50 Jahre Radikalenerlass: Jagd auf Linke
Der Radikalenerlass verbaute Tausenden jungen Menschen den Berufseinstieg. Es gab rund 3,5 Millionen Anfragen beim Verfassungsschutz.
Hamburg taz | Das Problem mit den Berufsverboten, die Deutschland ab 1970 ein Jahrzehnt beschäftigen sollten, fängt beim Verfassungsschutz (VS) an, hört dort aber nicht auf. Wenn der Inlandsgeheimdienst beurteilen soll, wer überwacht gehört, wer sich rechtfertigen muss, wem Zugänge zu bestimmten Berufen verwehrt werden – dann ist klar, dass es Probleme gibt. Wie sollte man auf eine valide Einschätzung der Behörde vertrauen, die nicht erst in jüngster Zeit durch Skandale wie Lauschangriffe auf Politiker*innen und Aktivist*innen geprägt ist, sondern auch den NSU unterstützte, Anis Amri gewähren ließ und Hans-Georg Maaßen als Chef tolerierte?
In den 70er Jahren verbaute die Einschätzung des Verfassungsschutzes Tausenden jungen Menschen den Berufseinstieg und zerstörte Karrieren. Dabei muss man den VS in diesem Fall fast schon etwas entlasten, denn er folgte einer politischen Anweisung, dem „Radikalenerlass“. Also einem Einstellungsverbot für Bewerber, die sich in vermeintlich extremistischen Organisationen engagierten, auf Stellen für Angestellte im öffentlichen Dienst oder Beamt*innen.
De facto ging es dabei fast immer um das Engagement in der seit 1968 wieder erlaubten Deutschen Kommunistischen Partei oder einer der zahlreichen kommunistischen Studentenorganisationen.
Am 28. Januar 1972 verabschiedeten die Ministerpräsidenten unter Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) den Beschluss, der formell zum Ziel hatte, links- und rechtsextreme Verfassungsfeinde aus dem öffentlichen Dienst fernzuhalten oder zu entfernen – in Wirklichkeit aber fast ausschließlich Linke traf.
„Ein Bewerber, der verfassungsfeindliche Aktivitäten entwickelt“, so der Wortlaut, „wird nicht in den öffentlichen Dienst eingestellt. Gehört ein Bewerber einer Organisation an, die verfassungsfeindliche Ziele verfolgt, so begründet diese Mitgliedschaft Zweifel daran, ob er jederzeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung eintreten wird. Diese Zweifel rechtfertigen eine Ablehnung.“ Es folgte eine behördliche Hetzjagd auf linke Berufseinsteiger*innen, die sich in 3,5 Millionen Regelanfragen beim VS, 11.000 Berufsverbotsverfahren, 2.200 Disziplinarverfahren, 1.256 Ablehnungen von Bewerbungen und 265 Entlassungen messen lässt.
Hamburg nahm dabei eine unrühmliche Vorreiterrolle ein. Die Volks- und Realschullehrerin Heike Gohl erhielt am 23. November 1971, dem letzten Tag ihrer Probezeit, einen Brief der Schulbehörde. Man teilte ihr mit, dass sie entlassen werde, weil sie sich nicht bewährt habe. Als Grund dafür führte die Schulbehörde ihr Engagement bei der DKP und der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend SDAJ an, und fügte einen Beschluss hinzu, der die Entlassung über den Einzelfall hinaus legitimieren sollte – zwei Monate vor dem Beschluss der Ministerpräsidenten.
Obgleich es zuvor schon einzelne politisch motivierte Entlassungen in Bremen und Nordrhein-Westfalen gegeben hatte, war dies der entscheidende Schritt, die politischen Entlassungen zu institutionalisieren. Aber auch der Beschluss der Ministerpräsidenten war formal kein Gesetz und keine Verwaltungsanordnung, sondern lediglich eine politische Willensbekundung, wie die Historikerin Alexandra Jaeger festhält. „Es ging um gesellschaftliche In- und Exklusionsprozesse, wobei sich die Wahrnehmung, was als „normal und was als ‚radikal‘ galt, wandelte“, schreibt sie in ihrem beim Wallstein Verlag erschienenen Standardwerk „Auf der Suche nach Verfassungsfeinden“.
Von Anfang an umstritten
In der Fachliteratur sei der Beschluss auch damals schon umstritten gewesen, die meisten Jurist*innen fanden es durchaus heikel, jemanden wegen seiner Mitgliedschaft in einer nicht verbotenen Organisation auszuschließen. Als die Mitglieder der 68er-Studentenbewegung Ende der 70er Jahre nicht mehr als „radikal“ galten, endete die exkludierende Praxis. Wobei Bayern die „Regelanfragen“ beim Verfassungsschutz erst 1991 einstellte.
Aber wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass Schul- und andere Behörden linke Lehrer*innen, Zugfahrer*innen und Postbot*innen so sehr fürchteten – oder hassten – dass sie sie aus dem Staatsdienst fernhalten wollten?
„Die gesellschaftliche Stimmung war geprägt vom Klima des Kalten Kriegs“, erinnert Jaeger. Nach dem Zerfall des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) 1970 erfuhren die K-Gruppen, die DKP und andere kommunistische Strömungen massiven Zulauf, „alle suchten ihren Weg zur Revolution“, sagt Jaeger. Ältere Politiker und Beamte habe das sehr nervös gemacht, die Stimmung sei aufgeladen gewesen, konfrontativ, polarisiert.
Es sei oft um den Ernstfall gegangen, sagt Jaeger: den Krieg mit dem Osten. Wenn die Lehrer*innen ihre Schüler*innen zu Kommunist*innen erzögen und dann der Krieg käme, na dann gute Nacht, hätten die alten Herren der Bundesrepublik gesagt. Und auf Ausschlüsse, Verbote und administrative Maßnahmen gesetzt, weil sie zu Diskussion und Verständigungen nicht in der Lage gewesen seien. Es war auch ein Generationenkonflikt.
Selbst Jusos verunsichert
Die intransparenten Kriterien, nach denen aussortiert wurde, führten auch bei nicht politisch organisierten jungen Menschen zu weitreichenden Einschüchterungen. „Viele überlegten genau, welche Themen sie in einer Seminararbeit behandelten, welche Bücher sie mit Schüler*innen besprachen“, sagt Jaeger. Selbst bei den Jusos habe Verunsicherung geherrscht, auch linke Sozialdemokrat*innen waren teilweise von der Repression betroffen, die der Ur-Sozi Willy Brandt Jahre später als großen Fehler bezeichnete.
Entschädigt wurde bis heute niemand. Einige Betroffene konnten bestenfalls die Erstattung von Rentenansprüchen durch die ihnen verbotenen Berufsjahre vor Gericht erstreiten.
Linke zu drangsalieren, die ja wohlgemerkt so angepasst waren, dass sie in den Staatsdienst treten wollten, wirkt im Nachhinein bizarr. Welche Fantasien hegte man wohl erst gegen solche, die aus Ablehnung der bürgerlichen Gesellschaft und der kapitalistischen Ausbeutung jede Lohnarbeit verweigerten?
Es hatte auch sein Gutes
Doch so fatal die Kommunistenjagd von heute aus betrachtet wirkt und auch damals schon – in den Worten des Betroffenen Hans-Peter de Lorent gesprochen –, „auf jeden vernünftig denkenden Menschen gewirkt haben muss“, hatte sie dennoch auch etwas Gutes. Denn der Schock darüber, was der Staat alles über einen erfuhr, sammelte und speicherte, schlug in der Gesellschaft ein. Dass Universitäten leichtfertig Geburts- und Meldedaten ihrer Studierenden herausgaben, entsetzte die Bürger*innen ebenso wie dass sie nicht wussten, was der Staat über sie wusste. In der Bevölkerung wuchs ein gesundes Misstrauen gegen den VS.
Die Einführung des Parlamentarischen Kontrollgremiums zur Überwachung der Geheimdienste im Jahr 1978 ist auf dieses gewachsene kritische Bewusstsein zurückzuführen. Ebenso war eine Basis für den Widerstand gegen die geplante Volkszählung Anfang der 80er Jahre gelegt.
Im Rahmen der Debatten um die Volkszählung und die gläsernen Bürger*innen fällte das Bundesverfassungsgericht ein bahnbrechendes Urteil, in dem es zum ersten Mal das Recht auf informationelle Selbstbestimmung etablierte – ein Meilenstein in der Geschichte des Datenschutzes. Dennoch: Der Preis, den die Gesellschaft dafür im Laufe der 70er Jahre gezahlt hatte, war hoch.
Leser*innenkommentare
Rudolf Fissner
Der Radikalenerlaß sollt wieder eingeführt werden. Rechtsextreme könnten so besser aussortiert werden
Andreas_2020
Noch heute sammeln Geheimdienste Informationen und plaudern das an bestimmte Stellen aus, was sie wissen. Da die Hauptfeinde von heute wenig Sympathien genießen, fällt es weniger auf. Aber es passiert noch heute. Damals richtete es sich meistens gegen die DKP und diese Partei war klein und durchaus auch als Signal an DDR und UdSSR wieder zugelassen worden. In diesem Sinne widersprach sich die SPD damals ein wenig selbst, auf der einen Seite Öffnung gegenüber dem Ost-Block, auf der anderen Seite dann die Keule gegen Kommunisten im eigenen Land.
Für viele war das persönlich sehr niederschmetternd, denn das Leid eines Berufsverbots konnte nicht besonders gut durch Solidarität und soziale Netzwerke ausgeglichen werden. Und Hamburg war tatsächlich ein Schwerpunkt, obwohl hier die DKP nicht besonders stark war oder besonders energisch aus der außerparlamentarischen Opposition agieren konnte. Es war einfach eine Jagd nach Gespenstern. Und noch heute sitzen im Verfassungsschutz Leute, die sich stetig mit der DKP befassen. Es wäre auch heute nicht besonders schlau, als Rechts- oder Lehramtsreferendar in der DKP zu sein. Und dann kommen noch Verortungen, die in privaten Betrieben nicht gut ankommen. Sind die Leute in Mal aus der Probezeit raus, fällt es schwer, sie wieder zu feuern, aber zuvor spielt es auch hier eine Rolle.
Es wäre eine gute Geste von Scholz hier aufzuräumen und erfahrenes Unrecht zu bereinigen. Es sollte auch nicht vergeßen werden, dass frühere NS-Täter unbescholten ihren Karrieren nachgingen, die Witwe von Freisler erhielt eine Pension in Analogie zu Verfassungsrichtern. In der alten BRD war der Staat definitiv auf dem rechten Auge blind. Nur sehr wenige NS-Täter mussten sich stellen, viele konnten anknüpfen und weitermachen, genoßen den Aufstieg der BRD und Wohlstand.
Warum der Staat ab 1970er ein paar junge Kommunisten derart hart bekämpfen wollte, es erschließt sich mir nicht. Für das Image der BRD war das maximal schädlich.
Plewka Jürgen
@Andreas_2020 Erschließen tut es sich schon ... auch, wenn ich den Radikalenerlass für politisch falsch hielt/ halte. Ein Teil der APO Ende der 60er Jahre proklamierte den "Marsch durch die Institutionen", das waren mitnichten nur "ein paar junge Kommunisten" und insbesondere der Bildungsbereich war Ziel dieses "Marsches". Wir dürfen uns auch nicht in die Tasche lügen ... die Zielsetzung war oft die grundsätzliche Veränderung des Systems der BRD und nicht nur ein paar Reförmchen.
Lowandorder
@Plewka Jürgen Sorry - als einer - der für die Justiz dabei war - wie kommse denn - jenseits von Schwadronöse auf sonn schmales Brett?
kurz - Leck mich en de Täsch! - 🥳 -
Thomas Brunst
taz-Zitat: "(...) Wobei Bayern die „Regelanfragen“ beim Verfassungsschutz erst 1991 einstellte (...)"
In diesem Zusammenhang muss auch an die Schülerin Christine Schanderl erinnert werden, die im Freistaat Bayern 1980 wegen ihrer "Stoppt Strauss"-Plakette - der dadurch erfahrenen Repression - zum Albtraum der CSU wurde.
"München - Christine Schanderl war einst im ganzen Land bekannt, weil sie mit der „Stoppt Strauß“-Plakette rumlief. Deshalb flog sie vom Gymnasium. Das Mädchen wurde zum Albtraum der CSU – und bekam das noch Jahre später zu spüren. (...)"
www.merkur.de/baye...nt-zr-5480119.html
www.fr.de/zukunft/...itik-90041111.html
shitstormcowboy
Das sollten mal die Rechten lesen. Es könnte nämlich auch mal andersrum gehn. Berufsverbot für Rechte. Rechte Richter, rechte Staatsanwälte, rechte Lehrer, rechte Beamte, rechte Polizisten, rechte Soldaten uswusf. Außerdem ein Verbot aller rechter Gruppierungen und Parteien.
Winston Smith
Was immer wieder überrascht ist die Ängstlichkeit der Linken - den Weltumstuz fordern, aber bitte doch verbeamtet, damit die eigene kleine Existens auch bis zur Bahre abgesichert ist. Sic pereat mundi.
Lowandorder
@Winston Smith Winston Churchill hatte es damit auch nicht immer. Aber versuchens doch einfach mal mit Rechtsstaat & Rechtschreibung - langsam - als Anfang.
Nich - daßse gleich wieder Schiß kriegen
Viel Spaß.
M.Wistrach
@Winston Smith Genau das habe ich noch 1979 miterlebt:
als GEW Vertrauensmann/frau auf das "Schweinesystem" schimpfen, aber bitte aus dem Beamtenstatus.
Lowandorder
@M.Wistrach Na - ängstlich - war die Perle ja scheint’s nich & Art 5 GG gilt auch für Beamte.
kurz - Die Mütter & Väter des Grundgesetzes waren lebenskluge Menschen. Sojet vermiß ich zunehmend
4813 (Profil gelöscht)
Gast
Aus Sicht eines DDR Bürgers war die Verfolgung der Kommunisten in der BRD Notwehr.
Ich durfte einige dieser Menschen kennen lernen. Die haben mir erzählt, wie gut es mir in der DDR geht. Und sind dann Abends mit dreißig Silberlingen in der Tasche in den Westen gebraust.
alterego
Historische (Fehl)-Entscheidungen sollten in deren Kontext bewertet werde. Der kalte Krieg, die (damals noch laufenden) sozialistischen Experimente (die trotz der bereits erkennbaren Probleme sehr viele engagierte Unterstützer hatte), die RAF, die Angst, den nach 1945 mühsam erarbeiteten Wohlstand zu verlieren usw.
Letztendlich hat es die Gesellschaft geschafft, den damaligen Kurs zu korrigieren.
Pfanni
Es sollte nicht vergessen werden, dass die Linken von damals nicht direkt mit der heutigen Linkspartei und deren Anhängern vergleichbar sind. Die damaligen K-Gruppen, allen voran die aus der DDR finanzierte DKP strebten das in der Sowjetunion und deren Satellitenstaaten (einschl. DDR) praktizierte sozialistisch-kommunistische Gesellschafts- und Wirtschaftssystem an. Also das System, von dem sich die DDR-Bürger 1989 befreiten.
Der „Schock darüber, was der Staat alles über einen erfuhr, sammelte und speicherte“ wäre zum Normalzustand geworden, wenn sich die DDR (einschl. StaSi) mit Hilfe der westdeutschen Linken auf ganz Deutschland ausgedehnt hätte.
Die Linken, die damals in den Staatsdienst treten wollten (insbes. in das Bildungswesen), taten das nicht etwa, weil sie so „angepasst“ gewesen wären, sondern weil es ihnen darum ging, den Staat von innen heraus zum Einsturz zu bringen.
Sandor Krasna
@Pfanni Ich finde es interessant, wie sehr die Argumente der Verteidiger der BRD-Berufsverbote, denen ähneln, die die Repressionen der DDR gegen Oppositionelle verteidigen:
Vom Ausland finanziert, wollen die Zersetzung des Staates…
47360 (Profil gelöscht)
Gast
Ein Walter Krickeberg, Mitherausgeber der NS Zeitrschrift für Rassekunde wurde gleich nach 1945 in Berlin SPD Mitglied, natürlich wusste die Berliner SPD, wer das war. Es wurde ein Deal gemacht und der Deal bewahrte Krickeberg vor Entnazifizierungsverfahren, SPDler waren von den Verfahren pauschal ausgeschlossen. Der Vorgang liegt im Archiv der FU.
Die SPD verhielt sich scheinheilig und natürlich wusste Willy Brandt von solchen Vorgängen, ohne was zu sagen. Die SPD selbst integrierte sofort Stützen der NS Ideologie und sah keinen Widerspruch. Krickeberg war kein Einzelfall.
Wer wegen NS-Nähe etc. nicht öffentlich arbeiten durfte, konnte schnell SPD Mitlgied werden, damit waren die inquisitorischen Befragungen pauschal gewonnen. Man konnte so als selbst zunächst abgelehnter Bewerber Lehrer werden und sogar leitender Regierungsdirektor im Bereich Schule, um dann linke Lehrer zu entlassen. Bspw. in Hessen.
Von wegen, die 68er hätten sich mit sowas auseinandergesetzt, die SPD galt als sakrosankt und über die angeblich so kritischen Jusos darf man sich wundern, die nur bei der CDU und anderen Belastete entdeckten.
Wer also zunächst nicht Lehrer werden durfte, weil in den Befragungen NS Funktionsträger vehement verteidigt wurden, durfte dann als SPD Mitglied nicht nur Lehrer werden, aber sogar leitender Regierungsdirektor im Bereich Schule in Hessen und dort dann mit Inbrunst linke Lehrer in die Mangel nehmen und feuern oder die Übernahme vorab verhindern. Man verhinderte so Leute, deren Gegner man von vornherein selbst schon zu NS Zeiten gewesen war.
Mit der Person konnte ich selbst noch sprechen, die Person sah keinen Widerspruch. Die zuständige SPD reagierte nicht. Auch nicht zu Krickeberg etc.
Picard
Nicht der Radikalenerlaß, der Verfassungsschutz hat sein Gewohnheitsrecht über die Jahre ausgebaut. Der Spitzel ist und bleibt eine menschliche Errungenschaft, wir werden das Spitzelleben noch eine Zeit lang genießen.
Lowandorder
☕️☕️☕️ short cut - einigen wir uns auf
Extremistenbeschluß - das Orijinal &
Willys Versagen!
unterm—— servíce — 🧑🎄🎅🏻 -
de.wikipedia.org/wiki/Radikalenerlass - dort “kurz“ ist Quatsch —
Und - selbst Ohwie - 😇 - verging das Lachen. Aber Hallo •
Na Mahlzeit
Toni Zweig
Im Artikel fehlt der Hinweis auf die RAF, deren Treiben sich subkutan natürlich auch auf die Sichtweisen auf andere "linke" Gruppierungen auswirkte und die gesellschaftliche Polarisierung enorm beschleunigte.
Nikolai Nikitin
@Toni Zweig Ebenso fehlt in dem Artikel, dass die DKP - wie sich spätestens ab 1990 tatsächlich zeigte – mit jährlich etwa 70 Mio DM von der DDR unterstützt wurde und in der Zeit des Kalten Krieges durchaus nicht als Partei des freiheitlich-demokratischen Systems angesehen werden konnte.
86548 (Profil gelöscht)
Gast
@Toni Zweig Damit sprechen Sie den entscheidenden Punkt an. Ohne Andreas und Gudrun hätte es diesen Erlass, der ja von einer linken Regierung durchgesetzt wurde, nie gegeben.
Lowandorder
@86548 (Profil gelöscht) Ehra “entscheidender Punkt“ - ist doch nichemal die halbe Wahrheit!
“ Adenauer-Erlass ist die umgangssprachliche Bezeichnung für den am 19. September 1950 von der Bundesregierung unter Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) gefassten Beschluss zur Verfassungstreue der öffentlich Bediensteten in der Bundesrepublik Deutschland. Dadurch war es diesen Personen verboten, Mitglied in Organisationen zu sein, die die Bundesregierung als verfassungsfeindlich einstufte.“
de.wikipedia.org/wiki/Adenauer-Erlass
&
“ Der erste neue Radikalenerlass nach dem Adenauer-Erlass, der weiterhin galt, wurde im sozialliberal regierten Hamburg erlassen, wo die SPD-Spitze auch eine Unterwanderung der eigenen Partei fürchtete. Da einige Bundesländer Ähnliches planten, galt es zudem, einer Zersplitterung des Beamtenrechts vorzubeugen und einheitliche rechtsstaatliche Standards zu schaffen. Das Prinzip der Wehrhaften Demokratie wurde dafür zur Rechtfertigung herangezogen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD) sagte dazu: „Ulrike Meinhof als Lehrerin oder Andreas Baader bei der Polizei beschäftigt, das geht nicht.“[7]
Im Januar 1972 wurde der einheitlich für die Bundesrepublik Deutschland und Westberlin geltende, später „Radikalenerlass“ genannte Beschluss gefasst.“
de.wikipedia.org/wiki/Radikalenerlass
kurz - Die angezogenen “Gründe“ ändern doch nichts daran - daß der ganze Käse - insbesondere die Durchführung in weiten Teilen höherrangigem Recht widersprach.
Zumal das Teil keinerlei Rechtsqualität hatte •
Aber die selbsternannten staatstragenden Kräfte feiern immer wieder fröhliche Urständ! Gelle.
Na Servus
86548 (Profil gelöscht)
Gast
@Lowandorder Das Zitat von Kühn kannte ich nicht, bestätigt aber meine Vermutung. Danke für den Hinweis.
Lowandorder
@86548 (Profil gelöscht) Gern. Daß es sojet Erlaß - Adenauer-Erlaß - seit 1950 gab - ist ehna scheint’s entgangen - sowie -
“ kurz - Die angezogenen “Gründe“ ändern doch nichts daran - daß der ganze Käse - insbesondere die Durchführung in weiten Teilen höherrangigem Recht widersprach.
Zumal das Teil keinerlei Rechtsqualität hatte •
Aber die selbsternannten staatstragenden Kräfte feiern immer wieder fröhliche Urständ! Gelle.
Na Servus “
Rosinenpickerei - ist euer Handwerk •
Bitter - aber wahr.
05989 (Profil gelöscht)
Gast
@86548 (Profil gelöscht) Das sehe ich nicht so. Zum Zeitpunkt des Radikalenerlass war es in der öffentlichen Wahrnehmung noch die "Baader-Ensslin-Bande" und nicht die kommunistische Weltrevolution. Die RAF spielte sicher eine Rolle, aber der Radikalenerlass wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch ohne RAF gekommen.
2. Juni, RZ und Rote Zora gründeten sich übrigens alle nach dem Radikalenerlass.
Ich war zu dem Zeitpunkt ein Kind, aber meine Eltern haben später erzählt, dass der Radikalenerlass eher Sympathie für die extreme Linke erzeugte, weil der repressive Staat mit seinen Altnazis noch ungemütlicher erschien.
Plewka Jürgen
@05989 (Profil gelöscht) Das ist falsch ... ich bin in den 70er Jahren politisch sozialisiert - nach 1972 blickte man auf die Bundesrepublik nicht mehr als "Staat der Altnazis". Die Ablehnung des Radikalenerlasses in weiten Teilen der Bevölkerung - vor allem der Jugend - resultuerte nicht aus einer Sympathie für die radikale Linke, sondern aus der Tatsache, dass es eine Regelanfrage beim Verfassungsschutz gab vor der Verbeamtung/ dem Referendariat. D.h., dass A L L E jungen Lehramtsanwärter/ zukünftigen Briefträger etc. zunächst unter Verdacht standen und über sie Daten erhoben wurden. Ich persönlich erlebte in den 80ern, dass ein Kommilitone, der auf einer "Linken Bündnisliste" mit mir gemeinsam für das Studentenparlament kandidiert hatte, bei einer Reserveübung der Bundeswehr vom MAD vorgeladen wurde und Fragen zu dieser Liste und seiner Kandidatur beantworten sollte. Hat er dann - ohne Folgen - nicht gemacht. Aber die Vorstellung, dass ein Geheimdienst der BRD an einer unbedeutenden Hochschule (Duisburg) zu einer unbedeutenden Hochschulgruppe (bestand lediglich ein Jahr) recherchierte, war schon erschreckend.
Lowandorder
@Plewka Jürgen Danke. Ja - So sindse - die Schlapphüte im Doppelpaß mit der jeweiligen “Einstellungs“Verwaltung* - gern auch wenn‘s paßt - in der laufenden Dienstzeit.
unterm—— * wobei wobei —-
Die für Einstellungen Zuständigen - ohnehin - aus der Machtposition heraus - gern dazu neigen: “Über die Zäune zu fressen.“ Wie ich nicht nur aus eigener Einstellung wie auch anderer - sowie mit gut zehn Jährchen Dienstrecht als VerwRi nur zu gut weiß.
kurz - Gesinnungsschnüffelei as usual •