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AKWs im UkrainekriegVermittler dringend benötigt

Bernhard Clasen
Kommentar von Bernhard Clasen

Will man einen GAU an den AKWs Saporischschja und Kursk verhindern, braucht es Vermittler, die von beiden Seiten akzeptiert werden.

Ein russischer Soldat beeacht das AKW Saporischschja Foto: dpa

R ussland beschuldigt die Ukraine, das AKW Kursk militärisch angreifen zu wollen. Dass es selbst das Land ist, das zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ein AKW militärisch überfallen hat, scheint der Kreml „vergessen“ zu haben.

Nun mag in dem russischen Vorwurf viel Propaganda drin sein. Die offizielle Ukraine hat diesen Vorwurf scharf zurückgewiesen. Gleichwohl gibt es in der ukrainischen Öffentlichkeit Stimmen, die einer Eroberung des AKW Kursk oder zumindest der Androhung einer Eroberung das Wort reden.

Für den gut informierten ukrainischen Militärhistoriker Michail Schirochow beispielsweise ist in einem Gespräch mit dem renommierten Portal nv.ua ein Versuch der Ukraine, das AKW Kursk einzunehmen, ein mögliches Szenario. Und somit eine gute Chance, Russland zur Rückgabe des AKW Saporischschja an die Ukraine zu bringen.

IAEA oder Katar könnten vermitteln

Kampfhandlungen im Umfeld eines AKW können dieses auch dann beschädigen, wenn es niemand gewollt hat. Das AKW Kursk hat wegen der Kämpfe sein Personal reduziert. In der Folge haben die verbliebenen Mitarbeiter mehr Stress und Arbeit. Sicherer machen diese Personalkürzungen das AKW bestimmt nicht.

Will man einen GAU an den AKWs Saporischschja und Kursk verhindern, braucht es Vermittler, die von beiden Seiten akzeptiert werden und die Kompetenz und Erfahrung in Verhandlungen mit Russland und der Ukraine haben. Und da kommen aktuell nur zwei infrage: Rafael Grossi, der Chef der Atomenergiebehörde IAEA, und die politische Führung von Katar.

Grossi hatte in zähen Verhandlungen mit Kiew und Moskau die Zustimmung beider Seiten zu einer Beobachtermission der IAEA im AKW Saporischschja durchgesetzt und kein Staat der Welt hat in der jüngsten Vergangenheit so viele Gefangenaustauschaktionen zwischen Russland und der Ukraine vermittelt wie Katar. Und so ist es auch kein Zufall, dass ausgerechnet Katar russisch-ukrainische Verhandlungen eingefädelt hatte, die wegen des ukrainischen Angriffs auf russisches Gebiet auf Eis gelegt worden sind.

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Bernhard Clasen
Journalist
Jahrgang 1957 Ukraine-Korrespondent von taz und nd. 1980-1986 Russisch-Studium an der Universität Heidelberg. Gute Ukrainisch-Kenntnisse. Schreibt seit 1993 für die taz.
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6 Kommentare

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  • Wenn Russland seine Kriegsziele erreicht wird es östlich des Djnpr ja fast keine Ukrainer mehr geben. Da wär Sorengung des AKWs vernünftig, um Neubesiedlung durch Russen unmöglich zu machen.:))).

    • @Eckhard Hanseat52:

      Ich bin wirklich irritiert über viele Forderungen hier im Forum. Ja, es ist auf das Schärfste zu verurteilen, dass Russland ein AKW erobert hat, trotzdem rechtfertigt das in keinster Weise, dass auch die Ukraine das AKW beschossen hatte. Der Angriff auf AKW sollte selbstverständlich ein No-Go sein - übrigens untersagt das Zusatzprotokollen zu den Genfer Konventionen aus den 70er Jahren jegliche Kriegshandlungen bzgl AKWs. Aber Rechtscheint ja nicht nur den russischen Aggressor nicht zu interessieren, sondern teilweise auch die "Bellizisten" nicht mehr.

  • Die IAEA ist doch in Saporischschja vor Ort - und darf nur mit mehrtägiger Voranmeldung immer nur Teile der Anlage inspizieren, und manche Teile (wie das Dach, Drohnenflüge bleiben komplett verboten) überhaupt nicht. Wo kommt dieser Optimismus her, dass die IAEA irgendwelchen Einfluss hätte?

  • Es gibt aber keine Vermittler, die von Putin akzeptiert werden. Weil Putin erstens generell kein Interesse an Vermittlung hat, sondern den Krieg fortsetzen will, und weil zweitens AKWs in seiner Art der Kriegsführung keine sakrosankten Objekte sind, die man aussparen muss, sondern mächtige Waffen, die man einsetzen kann.



    Das AKW als Waffe und Drohkulisse ersetzt Truppen, die er nicht hat bzw. woanders einsetzen will ( im Donbass). Die russische Propaganda verbreitet seit Tagen, die Ukrainer planten einen Doppelabschlag auf die AKWs von Saporischschja und Kurtschatow (der russische Energieminister hat Grossi sogar angerufen, um von den „ukrainischen Plänen“ zu berichten). Dafür haben die Russen Gründe. Die Truppen im Süden, die seit Monaten immer wieder Einheiten oder Soldaten für die Donbass-Offensive abgeben müssen, sind mittlerweile extrem ausgedünnt, während die Ukrainer am rechten Dneprufer ihre Reserven aufmarschieren lassen. Auch im Kursker Gebiet wurden zu wenig Soldaten zusammengezogen, um die ukrainische Offensive aufzuhalten, die also weitergehen wird. Deshalb drohen die Russen jetzt mit der „atomaren Gefahr“, genau wie im Süden.

    • @Barbara Falk:

      Putin will keinen Frieden und so wie der russische Staat inzwischen politisch-wirtschaftlich funktioniert kann er sich Frieden gar nicht leisten.

  • In der Tat braucht es Vermittler in diesem Krieg. Waffenlieferer haben wir schon genug.