Donald Trumps Afghanistan-Strategie: Bleiben, um zu töten
Trump will von einem Abzug aus dem Land nichts mehr wissen. Ihm geht es darum, Terroristen zu bekämpfen. Seine Anhänger zeigen sich enttäuscht.
Mit dem Unterschied, dass Trump weder offenlegte, wieviele zusätzliche Soldaten er in den längsten Krieg der US-Geschichte schicken, noch welchen Etat er dafür bereitstellen, noch wann er den Einsatz beenden will. All das seien militärische Geheimnisse, die der Feind nicht wissen solle. Immerhin wiederholte er mehrfach, was das Ziel der US-Soldaten in Afghanistan sei: „Sie kämpfen, um zu siegen“.
Das Weiße Haus hatte die Rede in Fort Myer, das zwischen dem Soldatenfriedhof von Arlington und dem Pentagon liegt, als „neue Afghanistan-Strategie“ angekündigt. Doch zunächst sprach Trump ausführlich das an, was seine Landsleute in der Vorwoche, nach der Neonazi-Gewalt von Charlottesville, vergeblich von ihm erwartet hatten: Vor einer Mauer von 2.000 Soldaten in Uniform und einer Handvoll Regierungsmitgliedern wandte er sich gegen eine „Toleranz für Haß“ und beteuerte mehrfach, dass die USA nicht im Krieg mit sich selbst seien.
Zu Afghanistan hingegen kam wenig Neues. Nachdem Trump 2012 erklärt hatte „Wir bauen Straßen und Schulen für Leute, die uns hassen“ und den sofortigen Abzug propagierte, sagte er jetzt: „Wir werden siegen“ und wiederholte Dinge, die sinngemäß auch von George W. Bush und Obama kamen.
Die größte Bedrohung für die USA
Trump fügte hinzu, er strebe ein „nachhaltiges“ Ergebnis an. Er warnte vor den Konsequenzen eines „voreiligen“ Truppenabzugs. Begründung: Al Qaida und IS würden das entstehende Vakuum füllen. Und er bezeichnete die Sicherheitsrisiken in der Region als „immens“. Nach seiner Darstellung geht von Afghanistan und Pakistan die größte Bedrohung für die USA aus. Allerdings: Die Staatsangehörigen der beiden Länder hat er dennoch nicht auf seine Einreiseverbotsliste gesetzt. Er bemühte auch die Anschläge von Barcelona, um zu erklären, dass „Terrorgruppen vor nichts zurückschrecken“.
Wer konkrete Fakten zu Trumps' Afghanistan-Plänen haben wollte, war auf das Pentagon angewiesen. Das hatte in den Stunden vor Trumps‘ Rede durchblicken lassen, dass die USA 4.000 weitere US-Soldaten – zusätzlich zu den 9.000 bereits vor Ort stationierten – entsenden werden. Trump konzentrierte sich darauf, zumindest rethorisch auf Distanz zu seinem Amtsvorgänger zu gehen. „Wir befassen uns nicht mehr mit Nationenbildung, sondern wir töten Terroristen“, sagte er. Und er gab dem Militär freie Hand beim Vorgehen: „Mit Mikromanagement aus DC kann man keine Schlachten gewinnen“. Statt politischen Vorgaben zu folgen, sollen die Militärs ihre Strategieen je nach „Bedingung am Boden“ entwickeln.
Trump hatte in den zurückliegenden Wochen unter anderem Nord-Korea und Venezuela mit Militäraktionen gedroht. Am Montag kritisierte er dann das verbündete Pakistan scharf, weil es „Terroristen schützt, die wir bekämpfen“ und verlangte: „Das muss sich umgehend ändern“.
Statt auf Zusammenarbeit mit Pakistan will er nun verstärkt auf die andere regionale Atommacht Indien setzen. Mit einer politischen Lösung des Konfliktes – insbesondere mit Verhandlungen mit sämtlichen Akteuren – befasste Trump sich in seiner 26-minütigen Rede nur en passant: „Eines Tages wird es vielleicht eine Lösung geben, niemand weiß, ob und wann.“
Enttäuschte Trump-Anhänger
Für Kriegsgegner, die im vergangenen November Trump gewählt hatten, weil sie seinen anti-interventionistischen Reden glauben wollten, ist dessen Afghanistan-Strategie eine weitere Entttäuschung. Als einer der ersten Kritiker nach der Rede meldete sich ein republikanischer Abgeordneter aus dem rechten Tea Party-Flügel der Partei zu Wort. Kaum war Trump fertig, tweetete Justin Amash aus Michigan: „Es ist nicht überstürzt, den längsten Krieg zu beendigen. Der Präsident unterwirft sich dem militärisch indstriellen Establishment und verdoppelt den Einsatz für den ewigen Krieg“.
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