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2 Jahre Coronapandemie in BerlinIm Zweifel für den Kinderschutz

Nach dem ersten harten Lockdown im Frühjahr 2020 blieben die Schulen in Berlin offen. Im Rückblick muss man sagen: Das war konsequent.

Als auch die Kuscheltiere Maske trugen: Kurz nach dem zweiten Schul-Lockdown im Februar 2021 Foto: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Berlin taz | Es war ausgerechnet ein Freitag, der 13., als die damalige Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) im März 2020 nach einer Sondersitzung des Senats verkünden musste, dass die Schulen und Kitas quasi übers Wochenende geschlossen werden. Deutschland begab sich damals in den ersten (und im Rückblick umfassendsten) Coronalockdown. Plötzlich Homeschooling – das änderte den Alltag der meisten Berliner Familien schnell, heftig und nachhaltig.

Und in der Regel war es keine Veränderung zum Guten: Eltern balancierten zwischen Zoom-Konferenzen für den Job und Homeschooling mit den Kids schnell am Rande des Burnouts. Und als die Kinder nach den Osterferien Ende April 2020 nach und nach wieder in den Schulen auftauchten, sahen Leh­re­r*in­nen mit Erschrecken, welchen Tribut die Homeschooling-Wochen bei vielen gefordert hatten: Kinder, die zu Hause wenig bis gar nichts gelernt hatten, weil die Eltern nicht für sie da waren oder nicht da sein konnten. Kinderärzte schlugen Alarm, weil sie ziemlich schnell sahen, was das Schließen von Schulen und Sportvereinen mit Kindern physisch und psychisch anrichtete.

Schulleitungen sagen heute, mit Rückblick auf die letzten zwei Jahre, sie mussten noch nie so viele Schulhilfekonferenzen für einzelne Schü­le­r*in­nen anberaumen wie in den vergangenen zwei Jahren.

Der Frühjahrslockdown 2020 in den Schulen blieb der einzige Lockdown für die Berliner Schulen. Auch unter eben diesen Eindrücken, die ihr aus Schulen und von Kin­der­ärz­t*in­nen zugetragen wurden, hielt Ex-Bildungssenatorin Scheeres daraufhin eisern an ihrem Kurs fest: Die Schulen müssen offen bleiben.

Vor dem ersten Coronaherbst 2020 hatte sie dafür einen Stufenplan durchgesetzt, der sicherstellen sollte, dass auch bei wieder steigenden Inzidenzen die Gesundheitsämter einzeln auf jede Schule schauen sollten. Statt pauschal wieder alles dicht zu machen, sollten nur einzelne Schulen in den Lockdown müssen.

Hat das funktioniert? Zu Beginn war der Stufenplan tatsächlich ein Modell, das dann auch andere Bundesländer übernahmen. In Berlin hatte man sich, im ewigen pandemischen Konflikt zwischen Gesundheitsschutz (insbesondere auch für die Beschäftigten in Kita und Schule) und Kinderschutz im Zweifel für den Kinderschutz entschieden – also für offene Schulen.

Das provozierte, je nach Inzidenzlage, viel Kontroverse. Und in der Rückschau, in der man ja immer schlauer ist, kann man sagen: Das war eine politische Entscheidung, die vielleicht hätte schief gehen können – aber es war immerhin eine Entscheidung, eine Linie, auf die sich Eltern, Kinder und die Schulen verlassen konnten. In Berlin blieben die Schulen offen. Ob sie vielleicht auch nur deshalb offen blieben (und man damit auch eine hohe Inzidenz bei Kindern in Kauf nahm), damit die Erwachsenen ungestört ihrer Erwerbsarbeit nachgehen können, mag je­de*r für sich selbst entscheiden.

Geimpft und geboostert

Im Winter 2021 kam dann Omikron: Die Inzidenzen gingen durch die Decke, die Gesundheitsämter kapitulierten und setzten die Kontaktnachverfolgung aus – gleichzeitig waren aber inzwischen die allermeisten Lehrkräfte geimpft und geboostert, es gab Impfstoff auch für jüngere Kinder. Sprich: Die Situation war und ist inzwischen eine andere.

Auch deshalb kam es durchaus überraschend, dass die neue Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) die Schulen zwar nicht schloss – aber die Präsenzpflicht kurz vor den Winterferien Ende Januar aussetzte (wodurch dann wieder, wie Busse selbst bemerkte, gerne jene Kinder zu Hause blieben, „die auch sonst gerne mal zu Hause bleiben“).

Dass die Schulen zwecks Personalmangel nicht verpflichtet werden konnten, auch den Kindern im Homeschooling ein „Lernangebot“ zu machen, ließ dabei relativ tief blicken: Die Tatsache, dass viele Po­li­ti­ke­r*in­nen in den vergangenen zwei Jahren die Bedeutung der Institution Schule erkannt haben wollen, ändert nichts daran, dass der Fachkräftemangel genauso eklatant ist wie die Tatsache, dass viele Schulen digital immer noch mangelhaft ausgestattet sind.

Was bleibt, nach zwei Jahren Schule in der Pandemie? Vielleicht auch diese Erkenntnis: (noch) zu wenig.

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1 Kommentar

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  • Was bleibt ist auch ein enormer - wenn auch im Vergleich zu anderen Ländern immer noch sehr mangelhafter - Digitalisierungschub bei Kindern, Eltern und Schulen.