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03.12.2022 , 14:54 Uhr
Angenehm sachliche und genaue Kritik an Schwarzer, hebt sich wohltuend ab von der Diffamierung gestern abend bei Böhmermann, danke dafür.
zum Beitrag26.07.2022 , 21:32 Uhr
Eines eigenen Kommentars zu dem Artikel enthalte ich mich. Aber ich wäre sehr neugierig, wie die Gesellschaft in, sagen wir, zwanzig oder dreißig Jahren auf Texte wie diesen zurückblicken wird. Ob sie beispielsweise darin, was die Autorin über Leute verschiedener Hautfarben zu sagen hat (jaja, ich weiß, es geht um Strukturen, auch das wird man dann mitreflektieren), den Ausdruck einer fortschrittlichen Haltung sehen wird. Ich hoffe, ich erlebe das noch mit.
zum Beitrag12.06.2022 , 11:31 Uhr
Noch eine Frage: Könnte es nicht auch sein, dass trans zwar nicht NUR, aber AUCH eine Mode ist? Dass sich heute also zwar einerseits, dem liberaleren Klima sei dank, tatsächlich mehr Menschen mit Geschlechtsdysphorie outen als früher, was ja nichts anderes als erfreulich wäre. Dass es aber andererseits, daneben und zusätzlich, eine "Modewelle" gibt, in der Jugendliche in der Abgrenzungs- und Selbstfindungsphase sich als "trans" erklären? Sprich: dass trans nicht NUR, aber AUCH eine spezifische Jugendkultur der Gegenwart ist? Anlass für meine Frage: Vor wenigen Wochen traf ich auf einem Familienfest meine 16-jährige Nichte, die sich nun als mein trans Neffe vorstellte. Er hatte zwei Kumpel dabei, ein weiterer trans Junge und eine sich als nicht-binär identifizierende Person. Alle drei waren ziemlich versiert im einschlägigen queer-aktivistischen Vokubular und auch sehr diskussionslustig, was in die sonst eher dröge Feier auch frischen Wind brachte. Ich mochte die und habe sie so angeredet, wie sie es wünschen. Allerdings hätte ich meine Kognition, meine Intuition, mein Weltwissen und meine Menschenkenntnis schon wirklich komplett abstellen müssen, um glauben zu können, dass das NICHTS mit einer Modewelle / einer Jugendkultur zu tun hat. In den letzten Jahren habe ich schon einige vergleichbare Berichte aus dem Bekanntenkreis gehört. Mag sein, wir irren uns alle und es handelt sich bei diesen Jugendlichen samt und sonders tatsächlich um Personen mit Geschlechtsdysphorie. But I have my doubts.
zum Beitrag11.06.2022 , 18:00 Uhr
„Welchem Geschlecht ein Mensch angehört, kann letztlich nur jeder Mensch für sich selbst beantworten“, sagt Frau Ganserer. Ich kann diese These akzeptieren, mit der einzigen Konsequenz, dann nicht mehr zu verstehen, was das Wort „Geschlecht“ bedeutet. Im Vergleich zu den Kämpfen, die Transpersonen austragen müssen, ist das ein geringer Preis, den ich gerne zahle. Bezeichnend ist aber doch, dass Kalle Hümpfner die sich aufdrängende Frage nach der Wortbedeutung nur ausweichend beantwortet: „wissenschaftlicher Konsens“, „psychosoziales Phänomen“. Was ist das für ein Phänomen, und wie viele Geschlechter gibt es? Die Autorin Carolin Wiedemann schlug einmal vor: „So viele, wie es Menschen gibt.“ Das ist ein wirklich schöner Gedanke, aber, noch einmal, was ist Geschlecht dann, was bedeutet das Wort in dieser Aussage? Das Thema steht gerade erst an der Schwelle von der Nische in den Mainstream. Spätestens, wenn die Ampel ihre Gesetzesentwürfe vorlegt, ist mit einer breiten Debatte zu rechnen. Konservative und Rechte werden hier lautstark viel Hässliches absondern. Aber für Aktivist*innen wird es vielleicht irgendwann nicht mehr ausreichen, jedem, der die Thesen der Queertheorie kritisch hinterfragt oder ganz einfach nicht versteht, „Transfeindlichkeit“ oder gar „Hass“ zu unterstellen. Wenn man die Leute dazu bringen möchte, die Wörter „Geschlecht“, „Mann“ und „Frau“ in einer fundamental anderen Bedeutung zu benutzen als in der bisher üblichen – was ja vielleicht eine gute, dem Fortschritt dienliche Idee ist – , dann sollte man ihnen erklären können, was man mit diesen Wörtern meint. Transfrauen sind Frauen? Fair enough. Aber was meinst du mit „Frau“? Vielleicht werden die Leute in 30 Jahren die Vorstellung einer Geschlechterbinarität ebenso belächeln wie wir heute das geozentrische Weltbild. Oder aber sie werden die 2020er als eine Zeit betrachten, in der eine sich selbst als progressiv verstehende Bewegung ideologisch verrannt hat. Ich würde keine Wette abschließen.
zum Beitrag18.02.2022 , 11:59 Uhr
Erstmal unabhängig von B. von Storch:
Vielleicht müsste einfach noch viel deutlicher kommuniziert werden, dass die Wörter "Mann" und "Frau" inzwischen in anderer Bedeutung gebraucht werden als früher. Manche eher diskursferne Menschen wissen schlicht noch nicht, dass damit jetzt die jeweilige Eigenwahrnehmung einer Person gemeint ist und nicht etwa eine "biologische" Kategorie. Das Wissen um diese Bedeutungsänderung ist aber Voraussetzung dafür, um den Satz "trans Frauen sind Frauen" für einen wahren Satz halten zu können. Hier ist einfach mehr Aufklärungsarbeit angesagt. Hinter Zweifeln muss nicht immer Angst oder Hass stecken, manchmal ist es auch einfach die oben genannte Begriffsverwirrung.
Unabhängig davon, ist es natürlich immer richtig, zu anderen Menschen höflich und freundlich zu sein und sie so anzusprechen, wie sie angesprochen werden möchten. Dass die AfD auf solche Tugenden pfeift, war klar.
zum Beitrag22.11.2021 , 14:29 Uhr
"Wer bedroht Sie denn in Ihrer Männlichkeit?"
Niemand, meine Männlichkeit ist mir völlig egal, ich "identifziere" mich damit so wenig wie mit meiner Haarfarbe oder meiner Linkshändigkeit. Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich mich bedroht fühle?
Mein Punkt ist lediglich, dass die Begriffe "Mann" und "Frau" jeden Sinn verlieren, wenn man die Argumentation von Transaktivst*innen ernst nimmt. Die beiden Sätze "Transfrauen sind Frauen" und "Frau ist, wer sich als Frau fühlt" führen eben dazu, dass das Wort "Frau" jenseits von Zirkelschlüssen oder Selbstwidersprüchen bedeutungslos wird. Man könnte jedes beliebige Wort dafür einsetzen. Ich habe übrigens noch nicht mal etwas dazu gesagt, wie ich das finde. Wenn wir einen gesellschaftlichen Vertrag finden, in dem wir die Kategorie "Geschlecht" hinter uns lassen, warum nicht. Aber dann bitte richtig ;-).
Und um intersexuelle Menschen ging es mir übrigens überhaupt nicht.
zum Beitrag21.11.2021 , 12:30 Uhr
Wenn man die These ernst nimmt, dass nur eine Person selbst Auskunft über ihr Geschlecht geben kann und sonst niemand - es sich also um eine rein subjektive Wahrnehmung handelt, die für andere nicht mal hypothetisch überprüfbar ist (weil es schlicht keine Kriterien dafür gäbe) -, dann wäre die Konsequenz daraus, dass "Geschlecht" in der Rechtsprechung keine Rolle mehr spielen dürfte, weder für Rechte noch für Verbote als Begründung herhalten könnte. Diese unüberprüfbare Selbstauskunft dürfte von keinem größeren Belang sein als die Selbstauskunft über die Lieblingsfarbe.
zum Beitrag22.10.2021 , 08:03 Uhr
Vor ein paar Jahren habe ich die Debatte um Identitätspolitik eigentlich noch als einen eher inner-linken Streit wahrgenommen. Es ist wahr: Inzwischen sind Konservative und Rechte auf den Zug aufgesprungen und verzapfen allerlei Unsinn dazu. Allerdings kann man sich des Verdachts nicht erwehren: Für die, denen die Debatte grundsätzlich nicht passt, kamen die Rechten wie gerufen. Kann man doch so kinderleicht jede unliebsame Kritik an sich - egal aus welcher Richtung, egal mit welcher Motivation - als rechts, neurechts, rechtsradikal oder schlicht als "wahnsinnig" abtun und braucht sich nicht mehr weiter damit zu beschäftigen. Der Begründungstext für diesen Preis zeigt das aufs Schönste (ein Text übrigens, der wirklich "Gaslighting für Anfänger" ist, will sagen: SO offensichtlich sollte man es nicht machen).
zum Beitrag27.07.2021 , 20:44 Uhr
Obsession, hm, ich weiß nicht. Dass es ungehörig ist, Menschen mit diesem Wort zu bezeichnen oder gar damit anzureden, darüber besteht inzwischen, behaupte ich mal vorsichtig optimistisch, gesellschaftlicher Konsens - Rechstradikale, Rassisten und manche Hinterwäldler ausgenommen.
Bei der jetzigen Diskussion geht es allerdings darum, dass die bloße Aussprache des Wortes, der bloße Anblick, ganz unabhängig vom Kontext unzumutbar sei. Das ist eine andere Ebene. Wenn manche Leute darauf mit Unverständnis oder gar Abwehr reagieren, hat das nicht unbedingt mit einer Obsession zu tun, das Wort unbedingt benutzen zu wollen - eher mit Zweifeln an dem dahinterstehenden Verständnis von Sprache und an der daraus folgenden Sprachpolitik.
Dennoch, wenn es wahr ist, dass der bloße Anblick oder das bloße Hören eines Wortes, völlig kontextunabhängig, Menschen traumatisieren kann, dann muss man das wohl akzeptieren. Die Konsequenz wäre dann allerdings, es auch aus Wörterbüchern und Lexika zu entfernen. Ich wüsste kein Argument, warum es dann ausgerechnet in diesem Kontext gerechtfertigt sein sollte.
zum Beitrag28.02.2021 , 19:51 Uhr
Ganz lustig geschrieben, aber letztlich ein Preaching-to-the-Converted-Text, denn natürlich ist der alte weiße Mann nur scheinbar Adressat, tatsächlich aber Gegenstand des Textes, über den man sich unter Gleichgesinnten beömmelt. Ist auch in Ordnung, jeder braucht das mal, warum sollten die nicht auch mal ihr Fett wegkriegen. Falls aber der Text tatsächlich bei irgendeinem der Anvisierten ankommt, wird er als eben jener Teil der "Cancel Culture" aufgefasst werden, dessen Existenz er bestreitet. Interessant zu wissen wäre aber, ob der Autor des Textes wirklich, tief im Innersten, glaubt, dass etwa ein Giovanni di Lorenzo sich davon beunruhigt fühlt, dass Schwarze oder Schwule oder Frauen am politischen Diskurs teilnehmen. Oder ob der Autor hier nicht vielleicht doch stutzig wird, ob sein Erklärungansatz, warum sich Leute über "Cancel Culture" mokieren, nicht vielleicht doch etwas zu kurz greift.
zum Beitrag11.02.2021 , 09:02 Uhr
Nun ja. Ich finde Troll Alphonso unausstehlich, die Attitüde abgeschmackt, die Texte miserabel, und politisch könnte er mir nicht ferner stehen - da verbindet mich mit seinen Angriffszielen durchaus mehr. Und trotzdem: Dieser Artikel versäumt es ebenso wie der neulich in der ZEIT, etwas wirklich Belastbares gegen Meyer vorzubringen. Dass ein rechter Journalist gegen die Arbeit linker Journalist*innen polemisiert, ist weder überraschend noch illegetim. Die Dynamiken, die das in sozialen Netzwerken auslöst, sind schwer kontrollierbar, und sicher täte Meyer gut daran tun, sich vernehmbar von jeder Gewaltandrohung zu distanzieren. Dieselbe Aussage lässt sich allerdings auch über seine Gegner*innen machen, die, was das Aktivieren von "Mobs" gegen Andersdenkende und Abweichler betrifft, wahrlich keine Kinder von Traurigkeit sind. So leid mir's tut, ich kann hier keine Opfer sehen, sondern nur einen Kampf von Medien-Platzhirschen um Diskursmacht. (Aber ich höre, wie ich das schreibe, schon die "Hufeisen!"-Rufe, die immer kommen, wenn sich Linke Kritik an ihrem eigenen Gebaren verbitten möchten.)
zum Beitrag14.10.2020 , 12:48 Uhr
Mag sein, dass bei "Polizisten" und "Wissenschaftlern" viele zuerst an Männer denken - auch bei "Ärzten" oder "Anwälten" dürfte das der Fall sein. Meines Erachtens ist das jedoch kein sprachliches Problem, sondern hat vielmehr damit zu tun, dass es sich hier um einstmalige Männerdomänen handelt. Gegenbeispiele: Bei Wörtern wie "Fußgänger" oder "Passagiere" denkt niemand an reine Männergruppen, die Wörter evozieren eine unbestimmte Menge an Personen; Frauen, Männer, Kinder, Alte, Junge ... Hier also erfüllt das generische Maskulinum seine Aufgabe, vom Geschlecht abzusehen (in dem Fall wird übrigens niemand "mitgemeint", alle werden gleichermaßen ohne Ansehen des Geschlechts gemeint). Ob das gen. M. das kann oder ob es irrtümlich für eine Bezeichnung von Männern gehalten wird, hängt vom außersprachlichen Kontext ab. Mein Vorschlag wäre daher eine pragmatische Handhabung: Doppelformen (oder meinetwegen Sternchen, großes I usw.) immer dann, wenn aufgrund des Kontextes die Gefahr eines Missverständnisses besteht. Bei Berufsbezeichnungen scheint das sinnvoll, auf vielen anderen Feldern jedoch nicht. (Und bei Pronomen wie "Jeder" ist es m.E. tatsächlich völliger Unsinn.)
zum Beitrag22.06.2020 , 00:22 Uhr
Dieser Text stammt aus einem ideologischen Paralleluniversum, zu dem ich keinen Zugang habe. - Seehofers Anzeige ist natürlich ein Skandal und die Pressefreiheit gegen solche Angriffe unbedingt zu verteidigen. Aber das aus ganz prinzipiellen Gründen, nicht aus Verständnis für die von Saskia Hödl verantwortete diskursverheerende, gegenaufklärerische Linie der tazzwei.
zum Beitrag21.06.2020 , 08:01 Uhr
Nicht schlecht, wie ihr euch ins Zeug legt. Aber der Text ist eher taktisch clever als strategisch klug. (Das bleibt ja im Netz, da wird noch oft draus zitiert werden, mit grässlichen Absichten.)
zum Beitrag20.06.2020 , 14:52 Uhr
Ich gehörte zu den Leuten, die die Kolumne in der dortigen Kommentarspalte scharf kritisierten. Und inhaltlich kann ich den Texten von Stefan Reinecke und Bettina Gaus auch größtenteils zustimmen (auch wenn mir der satirische Charakter der Kolumne unzweifelhaft scheint, es ist eben nur eine misslungene Satire). Trotzdem finde ich die Art und Weise dieser Debatteneröffnung nicht richtig, gerade angesichts des Nachspiels, das die Kolumne hatte, die Anzeigen, der unsägliche CSU-Tweet. Die Redaktion müsste sich - zeitgleich zu der kritischen Stellungnahme zur Kolumne - wesentlich entschiedener hinter ihre Autor*in stellen. Dieser "Spagat" ist sehr wohl möglich. Wusste Hengameh Yaghoobifarah vorher von dieser Debatte, wurde sie mit eingebunden, wird ihr Gelegenheit gegeben, sich auch noch einmal dazu zu äußern? Vorerst wirft das hier alles kein gutes Licht darauf, wie es in der taz-Redaktion zugeht.
zum Beitrag16.06.2020 , 14:24 Uhr
Gute Satire darf böse sein, aber böse Satire muss eben auch gut sein. Dass dieser Text das übliche Clickbait für rechte Trolle ist, wie man es von der Autor*in gewohnt ist, geschenkt. Die Stilübungen in Herabsetzung anderer, ebenfalls geschenkt, selbst der kalkulierte (gleichwohl geschmacklose) Mülldeponien-Schocker. Ein kleiner Offenbarungseid ist dieser Text allerdings dank diesem Satz: "Wohin also mit den über 250.000 Menschen, die dann keine Jobs mehr haben?" Für die Textdramaturgie ist diese nonchalant hingeworfene Frage eher unwichtig, sie dient nur der Einleitung für die dann folgenden Späße; und die Autor*in bemerkt den blinden Fleck gar nicht, in ihrer Welt stellen 250.000 Leute ohne Job kein ernsthaftes Problem oder auch nur einen irgendwie interessanten Gegenstand dar. Darin ist der Text stellvertretend für die identitäre und intersektionale "Linke" (in dicken Anführungzeichen), die an der sozialen Frage nicht die Bohne interessiert ist (dann könnte sie vielleicht auch dies und das über Berufswahlen und Berufswege, zum Beispiel die, die Leute ausgerechnet zur Polizei führen, herausfinden). Man wäre fast versucht, die Sanfte-Erpressungs-Formel "Check your privilege" zu murmeln.
zum Beitrag09.06.2020 , 20:28 Uhr
Man kann sich darauf einigen, Transfrauen Frauen zu nennen (dann kann man die Vorsilbe "Trans" auch gleich weglassen) – das Wort "Frau" hätte dann eben eine andere Bedeutung als die meiste Zeit seiner Geschichte und als die meisten seiner Gegenstücke in anderen Sprachen der Welt. Wenn eine Gesellschaft sich auf diesen (bisher nur in überschaubaren Kreisen gültigen) Sprachgebrauch einigen kann, warum nicht? Für die Mehrheit der Menschen weltweit, die im vor Ort üblichen Verständnis als Frauen gelten und für die – für die allein – der im klassischen Sinne als „weiblich“ geltende Körper und seine Eigenschaften immense politische und soziale Folgen haben, ist das allerdings ohne jede Bedeutung. Bei uns wiederum wären alleine diejenigen dieser Menschen davon betroffen, die sich Rückzugsräume vor von ihnen als „männlich“ eingeordneten Übergriffen in langen Kämpfen erstritten haben. Das bisschen misogyne Verachtung, das man über sie ausschütten darf, wenn sie den Verlust dieser Räume (zu Recht? zu Unrecht?) befürchten (das Wort "TERF", das auch Herr Göbel benutzt, hat sei*ne taz-Kolleg*in H. Yaghoobifarah ja auf Twitter schon dankenswert eindeutig als "räudige F..." übersetzt), werden sie sicher ertragen können.
zum Beitrag27.04.2019 , 12:54 Uhr
Eine Bemerkung genau an der Schwelle formulieren, an der zwar jeder versteht, wie sie gemeint ist, aber sie sich hinterher jederzeit als "bewusst missverstanden" erklären lässt: Dieses Spiel beherrscht Palmer längst genauso gut wie Gauland, Höcke, von Storch.
Sehr gute Kommentar von Frau Gaus.
zum Beitrag27.04.2019 , 08:54 Uhr
"Wer sagt was und kommt mit dem was er sagt in die Öffentlichkeit. Entscheidend dabei ist, wer etwas sagt. Manche missbrauchen diese Form der Kritik. Das Problem ist, dass es dann gar nicht mehr um die Sache geht."
Der Aussage von Sibel Schick ist unbedingt zuzustimmen. Nur ist das leider, wie sie gerade auf Twitter immer wieder zeigt, exakt ihre eigene identitätspolitische Agenda: Für die Einordnung einer Aussage ist nicht ihr Inhalt, sondern der Sprechort entscheidend, das hat sie unzählige Male gezeigt.
Die Strategie, die Sibel Schick und etwa auch Hengameh Yaghoobifarah verfolgen, scheint mir in ihren Wirkungen rein destruktiv sein. Ich selbst kann über schale Witzchen über "Almans", "Kartoffeln" usw. zwar nur müde lächeln. Von "umgekehrtem Rassismus" reden würde ich auch aus prinzipiellen Erwägungen nicht sprechen. Aber dass es keinen strukturellen Rassismus gegen Mitglieder der weißdeutschen Mehrheitsgesellschaft gibt, macht aus dummen Witzen eben leider noch keine schlauen Witze, und plumpe Provokationen bleiben plumpe Provokationen. Ich frage mich tatsächlich, welchen anderen Zweck diese Kommentare - auch diese "Beobachtungen über Deutsche"-Tweets - verfolgen sollen, als zuverlässig rechte Trolle zu triggern. Die dann ja auch zuverlässig in die Kommentarspalten einfallen, man kann die Uhr danach stellen. Die Folge sind "Debatten", die so unterirdisch sind, dass man sich eigentlich auf gar keine Seite mehr stellen, sondern nur noch mit Grausen abwenden möchte.
Dass Gewalt- und Morddrohungen verfolgt und geahndet gehören, bleibt davon unbenommen.
zum Beitrag08.04.2018 , 08:51 Uhr
Wenn es nicht gegen die Meinungsfreiheit verstieße, würde ich vorschlagen, das "Mitverhandeln von Subjektpositionen" ganz generell, bei jedem Thema und allen Seiten, gleich welchen Geschlechts und welcher Hautfarbe, zu untersagen, damit nach dem Abtragen des identitätspolitischen Schutts auch wieder alle etwas von Diskussionen hätten.
zum Beitrag21.03.2018 , 01:13 Uhr
Was für eine peinliche pubertäre Kraftmeierei, bar jeder gedanklichen Substanz. Ein Wohlfühl- und Erbauungstext für die Schlichtesten in der Gemeinde.
Und nein, ich habe für die Neue Rechte, ob auf Buchmessen oder anderswo, nicht ein Jota Sympathie. Ich bin (als Linker) nur fassungslos über eine Linke, die sich systematisch immer mehr in die soziale Ächtung hineinschreibt und sich dabei immer noch für die Herrin im Saal hält. Während sie sich blasiert fragt, ob man "mit Rechten reden" soll, registriert sie gar nicht mehr, dass immer weniger noch mit ihr reden wollen.
zum Beitrag25.10.2017 , 09:40 Uhr
Nicht alles, was Rechte ärgert, ist deshalb schon gut. Über den Text von Frau Berg habe ich mich auch als Linker geärgert, weil er das Niveau der zu diesem Zeitpunkt geführten Diskussion über das "Reden mit Rechten" meilenweit unterlief, weil er in der Frage, von wem bei den Buchmessen-Vorfällen die (nicht nur verbale) Aggression ausging, die Tatsachen auf den Kopf stellte und vor allem, weil er sich einen Gegner konstruierte, mit dem man es sich hübsch einfach machen kann, während die realen Gegner – mit dem die diskursiven Auseinandersetzungen so oder so bevorstehen werden – eine erheblich größere Herausforderung sein werden. Wenn man es für falsch hält, diese Gegner „Nazis“ oder „Faschisten“ zu nennen, dann nicht, weil man sie verharmlosen will, sondern aus der Überzeugung, dass man sie so begrifflich nicht zu fassen kriegt, förmlich an ihnen vorbeischreibt (und es ihnen damit eher leicht macht). „Mit Rechten reden“ heißt übrigens nicht „Mit Rechten kuscheln“, es kann und wird ein unversöhnlicher Streit sein.
Und was die Yaghoobifarah-Kolumne betrifft: Um den Tatbestand der Satire zu erfüllen, bräuchte es denn doch ein wenig Geist und Witz; bei dem Text war aber irgendeine gedankliche Auseinandersetzung mit dem verhandelten Problem „muslimische Feiertage, ja oder nein“ nicht erkennbar; es war einfach eine durchsichtige Provokation um der Provokation willen – die denn auch prompt die gewünschten Reaktionen auslöste, die das Weltbild der Autorin bestätigen werden („needless to say“). Darüber muss man sich nicht unbedingt ärgern (das hieße, dem Mechanismus auf den Leim zu gehen), aber wundern kann man sich schon, wie solche, Entschuldigung, dämlichen Texte den Schreibtisch der taz-Redaktion passieren können.
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