2020 war ein Jahr ohne Live-Konzerte: Das nächste Jahr wird großartig
Das Jahr ist bald rum. Gut so, meint unser Autor. Denn es kann ja nur besser werden. Vor allem für die arg gebeutelte Konzertbranche.
D as Jahr 2020 ist jetzt eigentlich gelaufen. Da wird nicht mehr viel passieren, vorausgesetzt, es kommt in den USA nicht doch noch zum Bürgerkrieg und man muss wieder den ganzen Tag lang CNN glotzen, was wirklich nicht erstrebenswert ist. Der Dezember wird wahrscheinlich noch ziemlich trüb und öde, und man wird sich nur wünschen, dass er endlich zu Ende geht, damit man einen Haken unter dieses ganze verdammte Jahr machen kann.
2021 dagegen wird großartig, da bin ich mir sicher. Der Impfstoff wird kommen, und die Coronaspinner werden sich neue Themen suchen müssen, mit denen sie verhaltensauffällig sein können. Meine Mund-Nasen-Masken werde ich rituell verbrennen und nur eine aufheben für das nächste Mal Halloween. Und ich werde mir vor allem so viele Live-Konzerte ansehen wie noch nie zuvor in meinem Leben. Es wird ja schließlich auch ein Konzertjahr werden mit einem Überangebot, wie es wahrscheinlich einmalig ist in der Geschichte der Menschheit. Weil die ganzen Live-Events, die dieses Jahr ausfallen mussten, dann nachgeholt werden, zusätzlich zu den für 2021 regulär geplanten Shows.
Schaut man sich die Programmplanung der diversen Konzertveranstalter an, trauen diese dem Januar 2021 freilich noch nicht so richtig über den Weg. Der Monat wird von der Branche lieber noch gemieden. Aber schon im Februar soll es dann wieder so richtig rundgehen in den Berliner Konzerthallen. Der Winter werde schwer, warnt die Kanzlerin, und Chefvirologe Christian Drosten glaubt, auch zu Ostern werde Corona noch nicht verschwunden sein. Doch die Wette der Veranstaltungsbranche lautet: Der prognostizierte schwere Winter ist einfach schon Ende Januar vorbei, und auch ein Virologe kann sich mal irren.
Ab Februar soll das Konzertjahr 2021 jedenfalls beginnen, und zwar mit Vollgas. Zuerst kommen kleinere Bands, bei denen den Konzertorganisatoren nicht so viel Geld durch die Lappen gehen würde, falls man deren Auftritte doch noch einmal verlegen müsste. Aber im Laufe des Jahres werden die Namen der Acts, die Berlin endlich mal wieder besuchen wollen, immer bekannter und größer: Apokalptica, Nena, Paul Weller. Und im Sommer, wenn Corona immer mehr zur blassen Erinnerung gerinnt, werden die echten Popgiganten erwartet: Patti Smith, Sting, Iron Maiden, diese Liga.
The Coronas kommen im Mai nach Berlin
Interessant werden dürfte auch der Auftritt einer irischen Band Anfang Mai im Frannz-Club mit einem Namen, bei dem sie sich in letzter Zeit wohl schon des Öfteren dachte, sie sollte ihn vielleicht noch einmal überdenken: The Coronas. Die Band existiert bereits seit dreizehn Jahren, es ist also nicht zu befürchten, dass sie sich selbst als Themencombo zur Pandemie versteht.
Immerhin kann sie sich sicher sein, dass ihr aktueller Name vielleicht ein kleines bisschen weniger ungute Assoziationen auslöst als der, den sie sich zu Beginn ihrer Karriere gegeben hat. Da hießen die Dubliner nämlich schlicht und einfach Corona. Man darf vor allem gespannt darauf sein, welche Namenswitze sich die Band für ihre Show ausgedacht hat.
Ein echtes „Highlight“ dürfte auch der Auftritt von Xavier Naidoo Anfang August in der Zitadelle Spandau werden. Wird Attila Hildmann hier den Voract geben, Reden schwingen oder doch bloß fürs Catering sorgen? Wie viele Reichsflagen werden zu sehen sein? Und wird der bemitleidenswerte Barde aus Mannheim ständig in alle Richtungen deutbare Sätze mit dem Buchstaben Q formulieren? So was in der Art vielleicht: „Quark macht die queere Merkel stark“ oder „Quantenphysik ist Qualität im Quadrat“?
Ich glaube, ich werde mir das Konzert des abgrundtief gefallenen Sangeskünstlers wirklich antun. Um mich in diesem wunderbaren nächsten Sommer nochmals daran zu erinnern, wie furchtbar das Jahr 2020 wirklich war.
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