Abgetauchter Berlusconi-Vertrauter: Im Libanon gefasst
Ihm drohte die Verurteilung wegen Verbindungen zur Mafia. Deshalb setzte sich Berlusconi-Spezi Dell'Utri in den Libanon ab. Jetzt ist er dort im Polizeigewahrsam.
ROM afp | Der kurz vor seiner drohenden Verurteilung abgetauchte italienische Ex-Senator und Vertraute des früheren Regierungschefs Silvio Berlusconi, Marcello Dell'Utri, ist im Libanon gefasst worden. Der 72-Jährige befinde sich derzeit in Polizeigewahrsam in Beirut, erklärte der italienische Innenminister Angelino Alfano am Samstag in Rom. Italien werde seine Auslieferung beantragen, wie es „natürlich und logisch ist“.
Am Freitagabend hatte ein Gericht im sizilianischen Palermo einen europäischen Haftbefehl gegen Dell'Utri ausgestellt. Dieser war wenige Tage vor seiner drohenden rechtskräftigen Verurteilung untergetaucht und galt seit drei Tagen in Italien als unauffindbar. Gegen den langjährigen Weggefährten Berlusconis läuft ein Berufungsprozess wegen Verdachts auf Mafia-Verbindungen. Am Dienstag soll das Urteil der höchsten Berufungsinstanz fallen. In einer vorherigen Instanz wurde Dell'Utri bereits zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Der europäische Haftbefehl gilt in allen Ländern der Europäischen Union und den Ländern, mit denen Italien Auslieferungsabkommen geschlossen hat. Laut italienischen Medienberichten ist dies jedoch beim Libanon nicht der Fall. Zudem soll das Land Dell'Utri einen Diplomatenpass ausgestellt haben.
Der Gesuchte ließ in einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung wissen, er wolle sich nicht verstecken, sondern sei „für eine Zeit der medizinischen Behandlung und Erholung im Ausland“. Seinen Aufenthaltsort hielt er da noch geheim.
Sein Verschwinden löste in Italien heftige Reaktionen aus. Der linksgerichtete frühere Staatsanwalt Ignazio Ingroia sagte, es sei „eine Schande und ungehörig für ein zivilisiertes Land“, dass Dell'Utri habe untertauchen können.
Im März 2013 war Dell'Utri zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt worden. In der Urteilsbegründung des Gerichts in Palermo hieß es, der Angeklagte habe „als Vermittler eines Paktes zwischen Silvio Berlusconi und der Mafia“ fungiert. Demnach genoss der „Cavaliere" zwischen 1974 und 1992 gegen Bezahlung großer Bargeldsummen den Schutz der Cosa Nostra.
Dell'Utri war am Aufbau von Berlusconis Medienimperium sowie von dessen Partei Forza Italia in den frühen 1990er Jahren maßgeblich beteiligt. Für die rechtsbürgerliche Partei saß er auch im Senat.
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