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+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Palästinensische Häftlinge haben Gefängnis verlassen

Die Hamas hat acht Geiseln freigelassen. Die Übergabe wurde als chaotisch beschrieben. Nach Zusicherungen von Vermittlern lässt Israel palästinensische Häftlinge frei.

Agam Berger umringt von maskierten Kämpfern des Islamischen Dschihad bei der Übergabe an das Rote Kreuz in Gaza Stadt Foto: Mohammed Hajjar/ap

Vermittler geben Israel Garantie für sichere weitere Geiselfreilassungen

Nach chaotischen Szenen bei einer Geiselübergabe am Donnerstag haben die Vermittler der israelischen Regierung zugesichert, dass die künftigen Freilassungen unter sicheren Bedingungen für die Geiseln erfolgen werden. Die Vermittler hätten auf Ersuchen von Regierungschef Benjamin Netanjahu die „Garantie“ gegeben, „dass die Freilassung der nächsten Geiseln in Sicherheit erfolgen wird“, hieß es in einer Erklärung von Netanjahus Büro am Donnerstag.

Zuvor hatte Netanjahu erklärt, dass er die Freilassung von 110 palästinensischen Häftlingen im Gegenzug für die Freilassung von acht Geiseln ausgesetzt habe, weil es bei der Übergabe der Geiseln an das Rote Kreuz am Donnerstagmittag zu bedrohlichen Szenen gekommen war.

Die Häftlinge befinden sich auf dem Weg zur Übergabe. Sie verließen am Donnerstag an Bord weißer Busse das Ofer-Gefängnis im besetzten Westjordanland. (ap)

Acht Geiseln zurück in Israel

Die Freilassung weiterer Geiseln im Gazastreifen ist am Donnerstag von chaotischen Szenen begleitet worden. Live-Bilder einer Übergabe in der Stadt Chan Junis zeigten, wie die sichtlich verängstigte Deutsch-Israelin Arbel Yehud durch eine riesige Menschenmenge zu einem Wagen des Roten Kreuzes geführt wurde. Eskortiert wurde sie von maskierten Extremisten, die immer wieder Menschen zurückdrängen mussten. Aus der Menge waren Schmährufe zu hören. Durch den Tumult verzögerte sich auch die Abfahrt der Fahrzeuge.

Insgesamt kamen am Donnerstag drei Israelis und fünf thailändische Staatsbürger frei. Israel lässt im Gegenzug weitere 110 palästinensische Gefangene frei. Unter ihnen sind 30, die wegen tödlicher Angriffe auf Israelis lebenslange Haftstrafen ableisteten. Zu denen, die freikommen sollen, zählt auch der prominente frühere Extremistenführer Sakaria Subeidi, der 2021 an einem Gefängnisausbruch beteiligt war, aber nur wenige Tage später wieder gefasst wurde.

Zunächst wurde im Flüchtlingslager Dschabalia im Norden des Küstengebiets die 20 Jahre alte israelische Soldatin Agam Berger an das Rote Kreuz übergeben. Auch sie wurde an einer großen Menschenmenge vorbeigeführt. Später veröffentlichten die israelischen Streitkräfte ein Foto von Berger und ihren Eltern. Auch die übrigen sieben Geiseln trafen nach der chaotischen Freilassung in Chan Junis in Israel ein.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von schockierenden Szenen und forderte die internationalen Vermittler auf, so etwas in Zukunft zu verhindern.

Hunderte Extremisten der militant-islamistischen Hamas und der Gruppe Islamischer Dschihad waren in einem Konvoi zu dem Übergabeplatz gekommen, Menschen schauten von Dächern und ausgebombten Häusern aus zu. Neben Yehud kam auch der 80-jährige Deutsch-Israeli Gadi Moses dort am Donnerstag frei. Die fünf freigelassenen Thailänder wurden nicht identifiziert. Khammee Lamnao sagte aber, die thailändische Botschaft habe sie vorab darüber informiert, dass ihr Sohn Surasak Lamnau einer von ihnen sei.

So wie Zehntausende andere Thailänder auch arbeitete Surasak in Israel in der Landwirtschaft, als er beim Angriff der Hamas im Oktober 2023 verschleppt wurden. Insgesamt nahmen die Extremisten – soweit bekannt ist – 31 Thailänder als Geiseln. 23 wurden freigelassen und mindestens zwei sind tot, fünf kamen jetzt frei. Damit bleibt nur noch eine thailändische Geisel, deren Schicksal unbekannt ist. 41 Thailänder wurden bei dem Hamas-Angriff getötet. (ap)

Zehn Tote bei israelischem Angriff in Westjordanland

Bei einem israelischen Drohnenangriff sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums mindestens zehn Menschen im besetzten Westjordanland ums Leben gekommen. Wie das Ministerium in Ramallah am Mittwoch mitteilte, bombardierte die israelische Armee den Ort Tamun im Bezirk Tubas im Norden des Palästinensergebiets. Die israelische Armee gab gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an, dass ihre Kräfte in dem Bereich an einer „Anti-Terror-Operation“ beteiligt seien.

Dabei habe ein israelisches Fluggerät eine „bewaffnete Terrorzelle in der Gegend von Tamun“ getroffen, erklärte das Militär. Ein palästinensischer Beamter bestätigte der AFP, dass der Angriff mit einer Drohne ausgeführt worden sei. (afp)

Israels Arbeitsverbot für UNRWA soll in Kraft treten

In Israel treten voraussichtlich an diesem Donnerstag zwei Gesetze in Kraft, die die Arbeit des palästinensischen UN-Hilfswerks UNRWA verbieten. Untersagt wird der Organisation demnach, eine Vertretung auf israelischem Territorium zu betreiben und Dienstleistungen anzubieten. Israelische Behörden dürfen zudem keinen Kontakt mit der UNRWA oder dessen Repräsentanten mehr haben. Mitarbeiter des Hilfswerks sollen darüber hinaus Privilegien wie Immunität und Steuerbefreiungen verlieren.

Israel wirft der Organisation vor, von der islamistischen Hamas unterwandert zu sein. Mehrere Mitarbeiter der Terrororganisation waren israelischen Angaben zufolge in das Massaker vom 7. Oktober 2023 verwickelt. Geiseln seien in UNRWA-Einrichtungen versteckt worden, sagte ein Sprecher im Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Demnach sollen 1.500 Angestellte der Organisation auch Hamas-Mitglieder sein.

UN-Generalsekretär António Guterres sieht hingegen keine Alternative für die Arbeit des Hilfswerks. Die Vereinten Nationen (UN) fürchten verheerende Folgen für Millionen palästinensischer Flüchtlinge.

Das Hilfswerk kümmert sich im Auftrag der UN seit 1950 um die Belange der Palästinenser, die während des Krieges im Zuge der Gründung des Staates Israel im Mandatsgebiet Palästina aus ihrer Heimat vertrieben wurden. (dpa)

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6 Kommentare

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  • Ein elendes Power-Spielchen der Hamas auf dem Rücken der Geiseln.

    Über sechs Wochen lang drei Geiseln pro Woche. Lebendig oder tot.

    Nach eineinhalb Jahren Hamas-Hölle Spießrutenlaufen der Geiseln.

    Und die Hamas nutzt das Spektakel um sich global machomäßig als Gewinner in Szene zu setzen.

    Die Verlierer sind wie immer die Palästinenser:innen und Israel:innen. Volle Solidarität!

  • "... umringt von maskierten Kämpfern" das hört sich so schön revolutionär an. Aber es sind einfach nur Terroristen und Verbrecher.

  • Natürlich ist die UNRWA unbequem für den Staat Israel. Er sorgt um die Vertriebenen, merkt auf, was passiert.



    Sie ist nur gerade wichtiger denn je in den letzten Jahrzehnten.



    Auch die Bundesrepublik sollte hier statt Waffen Tipps für Frieden senden. Das Ende der Besatzung wäre ein erster Schlüssel hierzu.

    • @Janix:

      "Das Ende der Besatzung wäre ein erster Schlüssel hierzu."



      Das Verlassen des Gaza-Streifens durch Israel mündete in die Massaker durch die Hamas und den neuen Krieg.



      Wollen Sie das wiederholen, oder worauf zielt diese Bemerkung?

    • @Janix:

      Natürlich ist nicht alles an der UNRAWA schlecht.

      Aber mit Schulbüchern die folgendes z.B. beinhalten:"Bislang diente im Arabischlehrbuch der ersten Klasse dazu eine Karte „Palästinas“ (auf Arabisch: „Falastin“). Das Problem dabei: Israel existiert auf dieser Karte nicht."

      Ein anderer Mitarbeiter der Organisation (UNRAWA) sagte der Hamas-nahen palästinensischen Nachrichtenseite Alray, das Problem mit den Neuerungen sei, dass sie „eine Kultur der Normalisierung und friedlichen Koexistenz als Lösung für das Problem darstellen, und den palästinensischen Schüler vom (bewaffneten) Widerstand distanziert.“

      Mit so einem Gedankengut was aus den Reihen der UNRAWA in die Köpfe der nächsten Generationen wandert wird es nie Frieden geben. Da helfen dann auch keine "Tipps für Frieden" der Bundesregierung

      www.welt.de/politi...t-Konflikt-an.html

    • @Janix:

      "_Sie sorgt ..."