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5 Jahre Schulstreik von Greta ThunbergLängst nicht mehr die Einzige

Vor 5 Jahren begann die damals 15-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg ihren „Skolstrejk för klimatet“. Danach war nichts mehr wie vorher.

Greta Thunberg mit anderen Ak­ti­vis­t:in­nen bei der Klimakonferenz in Bonn im Juni 2023 Foto: Wolfgang Rattay/reuters

Stockholm taz | Am ersten Tag saß Greta Thunberg allein im Schneidersitz vor dem Gebäude des schwedischen Parlaments in Stockholm. Neben sich ihr Fahrrad, der Schulrucksack, Schulbücher, eine Trinkflasche und ein Sperrholzschild mit der selbstgemalten Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“.

Es war Montag, der 20. August 2018. Schwedens heißester Sommer, seit man vor über 250 Jahren mit systematischen Aufzeichnungen angefangen hatte, das Wetter zu registrieren, ging zu Ende. Es hatte teilweise verheerende Waldbrände gegeben. Die Schule hatte wieder begonnen, für die 15-jährige Greta Thunberg die 9. Klasse.

Aber sie wolle schulstreiken und drei Wochen lang, bis zum 9. September, dem Tag der Parlamentswahl, ihre Schulaufgaben nicht in der Schule, sondern hier vor dem Reichstag machen, erklärte sie der taz: „Es ist mein Protest dagegen, dass kein Politiker die Klimafrage so ernst nimmt, wie sie genommen werden muss.“

Am Folgetag saß sie schon nicht mehr allein da und am Freitag dieser ersten Protestwoche war die Gruppe der SchülerInnen und Erwachsenen neben dem „Skolstrejk för klimatet“-Schild bereits auf rund drei Dutzend angewachsen. Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen berichteten von der Aktion und natürlich gab es erste Debatten: Haben wir in Schweden etwa keine Schulpflicht?

Bis Jahresende schlossen sich 300 dem Protest an

„Ich werde ab jetzt an jedem Freitag weiter streiken“, verkündete Greta Thunberg zwei Wochen später, am Freitag vor der Wahl, zu der ihre Aktion eigentlich enden sollte. „Fridays for future“ sollten das werden und sie rief SchülerInnen und StudentInnen in aller Welt auf, ihrem Beispiel zu folgen. Als Erstes taten dies schon in der darauffolgenden Woche SchülerInnen in Den Haag. Bis zum Jahresende hatte sich die Protestform auf nahezu 300 Orte mit Zehntausenden TeilnehmerInnen weltweit ausgebreitet. Im darauffolgenden Jahr waren es geschätzte 4 Millionen in 161 Ländern, was als größte Klimademonstration der Geschichte gilt.

Spätestens seit ihrem Auftritt auf der Klimakonferenz COP 24 im Dezember 2018 im polnischen Katowice war der Name Thunberg auch international ein Begriff. Dort hatte sie UN-Generalsekretär António Guterres und andere PolitikerInnen angeklagt: „Ihr sagt, dass ihr eure Kinder über alles liebt. Und dennoch beraubt ihr sie direkt vor ihren Augen ihrer Zukunft“. 16 Monate nach ihrem ersten Schulstreiktag hob sie das Time Magazine im Dezember 2019 als „Person of the year“ auf ihre Titelseite. Sie sei „das Gesicht der globalen und von der Jugend geführten Klimabewegung“.

„Es ist fantastisch, wieder in der Schule zu sein“, hatte Thunberg im August 2020 auf Instagram geschrieben, nachdem das Sabbatjahr zu Ende war, das sie sich genommen hatte, um sich ganz weltweiten Klimaaktionen widmen zu können. Da hatten Corona-Beschränkungen aber schon viele ursprüngliche Pläne durchkreuzt. Zwar sei „das letzte, was Greta sich gewünscht hatte“, die von Covid-19 erzwungene Pandemie-Pause gewesen, äußerte ihr Vater Svante im vergangenen Jahr, aber „anderthalb Jahre in Schweden festzusitzen, war wohl faktisch gut für sie“.

Nach der Schule

Hier fing Fridays for Future an: Greta Thunberg in Stockholm im August 2018 Foto: Jessica Gow/TT/imago

Vor zweieinhalb Monaten machte die 20-Jährige ihr Abitur und verkündete gleichzeitig, dass mit dieser 251. Woche nun auch zwangsläufig ihr Schulstreik ende – nicht aber ihr Protest. Es habe sich zwar „viel geändert, seit ich anfing, aber es ist noch ein weiter Weg“. Und „noch immer geht die Entwicklung in die falsche Richtung“. Der Kampf habe deshalb erst begonnen.

Auf der Online-Plattform X (ehemals Twitter) zeigen Fotos sie statt des „Schulstreik“-Schilds nun allwöchentlich mit einem mit der Aufschrift „Climate Action Now“ und sie zählt weiter: der 18. August, die Woche 261 seit August 2018. Aus den 27 Twitter-Followern von damals sind mittlerweile 5,7 Millionen geworden.

Wie es weitergeht? Über Greta Thunbergs eventuelle Studienpläne ist offiziell noch nichts bekannt. Vor einiger Zeit sagte sie, sie würde gerne etwas studieren, das nichts mit Klima zu tun hat, weil das ja bedeuten würde, dass die Klimakrise unter Kontrolle sei. Sie engagiert sich für Frauen in Afghanistan und die Rechte indigener Völker.

Nach einer kürzlichen ersten Verurteilung wegen der Teilnahme an einer Verkehrsblockade vor einem schwedischen Ölhafen droht ihr eine weitere wegen einer ähnlichen Aktion. Und sie ist eine der KlägerInnen, die den schwedischen Staat in einem Klimaprozess verklagt haben. Aber erst einmal ist am 15. September wieder globaler Fridays-For-Future-Klimastreik.

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7 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Danke an Greta und die Letzte Generation. Verlacht, verspottet und kriminalisiert. Aber sie haben wenigstens die Chuzpe sich zu wehren. Was nicht viele von sich behaupten können.

    • @Tom Lehner:

      FFF wurde nicht kriminalisiert.



      Vor Gericht landeten jene von der LG wegen Sachbeschädigung oder Nötigung.. Also bitte nicht FFF dahingehend instrumentalisieren..

      • @Rudolf Fissner:

        Das wurden sie sehr wohl. Wie viele andere Klimaaktivisten auch. In Bayern ist das Wort "Widerstand" ein Synonym für Kriminalisierung.

  • Schön der Schlusssatz aus dem Artikel vom 27.8.2018 : "„Mal sehen, wie viele wir jetzt am Montag sind.“ Tja, hat geklappt. Danke.

  • Egal wie man zu ihr und der Klimabewegung steht, klever ist Greta auf jeden Fall.



    Mich würde interessieren was ihr persönlich ihr Engagement für das Klima durch Buchverkäufe, Preisgelder etc. eingebracht hat und ob aus diesen Einnahmen ein Großteil als Spende der Umweltbewegung zugute kam, wäre bei ihrem Idealismus ja nur logisch.

    • @Filou:

      Sie hat sich bestimmt nicht planvoll bereichert wie ein Teil unserer lobbyhörigen Volksvertreter.



      Und was ist daran verwerflich, wenn sie einen Teil ihrer Einkünfte behält ohne den sofort für ihre (und unsere) Ziele zu spenden? Wer tut das?



      Wir sollten vielmehr dankbar sein für jeden Impuls, der den Kahn von seiner bedenklichen Route weg bewegt!