen Jahren ihre Kinder dem „Ernst des Lebens“ übergeben haben, waren teilweise erstaunt, wie diszipliniert die jungen Leute das Ende ihrer Schulzeit feierten: ohne laute Musik, mit wenig Alkohol; viele waren relativ früh im Bett. Meine Güte, sind die langweilig, raunten sich die Eltern zu. Was ist denn mit denen los?
Also, liebe Abiturient*innen in NRW, lasst euch so was nicht nachsagen, nutzt eure Chance und lasst es krachen. Ihr müsst am nächsten Morgen nicht unbedingt in der Notaufnahme aufwachen – der Tag danach kann schmerzhaft sein. Und wie ihr beim Tanzen den nötigen Abstand haltet, bleibt eurer Kreativität überlassen. Aber lasst die albernen Abendkleider und Krawatten weg. Die tragt ihr sowieso nie wieder – und die sind wirklich peinlich.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung
Jugend im Wahlkampf
Schluss mit dem Generationengelaber!
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Trump, Putin und Europa
Dies ist unser Krieg
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Russland und USA beharren auf Kriegsschuld des Westens