+++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++: Laut Hamas Gespräche mit Vermittlern im Gange
Seit zwei Tagen greift Israel wieder massiv Ziele im Gazastreifen an. Bei den Angriffen gibt es zahlreiche Tote, darunter UNRWA-Mitarbeiter.

Inhaltsverzeichnis
- Hamas: Gespräche mit Vermittlern zur Beendigung von Israels Offensive
- UNRWA: Fünf Mitarbeiter im Gazastreifen getötet
- Hamas-Zivilschutz: Über 70 Tote bei neuen Angriffen in Gaza
- Deutsche Botschaft in Syrien wiedereröffnet
- Huthi-Miliz im Jemen nimmt Angriffe auf Israel wieder auf
- Minister droht mit „völliger Verwüstung“ Gazas
- Israel will Pufferzone im Gazastreifen schaffen
- Frankreich verurteilt israelische Angriffe
- UN-Mitarbeiter in Gaza getötet
- Ausschreitungen bei Protesten in Jerusalem
Hamas: Gespräche mit Vermittlern zur Beendigung von Israels Offensive
Der Hamas zufolge sind Gespräche mit den Vermittlern im Gange, um die vor zwei Tagen wieder aufgenommene israelische Offensive im Gazastreifen zu beenden. Zudem solle Israel zur Einhaltung des Abkommens zur Waffenruhe gedrängt werden. Die Hamas bekräftige ihr Bekenntnis zu der im Januar unterzeichneten Vereinbarung. (rtr)
UNRWA: Fünf Mitarbeiter im Gazastreifen getötet
Im Gazastreifen sind nach Angaben des UN-Hilfswerks für Palästinenser UNRWA in den vergangenen Tagen fünf weitere Mitarbeiter getötet worden. „Damit steigt die Zahl der Todesopfer auf 284“, teilt der Generalkommissar des Hilfswerks, Philippe Lazzarini, auf der Plattform X mit. „Es handelte sich um Lehrer, Ärzte und Krankenschwestern: sie kümmerten sich um die Schwächsten.“ Es sei zu befürchten, dass das Schlimmste noch bevorstehe. (rtr)
Hamas-Zivilschutz: Über 70 Tote bei neuen Angriffen in Gaza
Mehr als 70 Palästinenser sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes bei neuen israelischen Angriffen im Gazastreifen getötet worden. Darunter seien auch Frauen und Kinder, sagte ein Sprecher des Zivilschutzes. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Dutzende von Menschen werden demnach noch unter den Trümmern vermisst. Einwohner berichteten von heftigen israelischen Luftangriffen vor allem im Norden und Süden des weitgehend zerstörten Küstenstreifens.
Israel will auch mit einer erneuten Bodenoffensive im Gazastreifen den Druck auf die islamistische Hamas erhöhen. Die „umfangreichen Angriffe“ gegen Hamas-Mitglieder und Infrastruktur der Terrororganisation würden im gesamten Küstengebiet fortgesetzt, ließ die Armee am Mittwochabend verlauten.
Seit der Nacht zu Dienstag attackiert Israels Armee bereits mit massiven Luftangriffen Ziele der Hamas und der mit ihr verbündeten Islamisten vom Palästinensischen Islamischen Dschihad. Damit endete de facto die seit dem 19. Januar geltende Waffenruhe. Beide Seiten weisen sich gegenseitig die Schuld dafür zu: Israel wirft der Hamas vor, Vermittlungsvorschläge für eine Verlängerung der Waffenruhe und Freilassung der Geiseln wiederholt verweigert zu haben. Die Palästinenserorganisation wiederum beschuldigt Israels Regierung, die Waffenruhe einseitig aufgekündigt zu haben. (dpa)
Deutsche Botschaft in Syrien wiedereröffnet
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat nach Angaben aus Delegationskreisen die deutsche Botschaft in Syrien offiziell wiedereröffnet. Derzeit sei ein kleines politisches Team vor Ort in Damaskus, die deutsche Präsenz werde „im Einklang mit der Lage vor Ort“ stetig weiter ausgebaut, heißt es am Rande eines Besuchs von Baerbock in Damaskus weiter. Visa- und Konsularangelegenheiten würden aber aufgrund der Sicherheitslage und begrenzten räumlichen Kapazität weiterhin aus der libanesischen Hauptstadt Beirut abgewickelt. (rtr)
Huthi-Miliz im Jemen nimmt Angriffe auf Israel wieder auf
Das israelische Militär gibt bekannt, am Donnerstagmorgen eine Rakete aus dem Jemen abgefangen zu haben. Nach Angaben des Militärs ertönten nach dem Abschuss des Geschosses in mehreren Gebieten Israels Sirenen. „Eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete wurde von der israelischen Luftwaffe abgefangen, bevor sie israelisches Gebiet erreichte. Gemäß dem Protokoll wurden Sirenen ausgelöst“, erklärte das israelische Militär in einer Stellungnahme. Die jemenitischen Huthi-Kämpfer haben sich bisher nicht zu dem Raketenangriff bekannt. (rtr)
Minister droht mit „völliger Verwüstung“ Gazas
Israels Verteidigungsminister Israel Katz forderte die Freilassung der verbliebenen Geiseln und die Vertreibung der Hamas aus dem Gazastreifen. „Die Alternative ist die völlige Verwüstung.“ Nach israelischen Informationen werden im Gazastreifen noch 24 lebende Geiseln festgehalten, hinzu kommen die Leichen von 35 Verschleppten.
Insgesamt wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Wiederaufnahme der israelischen Angriffe im Gazastreifen mindestens 436 Menschen getötet, darunter 183 Minderjährige. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern und lassen sich nicht unabhängig verifizieren. (dpa)
Israel will Pufferzone im Gazastreifen schaffen
Mit ihren jüngsten „gezielten Bodenangriffen“ will die israelische Armee nach eigenen Angaben eine begrenzte Pufferzone zwischen dem Norden und dem Süden des Gazastreifens schaffen. Im Rahmen der Offensive hätten die Truppen auch ihre Kontrolle im sogenannten Netzarim-Korridor ausgeweitet, der den Küstenstreifen in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt. Israelische Soldaten seien bis zur Mitte der strategisch bedeutsamen Zone vorgerückt.
Die Hamas sprach von einem „schweren Verstoß gegen das Waffenruhe-Abkommen“. Im Februar hatte Israels Armee sich als Teil der Vereinbarung aus dem Korridor zurückgezogen – mit Ausnahme eines ein Kilometer breiten Gebiets unmittelbar an der Grenze zu Israel.
Die USA, Katar und Ägypten hatten eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ausgehandelt, die seit Januar und zunächst für sechs Wochen galt. Bisher konnten sich die beiden Seiten nicht auf die Bedingungen für eine Verlängerung einigen. Israel hatte mit einer Wiederaufnahme des Krieges gedroht, sollte die Hamas keine weiteren Geiseln freilassen. (dpa)
Frankreich verurteilt israelische Angriffe
Kritik an der israelischen Offensive im Gazastreifen kam unter anderem aus Frankreich. Nach einem Telefonat mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman schrieb der französische Präsident Emmanuel Macron auf der Plattform X: „Was den Nahen Osten anbelangt, so verurteilen wir die Wiederaufnahme der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen. Eine Rückkehr zum Waffenstillstand ist für die Freilassung aller Geiseln und den Schutz der Zivilbevölkerung unerlässlich.“
Frankreich werde gemeinsam mit Saudi-Arabien eine Konferenz zu einer Zwei-Staaten-Lösung leiten, schrieb Macron weiter. Sie müsse dazu beitragen, dass es zu einer für Israelis und Palästinenser akzeptablen politischen Lösung komme. (dpa)
UN-Mitarbeiter in Gaza getötet
Bei einem Angriff auf eine UN-Einrichtung in Gaza wurde am Mittwoch nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens einer ihrer Mitarbeiter getötet. Weitere Menschen seien verletzt worden, einige von ihnen schwer. „Das kann kein Unfall sein“, sagte der Exekutivdirektor des Büros für Projektdienste (Unops), Jorge Moreira da Silva. Palästinensische Berichte machten Israel verantwortlich. Israel wies die Anschuldigungen zurück. (dpa)
Ausschreitungen bei Protesten in Jerusalem
In Jerusalem protestierten Zehntausende bis in die Nacht hinein gegen den Neubeginn des Gaza-Kriegs und die geplante Entlassung des Chefs des Inlandsgeheimdiensts. Mehrere Medien meldeten Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten und mindestens zwölf Festnahmen. Netanjahu will Berichten zufolge heute Abend von der Regierung die Entscheidung billigen lassen, Schin-Bet-Chef Ronen Bar zu entlassen.
In einer Untersuchung des Inlandsgeheimdienstes über die Fehler, die das Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 ermöglicht haben, kam auch Netanjahu nicht gut weg. Kritiker in Israel befürchten, dass er Bar durch einen ihm ergebenen Nachfolger ersetzen will. (dpa)
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