80 Jahre Auschwitz-Befreiung: Die Wahrheit in den Händen halten
In diesen Tagen wird an die Befreiung des KZ Auschwitz am 27. Januar 1945 erinnert. Beim Auftakt in Berlin fordert Olaf Scholz, wehrhaft zu sein.
In diesen Tagen wird weltweit an die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar vor 80 Jahren erinnert. Den Auftakt der Gedenkreihe machte das Internationale Auschwitz Komitee jetzt in Berlin, in der Stadt, in der Auschwitz geplant und organisiert wurde: 6 Millionen Jüdinnen und Juden wurden von den Nationalsozialisten ermordet, davon 4 Millionen in Konzentrationslagern wie Auschwitz oder Bergen-Belsen, weitere zwei weitere Millionen durch Massaker der Wehrmacht in den besetzten Gebieten.
Die Gedenkveranstaltung in diesem Jahr werden wohl die letzten mit Überlebenden sein, fortan werde es vor allem um das Erinnern und Wachhalten der Geschichte gehen, sagte Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees. Wie recht der Autor zahlreicher Bücher über den Holocaust hat, zeigt eine aktuelle Studie der Jewish Claims Conference: Etwa 40 Prozent der 18- bis 29-Jährigen in Deutschland wissen nicht, dass sechs Millionen Jüdinnen und Juden von Nazis ermordet wurden. Zwei Prozent aller Befragten gaben zu Protokoll, dass der Holocaust nicht stattgefunden habe.
Wie wohltuend sind da junge Menschen wie Josefine Präger, die sich intensiv mit der Geschichte der Shoa und des Holocaust beschäftigen und ihr Wissen weitergeben. Präger erzählte, wie tief der See auf dem Gelände des früheren KZ sie berührt habe. In das Gewässer kippten die Nazis die Asche ihrer verbrannten Opfer. Präger sagte: „Heute ein Ort der Ruhe, vor 80 Jahren ein Ort des Todes.“
„Unsere Kräfte lassen nach, aber nicht unser Wille“
Marian Turski, einer der letzten Auschwitz-Überlebenden und Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees, konnte aus gesundheitlichen bei der Gedenkfeier nicht dabei sein. Seine mahnenden Worte erreichten Berlin trotzdem. Hannah Lessing, Generalsekretärin des österreichischen Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus, verlas sie: „Unsere Kräfte lassen nach, aber nicht unser Wille.“ Damit meinte er den Willen, gegen Rechtsradikalismus und Menschenverachtung in Europa und der Welt zu kämpfen. Er erinnerte an das 11. Gebot, das sein einstiger Freund und Vorgänger an der Spitze des Auschwitz-Komitees, Ronan Kent, prägte: „Du sollst nicht gleichgültig sein.“
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz griff das 11. Gebot in seiner Rede auf. Er sagte: „Stehen wir auf und wehren uns.“ Gegen Diskriminierung, Rechtsextremismus und Populismus, „egal, aus welcher Ecke sie kommen, und egal, ob im realen Leben oder im Netz“.
Eine denkwürdige und perfekt orchestrierte Veranstaltung, bei der die PianistInnen Igor Levit und Judit Lukács, Tochter der Auschwitz-Überlebenden Eva Fahidi, und ihren Klavierstücken nicht fehlenden durften.
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