Abenteurer will Meeresmüll sammeln: Ökoschiff versus Plastikmüll
Der Rekordsegler Yvan Bourgnon hat einen Prototyp zum Müllsammeln entwickelt. Eine Müllexpertin hält das Verfahren allerdings für Kosmetik.
Um möglichst viel Müll einzusammeln, hat er vier Erfassungssysteme, die schwimmenden Makroabfall ab 10 Millimetern Größe erfassen: Zwei Sammelteppiche zwischen den Schiffsrümpfen saugen Müll an, oberflächige Schleppnetze erfassen den Abfall auf 46 Metern Breite, zwei kleine Boote greifen Müll an engeren Stellen auf und zwei Kräne fischen große Teile heraus. Pro Jahr sollen so 5.000 bis 10.000 Tonnen Plastik gesammelt werden.
75 Prozent der Zeit soll der Manta dabei ohne fossile Energie fahren. Sonne, Wind und das eingesammelte Plastik liefern Energie. Das Plastik, das nicht recycelbar ist, wird mittels Pyrolyse direkt auf dem Schiff in Energie umgewandelt. Ende des Jahres soll die Werft für den Bau des Manta feststehen, 2024 die erste Route ins Mittelmeer führen, ein Jahr darauf nach Südostasien. Kosten des Prototyps: 35 Millionen Euro. Ein Drittel des Geldes sei zusammen. Der Rest soll durch weitere Unternehmen und Crowdfunding gestemmt werden.
Jährlich 10 Millionen Tonnen Plastik mehr
Der 49-jährige Bourgnon segelte bereits mit acht Jahren um den Globus. Als er viele Jahre später erneut eine Welttour machte, erschrak er ob der Plastikmassen und gründete 2016 The SeaCleaners.
Jährlich gelangen circa 10 Millionen Tonnen Plastik in die Meere – eine Lkw-Ladung Plastik pro Minute. Das Meer zu säubern – ein Wunsch verschiedener Initiativen: Der Verein One Earth One Ocean etwa reinigt mit seiner „maritimen Müllabfuhr“ Gewässer. The Ocean Clean-Up versucht – nach Rückschlägen – mit einer fixen bogenförmige Abfangvorrichtung Müll zu fangen.
„Es ist leider eine Illusion, die Meere säubern zu können“, sagt Carla Wichmann vom Bundesverband Meeresmüll. „Der jährlich neue Müll plus das, was sich bereits in den Ozeanen angesammelt hat, können wir nicht rausholen.“ Zumal große Anteile des Plastiks unerreichbar in tieferen Wasserschichten und auf dem Meeresboden liegen oder bereits zu Mikroplastik zerfallen sind. Clean-Ups seien punktuell wichtig, aber nur Kosmetik. „Wir müssen den zukünftigen Schaden eindämmen und die Produktion drastisch reduzieren.“
Der Manta soll deshalb neben Müllabfuhr auch Botschafter sein: Wissenschaftler*innen sollen in den bordeigenen Laboren Daten zum Müll erheben und an Land soll auf ihm Bildungsarbeit stattfinden.
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