piwik no script img

+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Appell für Verhandlungen

Deutschland, Frankreich und Großbritannien fordern Israel und die Hamas zu Verhandlungen auf. Die USA verstärken ihre Militärpräsenz im Nahen Osten.

Gaza am Sonntag: Bei einem Luftschlag Israels wird ein Wohnhaus von einer Rakete getroffen Foto: reuters

Appell für Verhandlungen mit Hamas

Deutschland, Frankreich und Großbritannien rufen Israel und die Hamas zu Verhandlungen auf. Es dürfe keine weiteren Verzögerungen geben. Die Kämpfe müssten jetzt enden und alle von der Hamas noch festgehaltenen Geiseln freigelassen werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Die Menschen im Gazastreifen benötigten dringend Hilfsgüter. Die drei Staaten rufen insbesondere den Iran und seine Verbündeten auf, auf Vergeltungsangriffe zu verzichten.

Bundeskanzler Olaf Scholz telefonierte zudem mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Mit dem Ziel einer regionalen Deeskalation sei nun der Zeitpunkt gekommen, das Abkommen zur Freilassung der Geiseln und eines Waffenstillstands zu finalisieren, sagte Scholz in dem Telefonat mit Netanjahu nach Angaben eines Regierungssprechers in Berlin. (rtr/dpa)

USA verstärken Militärpräsenz im Nahen Osten

Vor dem Hintergrund eines drohenden Angriffs des Iran und von ihm unterstützter militanter Gruppierungen haben die USA ihre Militärpräsenz zur Unterstützung ihres engen Verbündeten Israel im Nahen Osten verstärkt. Wie Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Sonntag (Ortszeit) mitteilte, wies US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die mit F-35-Kampfjets ausgerüstete Flugzeugträgerkampfgruppe unter der Führung des Flugzeugträgers „USS Abraham Lincoln“ an, ihre Stationierung in der Region „zu beschleunigen“. Austin habe zudem das Lenkraketen-U-Boot „USS Georgia“ in die Region beordert.

Am Freitag hatte Austin mit seinem israelischen Kollegen Joav Gallant telefoniert. Laut Ryder besprachen die beiden Minister „die Bedeutung der Minderung ziviler Schäden, Fortschritte bei der Sicherung einer Waffenruhe und der Freilassung von Geiseln im Gazastreifen“. Zudem sei es in dem Telefonat um Bemühungen zur Abschreckung von Aggressionen durch mit dem Iran verbündete Gruppen in der Region gegangen.

Zuletzt hatte sich der Konflikt im Nahen Osten erheblich zugespitzt, nachdem Ende Juli der frühere Hamas-Chef Ismail Hanija in Teheran getötet worden war. Die Hamas und der Iran machten Israel verantwortlich, das die Tötung Hanijas bislang nicht bestätigte. Wenige Stunden zuvor hatte die israelische Armee den Militärchef der pro-iranischen Hisbollah-Miliz, Fuad Schukr, im Libanon getötet. Der Iran und die Hisbollah drohen seitdem mit Vergeltung. (rtr/afp)

Hamas fordert Umsetzung von Waffenstillstandsplan

Die Hamas fordert die Vermittler-Länder auf, Israel zur Umsetzung des Waffenstillstandsplans von US-Präsident Joe Biden zu drängen, anstatt neue Verhandlungen zu beginnen. Die Vermittler müssten einen Plan vorlegen, um das umzusetzen, worauf man sich am 2. Juli geeinigt habe, erklärt die Hamas. „Die Vermittler sollten dies der Besatzung (Israel) aufzwingen, anstatt weitere Verhandlungsrunden oder neue Vorschläge zu verfolgen, die der Aggression der Besatzung Deckung bieten und ihr mehr Zeit geben würden, ihren Völkermord fortzusetzen.“

Vergangene Woche hatten die USA, Ägypten und Katar Israel und die Hamas aufgefordert, sich am 15. August in Kairo oder Doha zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand im Gazastreifen und die Freilassung von Geiseln zu treffen. Israel erklärte, es werde Unterhändler entsenden. Die Hamas teilte zunächst mit, sie prüfe das Angebot. Inzwischen hat sie angedeutet, der neuen Runde möglicherweise fernzubleiben. (rtr)

Tote nach Luftangriff in Ostsyrien

Bei einem Luftangriff im Osten Syriens nahe der Grenze zum Irak sind zwei Insidern zufolge mindestens fünf Kämpfer pro-iranischer Einheiten getötet worden. Wer diesen Angriff auf ein Fahrzeug ausgeführt habe, sagten die beiden Personen aus regionalen Sicherheitskreisen nicht. Eine der Insider sagte reuters, es habe sich um eine Drohne unbekannter Herkunft gehandelt.

Der andere Insider sagte, die Kämpfer seien bei einer Ablösung an einem Kontrollpunkt getroffen worden. In der Vergangenheit haben sowohl die USA als auch Israel mit dem Iran verbündete Gruppierungen in Syrien angegriffen. (rtr)

Hisbollah feuert Raketen auf Nordisrael

Die pro-iranische Hisbollah hat nach eigenen Angaben in der Nacht zu Montag vom Libanon aus mehrere Raketensalven auf den Norden Israels abgefeuert. Der Beschuss mit Katjuscha-Raketen habe auf dort stationierte Truppen abgezielt und sei eine Antwort auf vorherigen tödlichen israelischen Beschuss, erklärte die Miliz. Die israelische Armee berichtete ihrerseits von „30 Geschossen, die vom Libanon aus in die Region Kabri abgefeuert wurden“. Mehrere der Raketen seien in offenem Gelände eingeschlagen, verletzt worden sei niemand.

Am Sonntag waren nach Angaben der Hisbollah und des libanesischen Gesundheitsministeriums bei israelischen Luftangriffen im Süden des Libanon drei Hisbollah-Kämpfer getötet worden. Wie aus Hisbollah-nahen Kreise verlautete, wurden zwei der Kämpfer am Sonntag bei einem Drohnenangriff auf die Ortschaft Tajbeh an der Grenze zu Israel getötet.

Auch bei einem dritten, vor mehreren Tagen in der südlichen Ortschaft Beit Lif getroffenen und nun an seinen Verletzungen gestorbenen Mann handelte es sich nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums um einen Hisbollah-Kämpfer und nicht wie zuvor berichtet um einen Zivilisten. Dem Ministerium zufolge wurden zudem zwölf Menschen verletzt, zwei von ihnen – ein Baby und ein Kind – schwer, als die israelische Armee bei einem Angriff das Dorf Maarub in der Nähe von Derdghaija ins Visier nahm.

Die israelische Armee erklärte, sie habe „im Laufe des Tages mehrere militärische Einrichtungen der Hisbollah in der Gegend von Adaisseh“ angegriffen, die an Tajbeh angrenzt. Zuvor hatte sie erklärt, sie habe „eine Terrorzelle der Hisbollah in der Region Tajbeh“ und „eine militärische Struktur in der Region Derdghaija“ getroffen. „Nach dem Schlag wurden Sekundärexplosionen identifiziert, die auf das Vorhandensein von Waffen innerhalb der Struktur hinweisen“, fügte die Armee hinzu. (afp)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

12 Kommentare

 / 
  • Der israelische liberale Historiker Pappé sieht das zionistische Israel evtl. vor dem Ende. Wie das späte Südafrika spalte es sich, und viele Gebildete verlassen das wirtschaftlich schwer gebeutelte Land, so seine Analyse

    seniora.org/politi...laps-des-zionismus

  • Das ist doch üble Desinformation!

    Es gibt dies UN-Resolution vom 10. Juni in der Bidens Friedensplan niedergeschrieben ist. Darin steht auch Israel habe zugestimmt und die Hamas wird aufgefordert das auch zu tun.

    Die Hamas hat als Antwort am 2. Juli (Wochen später) „eigene Vorschläge“ übersandt. Danach kam nicht mehr viel bis zum Abbruch der Gespräche durch die Hamas am 15. Juli.

    Und jetzt auf einmal soll es eine „Einigung“ vom 2. Juli geben? Wer hat sich da mit wem auf was geeinigt? Die Hamas mit der Hamas auf die Vorschläge der Hamas?

    Die Vermittler scheinen übrigens auch nichts von einer „Einigung“ zu wissen.

    Vielleicht kann es ja mal wer von der taz erklären. Da kommt die „Einigung vom 2. Juli“ nämlich so vor, als müsse man sich als gemeiner Teutone was darunter vorstellen können?

    Bitte erleuchtet mich, worauf hat man sich da denn geeinigt? Und wer mit wem?

  • "... und die Geiseln einem Sch* egal sind. ..."

    Ich gehe nicht davon aus,dass dem israelischen Kriegskabinett die Geiseln egal sind,aber sie stehen in der Verantwortung,nicht jeden Preis für ihre Freilassung zu bezahlen (siehe Austausch u.a. Herr Sinwar gegen Herrn Schalid),sofern diese bedauernswerten Menschen noch leben.



    Die Verhandlungen gestalten sich auch deshalb so schwierig,weil die Geiselnehmer und Anhänger der gegnerischen Seite sich weigern zu belegen,über wieviele lebende Geiseln und tote Körper verhandelt wird.

    "Warme Worte nutzen nichts,ein Lieferstopp militärischer Güter der Hauptliefetanten USA und Deutschland schon."

    Das wäre deutlich und ich hoffe sehr,dass es niemals dazu kommen wird,weil es für mich gleichbedeutend mit der Vernichtung Israels und jeglichen jüdischen Lebens in der Region ist.Mir graut davor mir vorzustellen,was die Feinde der jüdischen/israelischen Menschen dort,ihnen antun würden.Der 07.10.23 war ein furchtbarer Ausblick,wie diese Leute mit wehrlosen Menschen umgehen,die sie für jüdisch/israelisch halten.

    Bemerkenswert, dass Sie keinen Lieferstopp durch CHN und RUS an Iran, Huthi, Hamas, Hizbollah etc. fordern.



    Keine Zeichen

  • Mutmaßlich hat das israelische Kriegskabinett den, innerhalb der extremistischen Hamas gemäßigten Verhandlungsführer Hanija getötet, klarer kann man nicht ausdrücken, dass man keine Verhandlungen will und die Geiseln einem Sch* egal sind. Tatsächlich werfen genau das die protestierende Zivilgesellschaft Netanjahus Regierung vor, Betanjahu weiß, dass er in Friedenszeiten abgewählt wird und in mehreren zivilen Gerichtsverfahren keine Immunität mehr genießt und daher kein Interesse an erfolgreichen Verhandlungen hat. Da muss sich die deutsche Bundesregierung fragen, ob sie weiter eine israelische Regierung aus extremistischen Siedlern und nationalenreliglösen bedingungslos unterstützt, die den Krieg zur Sicherung ihrer Macht gegen das 7nteresse der Bevölkerung eskaliert, oder die israelische Zivilgesellschaft unterstützt und im Verbund mit der EU und am besten auch der USA substantiellen Druck auf die israelische Regierung ausübt und auf einem sofortigen Waffenstillstand besteht. Warme Worte nutzen nichts, ein Lieferstopp militärischer Güter der Hauptliefetanten USA und Deutschland schon.

    • @Nina Janovich:

      Der gemäßigte Herr Haniyeh so:

      "

      »Ich verkünde euch diesen mächtigen Sieg, der durch den heldenhaften Widerstand (d.h. die Raketenangriffe der Hamas auf israelische Städte) errungen wurde. Dieser göttliche, strategische, komplexe Sieg in dieser Phase des Konflikts mit dem zionistischen Feind … Dieser Kampf wird eine Fortsetzung haben. Der Erfolg kommt in erster Linie von Allah …

      Wir betrachten diesen Kampf als einen qualitativen Quantensprung in der Geschichte des Konflikts mit dem Feind… Der Widerstand — und der Widerstand als Alternative — ist der kürzeste Weg zur Befreiung und zur Rückkehr, weil dieser Kampf die Illusionen von Verhandlungen durchkreuzt hat … die Pläne der Koexistenz mit der zionistischen Besatzung (d.h. Israel) durchkreuzt hat, die Pläne der Normalisierung mit der zionistischen Besatzung durchkreuzt hat … An dieser Stelle muss ich denen danken, die dem mutigen Widerstand Geld und Waffen gegeben haben. (Danke) an die Islamische Republik Iran, die diesem Widerstand kein Geld, keine Waffen und keine Technologien vorenthalten hat.«

      www.youtube.com/wa...v=V8X1ZsioR28&t=3s

      • @Jim Hawkins:

        Hilfreich zur Einordnung der gezielten Tötung des Hamas-Verhandlungsführers finde ich u.a die "Analyse: Was bringen gezielte Tötungen" des Politologen David Ranan. Zu finden auf dieser Seite:



        www.deutschlandfunk.de/israel-106.html

        • @Nina Janovich:

          Danke für den Podcast.

          Die Prämisse von David Ranan ist allerdings auch die, dass Haniyeh ein "Gemäßigter" gewesen sei.

          Das halte ich ehrlich gesagt für ein Gerücht. Zumal er keine eigenständigen Verhandlungen führen konnte, ohne Rücksprache mit Sinwar.

          Dass man die getöteten Führer der Terrorgruppen besser vor Gericht stellen sollte, ist unbenommen, nur leider derzeit kaum umzusetzen.

          Ich denke, diese Vorgehensweise macht den Führern von Hamas und Hisbollah deutlich, dass sie sich nicht in Sicherheit wägen können.

          Das Führen von Verhandlungen halte ich trotz dieses Vorgehens für möglich. Das alles sind eben die Regeln des Spiels, die beide Seiten verstehen.

          • @Jim Hawkins:

            Wie der Artikel oben sagt, hat die Hamas bereits am 2. Juli den Vorgaben des Friedensabkommens zugestimmt—Israel hat aber kein Interesse an Frieden, sondern bombardiert munter weiter. Netanyahu verfolgt die Idee des „totalen Sieges“ wie er das nennt — ein Vorhaben das sogar der israelische Verteidigungsminister Gallant unrealistisch findet — deshalb muss Israel, bzw. Netanyahu dazu gezwungen werden — und wer könnte das besser als seine Freunde: Deutschland und die USA — deswegen braucht es ein sofortiges Waffenembargo.. denn Waffen zur Ermöglichung eines Völkermords liefern ist definitiv nicht gemäß den „Regeln des Spiels“.

            • @elma:

              Hamas hat am 02. Juli den Vorgaben des Friedensabkommen NICHT zugestimmt. Der Entwurf, der von Israel akzeptiert wurde, wurde am 10. Juni von der UN abgesegnet. Am 02. Juli hat Hamas diesen de facto abgelehnt und einen neuen "Vorschlag " vorgebracht, der ihnen einen zweiten 07. Oktober möglich machen würde.

  • Vor allem darf es keine Verzögerung mehr bei der Freilassung der Geiseln geben. Möglicherweise sind die bereits tot.

    • @Horst Schlichter:

      ich nehme an Sie meinen damit auch die Geiseln in den israelischen Gefängnissen?

      • @elma:

        Warum sollten die Insassen Geiseln sein?