Abgeordnetenhauswahl 2021: Das Setting wäre perfekt gewesen

Da stand Senatorin Ramona Pop nun schon vor dem idealen Hintergrundplakat und outete sich doch nicht als grüne Spitzenkandidatur-Kandidatin.

Sie könnte 2021 Berlins erste Regierende Bürgermeisterin werden: Grünen-Senatorin Ramona Pop Foto: dpa

Das muss ein Zeichen sein. So ein Setting kommt doch nicht zufällig. Da muss doch was … Was soll man denken, wenn die grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop bei einem PR-Termin direkt vor einem Filmplakat mit dem Titel „Die perfekte Kandidatin“ steht? Da kann doch jetzt nur die offizielle Erklärung kommen, das Coming-out über die grüne Spitzenkandidatur bei der Berlin-Wahl 2021. Denn das ist seit Monaten die spannendste Personalfrage in der Landespolitik: Wird Pop oder doch Fraktionschefin Antje Kapek grüne Nummer 1 und damit möglicherweise Berlins Regierende Bürgermeisterin?

Das besagte Plakat hängt im Foyer des Kinos Delphi-Lux an der Kantstraße, es bewirbt eine beim Kurzzeitstart im März sehr erfolgreiche saudisch-deutsche Produktion. Pops Senatsverwaltung für Wirtschaft hatte dorthin eingeladen, um zu verkünden (und sich natürlich auch dafür beklatschen zu lassen), dass das Land ab August digitale Filmproduktionen mit 2 Millionen Euro jährlich fördern will.

Pop wirkt entspannt, als sie im Kinosaal Platz nimmt: „Wer hat das schon, Kino am frühen Morgen? Es gibt auch die schönen Termine.“ Sie hat zuletzt auch andere Momente erlebt: Erst gab es Kritik, Berlin habe bei der Verteilung der Coronahilfen nicht genau genug hingeschaut. Und dann verabschiedete sich die Fashion Week, worin einige schon den wirtschaftlichen Abstieg der Hauptstadt sahen. Aber nun eben mal was Nettes. „Ein Kino dafür zu wählen ist ja ein schönes Statement“, war im Foyer von einem der Filmschaffenden zu hören. Dafür? Für das Förderprogramm oder doch für …?

„Bewerbungsreden werden auf Parteitagen gehalten und nicht in der Zeitung“, hat Pop jüngst im taz-Interview gesagt. Aber das ist an diesem Morgen schon fünf Wochen her. Doch in der nächsten Stunde folgen zwar viele Infos über digitale Filmproduktion – dass etwa bei „Gundermann“ das Konzertpublikum komplett animiert war. Bloß nichts zu einer Kandidatur.

Widerstände kennt auch Pop gut

Doch nicht das perfekte Setting, trotz des Posters? Also am Rand mal nachgefragt. Pop hat den Film selbst gesehen, in dem es um ein saudische Frau geht, die gegen alle Widerstände fürs Gemeindeparlament kandidiert. Widerstände, die Pop selbst kennt – im Dezember düpierten ihre Grünen sie mit der Ablehnung der Automesse IAA.

Doch offenbaren mag sie sich trotzdem nicht. Dass sie sich das vorstellen könne, sagt sie, und dass die Grünen über die Spitzenkandidatur im November entscheiden. Was letztlich etwas Gutes hat: Ein bisschen Spannung kann im Sommerloch nicht schaden – weshalb hier auch offenbleibt, wie es im Film der Kandidatin ergeht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.