Erneuerbare Energien in Niedersachsen: Mehr Flächen für Windräder
Der niedersächsische Umweltminister will bei der Windenergie wieder nach vorne kommen. Gleichzeitig wartet man auf Regelungen auf Bundesebene.
Aktuell habe man Anlagen mit einer Energieleistung von 640 Megawatt (MW)genehmigt, aber 500 MW davon steckten in Widerspruchs- und Klageverfahren fest, sagt Lies. Weitere 1.000 MW seien beantragt und in der Prüfung, mit weiteren Anträgen mit bis zu 1.300 MW rechnet das Ministerium noch in diesem Jahr.
Förderung für alte Anlagen läuft aus
Doch das ist nicht genug: Denn gleichzeitig laufen in diesem und in den kommenden Jahren die Förderungen für zahlreiche alte Anlagen nach dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) aus. Am Ende, sagt Lies, könnte in Niedersachsen in den kommenden fünf Jahren rund 35 Prozent weniger Windenergie gewonnen werden – was die ehrgeizigen Klimaschutzziele in weite Ferne rücken lässt.
Mit einem Runden Tisch versucht Lies nun also dem Stillstand zu begegnen. An dem saßen unter anderem Vertreter des Niedersächsischen Städtetages für die Kommunen, der Landesverband Erneuerbare Energien, der Naturschutzbund Nabu und die IG Metall und bemühten sich, konkrete Vorschläge zu erarbeiten, wie sich die Situation verbessern ließe.
Allerdings mit dem Vorbehalt, dass man in einigen Punkten noch auf Bundesregelungen wartet: Das gilt sowohl für die Beteiligung der Kommunen an der Wertschöpfung als auch für die Debatte um Mindestabstände zur Wohnbebauung – die Niedersachsen rigoros ablehnt.
Mindestabstände lehnt Niedersachsen ab
Der Runde Tisch hat sich drei Aktionsfelder vorgeknöpft: die Flächenverfügbarkeit, die Verfahrensbeschleunigung und Maßnahmen zur Erhöhung der Akzeptanz. Bei der Flächenverfügbarkeit will Niedersachsen einen Flächenbedarf von 1,4 Prozent bis 2030 und 2,1 Prozent ab 2030 im Landesraumordnungsprogramm und im Windenergieerlass für solche Anlagen festschreiben. Damit soll die Position der Kreise und Kommunen bei der Ausschreibung der Flächen gestärkt werden.
Gleichzeitig will Niedersachsen die Beratung verbessern, um Genehmigungsverfahren schneller und rechtssicherer abwickeln zu können. Windenergie im Wald soll in Einzelfällen genehmigt werden, obwohl es hieran viel Kritik gibt. Und dem Thema Repowering – also der Ertüchtigung und Erneuerung alter Anlagen – soll ein ganz besonderes Augenmerk gelten.
Lies drängt auch darauf, den Schutzradius um Flughäfen von 15 auf 10 Kilometer zurückzuschneiden. Hier – bei den schon etablierten Standorten und in der Umgebung von Flughäfen – glaubt er, ließen sich am schnellsten Flächen verfügbar machen, ohne sich Klagen einzuhandeln.
Beim Artenschutz soll es eine bessere Datenerhebung und Schutzprogramme für durch Windenergie gefährdete Arten geben. Die Grüne Opposition hält dieses Maßnahmenbündel insgesamt für richtig, aber zu vage – vor allem, weil die Finanzierung wichtiger Punkte nicht geklärt sei. „Es ist zu spät für bloße Ankündigungen“, sagte die energie- und umweltpolitische Sprecherin der Grünen Imke Byl.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?