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20 Jahre Erneuerbare-Energien-GesetzNichts für die Ewigkeit

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Das Erneuerbare-Energieren-Gesetz (EEG) hat Solar-und Windkraft voran gebracht. Doch es braucht einen Systemwechsel.

Vergangenheit und Gegenwart: Windräder vor dem Kohlekraftwerk Jänschwalde Foto: Patrick Pleul/dpa

Z wanzig Jahre – Zeit, Bilanz zu ziehen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG, hat ohne Zweifel einiges bewirkt und dabei weltweit ausgestrahlt. Zum Beispiel hat es die Photovoltaik billig gemacht, indem es die Massenfertigung von Solartechnik vorantrieb. So werden heute in diversen Ländern Solarstromanlagen aufgebaut, die keiner Förderung mehr bedürfen. Wenn im Jahr 2020 weltweit zwischen 110 und 130 Gigawatt Photovoltaik neu installiert werden – so die aktuellen Schätzungen –, ist das auch ein Erfolg des EEG.

Ebenso fußt der globale Boom der Windkraft, die in diesem Jahr auf etwa 700 Gigawatt anwachsen dürfte, stark auf technologischen Entwicklungen, die vom EEG angestoßen wurden. Erstmals könnte nun im Jahr 2020 die Stromerzeugung aus Wind und Sonne weltweit die Menge an Atomstrom übersteigen. Ein symbolträchtiges Ereignis.

Doch aller Erfolge der Erneuerbaren zum Trotz: Das EEG hat sich überlebt. Und man hat es in Deutschland bisher nicht geschafft, eine vernünftige Anschlussregelung zu finden. Statt dessen halten Politik und Wirtschaft weiterhin an einem System fest, das zwar seine Verdienste hatte, aber eben nicht für die Ewigkeit taugt.

Die Stromwelt einfacher machen

Ein Systemwechsel ist damit überfällig. Zeit, die Erneuerbaren dem Markt zu überlassen und die fixen Einspeisevergütungen zu überwinden. Zeit, die Energiewende durch Druck von der anderen Seite zu forcieren –indem man CO2-Emissionen so spürbar verteuert, dass der Ökostrom sich von allein durchsetzt- ganz ohne Fördergelder.

Ein solcher Systemwechsel hätte viele Vorteile. Die bei Stromkunden so ungeliebte EEG-Umlage würde mehr und mehr zurückgefahren, die oft kritisierten EEG-Befreiungen für die Industrie würden zugleich an Relevanz verlieren. Und die ganze Stromwelt würde wieder einfacher. Denn während jeder, der des Lesens mächtig war, das EEG des Jahres 2000 noch verstehen konnte, geht nach vielen Novellen heute ohne Rechtsberatung oft gar nichts mehr.

Danke, EEG und schön, dass wir Dich hatten! Aber für das neue Jahrzehnt braucht die Energiewende neue Ideen.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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10 Kommentare

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  • Eine Freistellung von Strom aus (neuen Anlagen zur Stromerzeugung mit) erneuerbaren Energien von den Sonderabgaben für Strom könnte schon mal einen Boom in die Wege leiten. Nachdem zu anderen Zeiten ja immer noch anderer (auch fossiler) Strom zum Einsatz käme, könnte der EEG-Finanzbedarf eben auf diesen Verbrauch umgelegt werden.

  • Gegenvorschlag: die Subventionen, die direkt und indirekt in Öl, Gas und Kohle fliessen werden zu Subventionen für die Erneuerbaren umgewidmet.



    Und die EEG-Umlage wird sinnvoll umgebaut: Industrie zahlt immer, Privathaushalte erst ab einer einem bestimmten Verbrauch.

  • Liest man die Überschrift denkt man sofort an die EU.

  • Die Probleme des EEG mal zusammen gefasst:



    Strom für die Industrie subventioniert der Bürger. Für den ist der Strom extrem teuer!



    Für die Industrie ist der Strom noch billiger wenn man viel verbraucht. Seit Jahren wird nicht in Energieeffizienz investiert. Uralt Anlagen laufen munter weiter. Es gibt für die Industrie keine Anreiz Strom zu sparen!

    Wenn es nicht von den Grünen wäre, die CDU und FDP wären heute froh auf diese geniale Idee gekommen zu sein!

    • @danny schneider:

      Diedr Änderung vom dem Gesetz kam von der FDP. Der Effekt wird vom Frauenhofer Institut übrigens das Erneuerbare Energie Gesetz Paradox genannt.

      • @Upgrade:

        Nachtrag: ist so etwa wie das Dosenpfand... was hats uns gebracht? Tonnen dünnwandiger PET Flaschen.

        Irgendwer hat da irgendwas nicht so ganz zu Ende gedacht, oder?

      • @Upgrade:

        schon klar... kann mich aber an keine substanzielle Kritik von den grünen Erinnern... wenn sich die Spitze äußert zum EEG, ist das doch immer positiv.

  • Das ist, mit Verlaub, Quatsch mit Sosse.

    Wenn Sie sich von Ast zu Ast hangeln, dann lassen Sie die linke Hand erst los, wenn... *richtig*!

    Wenn die Rechte Halt gefunden hat. Sonst *plumps*.

    Wir haben noch nicht mal einen Plan, wie das mit der CO2-Bepreisung funktionieren soll. Die Lobbyisten des "weiter so" haben die höchsten Posten der Bürokratie besetzt, gebären ständig kleine Mäuse und erheben ein lautes gegackere um (fast) nichts.

    Haben Sie gemerkt, was Herr Altmaier bei der letzten glorreichen Runde bewerkstelligt hat? Die Investitionen der Kohlelobby zu sichern! Ja wie soll die Wirtschaft hier "funktionieren", wenn ihr die Rückkopplungsschleife fehlt? Wenn sich für RWE weiter lohnt, in Kohle zu investieren, um Entschädigung zu kassieren?

    Die ungeliebte EEG-Umlage. Das ist der Punkt, an den sogar Herr Lindner zum Verteidiger der Armen wird. Bei den Mieten, die ein Zehnfaches der Ausgaben armer Haushalte ausmachen? -- brüllende Stille.

    Nein, ohne eine Idee zu haben, wie eine belastbare Alternative zum EEG aussieht -- nein.

    • @tomás zerolo:

      eine belastbare Alternative zum EEG?

      Ganz einfach: wer verbraucht zahlt. Also überwiegend die Industrie. Und nein, es wird keine Arbeitsplätze kosten, niemand wird ins Ausland gehen.

      Wäre auch ganz einfach das die EU definiert: auf das was im Ausland dreckig produziert wird zahlt man beim Import EEG, so das man davon keinen Vorteil hat. Firmen die im Ausland dreckig produzieren werden hier dafür besteuert.

      Nur mal so als Idee: bei Merkels erster Energiewende (1ter Atomausstieg) wurde in Fachblättern für Ingenieure postuliert das goldene Zeiten anbrechen: moderne Antriebe und Steuerungen bieten locker 25% Energieersparnis. OK, man müsste halt kräftig investieren... 2 180° Wenden später redet davon niemand mehr. Warum? Energie ist billig. Hier. Jetzt. Für die Industrie!

      • @danny schneider:

        Sie meinen eine robuste CO2-Belastung, entweder über Steuer oder Emissionshandel?

        Von mir aus: aber ich würde das EEG erst loslassen, wenn o.a. auch glaubwürdig durchgesetzt werden kann. Im Moment sieht es wenig danach aus.