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+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Leichen von vier Geiseln an israelische Armee übergeben

Laut der Hamas wurden die Geiseln bei einem israelischen Luftangriff getötet. Eine Untersuchung soll klären, ob es sich um die Familie Bibas handelt.

Israelis warten auf die Übergabe der vier Leichen an das Rote Kreuz Foto: Ronen Zvulun

Tel Aviv/Gaza/Berlin dpa/taz | Das Rote Kreuz hat der israelischen Armee die sterblichen Überreste von vier Leichen übergeben, bei denen es sich nach Hamas-Angaben um tote Geiseln handeln soll. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu teilte mit, die Übergabe habe im Gazastreifen stattgefunden.

Die Leichen waren zuvor in einer Inszenierung der islamistischen Terrororganisation Hamas in Chan Junis im Süden des Küstengebiets an Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben worden: Da standen vier schwarze Särge auf einer Bühne, vor einer Plakatwand mit einem als blutrünstigen Vampir dargestellten israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu. Darunter, vor einer Photoshop-Blutlache die Gesichter von Shiri Bibas mit ihren beiden kleinen Kindern Kfir und Ariel, sowie Oded Lifshitz. Auf der Wand stand geschrieben: „Der Kriegsverbrecher Netanjahu und seine Nazi-Armee töteten sie mit Raketen aus zionistischen Kriegsflugzeugen“.

Manche der schwarz gekleideten und vermummten Milizionäre trugen außerdem verschiedene Kopfbinden: Einer die grüne Binde der Hamas, ein anderer die gelbe der Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden, früher eng mit der Fatah verbunden. Ein weiterer trug eine rote Binde der Nationalen Widerstandsbrigade, der bewaffnete Arm der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas. Ob die Kämpfer tatsächlich zu den auf den Kopfbinden angegebenen Milizen gehören, ist bisher nicht bestätigt.

Bevor die schwarzen Särge in IKRK-Fahrzeuge geladen wurden, stellten die Mitarbeiter des Roten Kreuzes weiße Sichtblenden auf. Sie überdeckten Hamas-Propaganda auf den Särgen mit weißen Tüchern. Das IKRK hatte zuvor mehr Menschenwürde bei der Übergabe von Geiseln gefordert.

Vermummte Männer vor der Plakatwand, vor der die Särge der Geiseln zur Schau gestellt wurden

Bei der Übergabe an die israelische Armee im Beisein eines Militärrabbiners sollten die Särge in blau-weiße israelische Flaggen gehüllt werden. In einem forensischen Institut nahe Tel Aviv soll anschließend ihre Identität festgestellt werden. Zuerst werden die Angehörigen über das Ergebnis informiert. Am Rande des Gazastreifens warteten Dutzende Israelis im strömenden Regen auf den Transport mit den Särgen.

Drei Geiseln mit deutscher Staatsbürgerschaft

Nach Hamas-Angaben und israelischen Medienberichten sollen unter den vier Toten eine Mutter und zwei Kleinkinder sein, die alle auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Bei der vierten Geisel-Leiche handelt es sich den Angaben zufolge um die eines älteren Mannes.

Das Schicksal von Schiri, Ariel und Kfir Bibas ist noch immer nicht zweifelsfrei geklärt. Videoaufnahmen der verängstigen Mutter und ihrer beiden rothaarigen Söhne, die bei der Entführung nach dem Massaker der Hamas-Terroristen im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Nir Oz entstanden, gingen um die Welt.

Hinweis: Wir haben den Text mit fortlaufendem Sachstand aktualisiert.

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24 Kommentare

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  • Die Hamas feiert und lässt sich feiern.

    So manche Leute, die da kleine Revolutionäre sehen, Ches und Fidels in spe, sollten sich das mal genau anschauen.

    Che und Fidel hätten die Augen geschlossen, der Szene den Rücken gekehrt und das sog. Palästina nie wieder betreten.

    SPIEGEL: "Die Hamas hatte am Übergabeort eine Bühne errichtet, zahlreiche jubelnde Schaulustige versammelten sich neben Dutzenden vermummten und maskierten Islamisten in Uniformen zu lauter Musik. Auf der Bühne wurden vier schwarze Särge aufgebahrt, im Hintergrund war der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu als Vampir abgebildet, mit den Bildern der getöteten Geiseln." Dabei eine Mutter mit zwei kleinen Kindern.

    So geht Hamas.

    www.spiegel.de/aus...-98c9-3286b743d3d3

  • Was hat eigentlich die deutsche Regierung für die Freilassung der deutschen Geiseln gemacht?

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Diplomatie hinter verschlossenen Türen vermutlich.



      Hätte sie stattdessen ein militärisches Einsatzkommando schicken sollen?

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Mit großer Sorge darum gebeten, dass Verhandlungen aufgenommen werden, was wiederum der Hannibal-Doktrin widerspricht. Genauso erfolglos, wie die Familienangehörigen der Geiseln.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Genau, nicht dass Sie hier hinterfragen würden wie unmenschlich dass Verhalten der Hamas ist. Aber mal im Ernst, was denken Sie hätte die Deutsche Regierung tun können, damit die Hamas die Geiseln frei lässt?

  • Heldenhafte Leistung eine Mutter und zwei Kleinkinder zu entführen.

    Alle Vorfeld- und Unterstützungsorgsnisationen der Hamas in Deutschland verbieten!

    • @Andi S:

      Ebenso Unterstützung, Billigung, Werbung und Verbot der Nachfolge Organisationen.

    • @Andi S:

      Helden gibt's in dem ganzen Konflikt auf keiner Seite. Aus einem Bunker in Israel heraus Lenkwaffen in Häuser zu feuern, in denen 20, 30 , 50 Männer, Frauen und Kindern sind, die mit dem Anschlag vom 7.10. und der Entführung der Geiseln nichts zu tun haben, ist auch keine Heldentat.

      • @Monomi:

        Wie geht man Ihrer Meinung nach gegen Terroristen vor, die mitten zwischen den Zivilsten sitzen und von denen auch unterstützt werden?

      • @Monomi:

        Ist keine Heldentat. Macht es aber nicht besser.

        Und dann sich schön hinter der Zivilbevölkerung verstecken. Feiglinge und Kriegsverbrecher. Mehr nicht…

        • @Andi S:

          Ach, der alte Spruch... was hätte Israel denn getan, wenn die Hamas Kasernen und Truppenübungsplätze angelegt hätte ? Zugesehen? Und all die illegalen Siedlungen und all die Grenzorte haben natürlich keine israelischen Soldaten ? Waren, bzw sind unter den Geiseln nicht auch Militärangehörige ? Warum heißt das nicht "hinter der Zivilbevölkerung verstecken ?



          Und wo sind eigentlich die Bunker, aus denen heraus die Lenkwaffen gesteuert werden? Darüber, daneben sind in Israel wohl keine zivilen Gebäude ?



          Warum immer diese verschiedenen Massstäbe, mit Forderung, Erwartungen, Vorwürfen, die sich genauso gegen Israel und die Armee erheben ließen ?



          Dass dieses Spiel immer und immer wieder gespielt wird - das sagt etwas über die einseitige Wahrnehmung der Sprecher, Schreiber & Kommentatoren.



          So kommt man in der Bewertung der Ereignisse nicht weiter.Fest steht nur: die einen sind wohlhabend, hervorragend bewaffnet, haben mächtige amerikanische Sponsoren und sind Besatzungsmacht über die anderen, behaupten aber, sie seien "in ihrer Existenz" bedroht durch die anderen. Die sind arm, staatenlos, haben weder Panzer, Schiffe, Flugzeuge noch einen Iron Dome und keine Aussicht auf Änderungen.

      • @Monomi:

        "Aus einem Bunker in Israel heraus Lenkwaffen in Häuser zu feuern, in denen 20, 30 , 50 Männer, Frauen und Kindern sind, die mit dem Anschlag vom 7.10. und der Entführung der Geiseln nichts zu tun haben, ..."

        Woher wissen Sie das? Das kann durchaus möglich sein, aber wir wissen es eben nicht. (Bis auf die Kinder, die überall auf dieser Welt unter den Fehlentscheidungen ihrer Eltern/Großeltern leiden bzw. von den guten Entscheidungen ihrer Eltern/Großeltern profitieren.)

        Für mich persönlich sind die jungen Wehrpflichtigen/Reservisten, die aus anderen Berufen kommen und sich dann ausgebildeten und trainierten Vollzeit-Kämpfern stellen müssen schon eher heldenhaft als diese Vollzeit-Kämpfer, die eine Frau mit ihrem Baby und Kleinkind entführen und töten (lassen).

        • @*Sabine*:

          Diese Reservisten und Reservistinnen haben alle eine der besten militärischen Ausbildungen, die man auf der Welt bekommen kann. An Waffen auf einem technologischen Niveau, von denen die "Vollzeit-Kämpfer" wie Sie sie nennen, nur träumen können.



          "... aber wir wissen es eben nicht... " Wissen diese israelischen SoldatInnen es denn ....? Wohl kaum.



          Und 17.000 tote Kinder sind nicht irgend ein bedeutungsloser Kollateralschaden, sondern ein Kriegsverbrechen. Denn das internationale Kriegsrecht verlangt durchaus, solche Angriffe zu unterlassen, wenn so viele offensichtlich unbeteiligte Zivilisten vorhersehbar zu den Opfern zählen werden.



          Es gibt keine "Guten" in diesem Konflikt.



          Wenn Israel die Hamas "vernichten" will, dann arbeitet es aktiv daran, eine nachhaltig funktionierende 2-Staatenlösung zu ermöglichen. Dann -und nur dann- wird die Hamas wirklich bedeutungslos werden.



          Aber dazu müssten die illegalen Siedlungen im WJL aufgegeben werden - und das auch nur zu fordern ist in Israel nicht nur politischer Selbstmord - sondern es wurden auch schon Politiker dafür von jüdischen Extremisten ermordet.



          Die Lage ist wirklich kompliziert.

  • Ein paar Worte mehr und Bilder zur widerwärtigen Inszenierung der Hamas (der israelische Premier als blutbeschmierter Vampir, der durch seine Kampfjets die Geiseln getötet habe etc.) wären m.E. journalistisch verantwortbar gewesen ...

    • @Thomas Meyer:

      Das sehe ich genauso. Dieses Plakat und das Verhalten des Publikums sollte dringend in der taz beschrieben werden. Ich wundere mich ebenso über die Platzierung dieser Nachricht, die fast wie eine Randnotiz wirkt.

    • @Thomas Meyer:

      Die Inszenierung ist zu verurteilen, trotzdem muss man sich ja trotzdem fragen, warum Netanjahu erst zu Verhandlungen bereit war, als Trump gedroht hat. Die wöchentlichen Demonstrationen in Tel Aviv waren es offensichtlich nicht.

      • @Moritz Pierwoss:

        Ein mäßig funktionale Nebelkerze, die Sie hier zünden. Die Kinder wurden bereits im November ermordet.

        Und spannend, wie Sie da umdrehen. Es war wohl eher die Hamas, die sich nach Trumps Drohung bewegt hat.

  • Wie erbärmlich muss die eigene Wahrnehmung sein, um sich voller Stolz in Kampfmonitur vor einem Kindersarg aufzubauen. Aber auch diese Geschmacklosigkeit wird die Berliner Boykottgesellschaft wohl wieder lautstark feiern. Gut, dass sie das wenigstens nicht mehr in öffentlichen Räumen machen dürfen.

    • @vieldenker:

      "... um sich voller Stolz in Kampfmonitur vor einem Kindersarg aufzubauen."

      Dazu ist deren PR-Abteilung zu gut; das Baby ebenso wie das Kleinkind wurden in Erwachsenensärgen präsentiert und übergeben. Sie wollen ja schließlich nicht versehentlich Mitgefühl für getötete, jüdische Babies auslösen.

  • Da wird eine jüdische Mutter, ihre Babys verschleppt, gefoltert und ermordet.

    An einem der höchsten Feiertage. Die deutsche Linke schweigt mehrheitlich und verteidigt es sogar nicht selten.

    Nun sind die Kinderleichen zurück und unsere Herzen bleiben gebrochen.

    • @AlHozo Hoto:

      Die Aktionen der Siedler und der israelischen Armee in den letzten Tagen im Westjordanland haben Sie wahrgenommen ? Auch da bleiben Leichen zurück.



      Selektiv Schweigen und Verteidigen können in dem Konflikt alle ganz gut.

      • @Monomi:

        Dann zeigen sie uns doch mal wo Israel innerhalb von ein paar Stunden in einem nichtkriegerischen Moment Zivilisten überfällt, gezielt ermordet und vergewaltigt und dann über 200 Menschen entführt und in Dreckstunnel versteckt.Und sich anschließend hinter der eigenen Zivilbevölkerung versteckt…

        • @Andi S:

          Sie haben die Besatzung Israels so völlig ausgeblendet ? Was bitte schön sind denn die willkürlichen Verhaftungen und Verurteilungen zu jahrelangen Gefängnissstrafen anderes als Geiselnahmen. Und nicht innerhalb von Stunden - sondern über Jahrzehnte werden hunderte Palästinenser von der israelischen Armee getötet ? Diese Armee sieht zu, wenn Siedler palästinensische Häuser anzünden - in denen sich Menschen aufhalten ? Alles irrelevant ?



          Inzwischen über 700 Checkpoints der Armee im Westjordanland ausschließlich für Palästinenser - in einem Gebiet, in dem eigentlich kein Israelis, ob Soldat oder nicht, etwas verloren haben sollte....? Alles irrelevant...? Alles Dinge, mit denen sich Palästinenser auch in den nächsten Jahrzehnten klaglos abfinden sollen.



          Und der Hinweis auf "Verhandlungen" über eine zukünftige 2-Staatenlösung verfängt nicht: Netanjahu hat stolz verkündet, dass er 20 Jahre lang nur daran teilgenommen hat, damit dabei nichts heraus kommt. Es macht also überhaupt keinen Sinn, mit einer solchen Regierung weiter zu verhandeln...

      • @Monomi:

        "Die Aktionen der Siedler und der israelischen Armee in den letzten Tagen im Westjordanland haben Sie wahrgenommen ?"

        Wenn sich auch im Westjordanland die Kämpfer zwischen Zivilisten und unbewaffneten Menschen verstecken und diese ebenso wie in Gaza als Schutzschilde missbrauchen, weiß ich nicht, was die jüdischen/israelischen BürgerInnEN und die Armee anders machen können.



        Wenn ich es richtig weiß, hat auch in Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza noch niemand praktikable und sinnvolle Vorschläge gemacht, wie man der Kämpfer habhaft wird bzw. sie festsetzen kann, wenn sie sich zwischen Unbewaffnete mischen.