USA-Venezuela-Konflikt: Trumps Regimewechselpläne sind das reine Chaos
Warum will Donald Trump das Regime von Nicolás Maduro in Caracas stürzen? Mit vernünftigen Erklärungen kommt man nicht weit.
D er neueste Rechtsbruch der Regierung von US-Präsident Donald Trump kommt mit Ansage. Eine Woche nachdem die USA einen Öltanker vor der Küste Venezuelas festgesetzt haben, kündigte Trump eine Seeblockade gegen „sanktionierte“ Transportschiffe an. Das internationale Seerecht ist eindeutig: Selbst wenn Öltanker unter falscher Flagge Rohöl schmuggeln, dürfen Staaten sie außerhalb der eigenen Hoheitsgewässer nicht einfach eigenhändig festsetzen.
Die Blockade ist vielmehr Teil einer schrittweisen Eskalation gegen das Regime in Caracas, hin zu einem Regimewechsel – nur nicht wegen des Öls. US-amerikanische Geschäftsleute, die an Venezuelas Bodenschätzen interessiert sind, plädieren eher für einen Deal mit Präsident Nicolás Maduro. Auch sind die ideologischen Gründe bei den Umsturzgelüsten nicht vorrangig. Laut der neuen US-Sicherheitsstrategie wird davon ausgegangen, dass man in Lateinamerika gewillt ist, auch mit anders gesinnten Regierungen zusammenzuarbeiten.
Während Außenminister Marco Rubio zwar als Falke gilt, der im linksautoritären Regime in Caracas einen ideologischen Feind sieht, scheint es Trump wirklich um den Kampf gegen die Drogen zu gehen. Und das, obwohl Venezuela beim Drogenhandel gen USA (wenn überhaupt) eine verschwindend geringe Rolle spielt. Mit vernünftigen Maßstäben ist die Politik des US-Präsidenten nicht zu erklären. Ein wichtiger Bestandteil dürfte auch der Wunsch nach Machtprojektion sein.
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Einerseits will Trump die militärischen Engagements der USA weltweit zurückfahren, doch auf der anderen Seite prahlt er mit der Schlagkraft der US-Streitkräfte. Das Ergebnis sind demonstrative Angriffe, wie im Juni gegen Irans Atomanlagen; oder womöglich bald in Venezuela, wenn Maduro dem Druck nicht nachgibt. Einen massiven Einsatz von Bodentruppen wird Trump nicht wollen. Bleibt zu hoffen, dass es nicht zu einer Kampagne mehr oder weniger koordinierter Luftangriffe kommt. Denn eine solche könnte zwar das Regime stürzen – aber Venezuela gleich mit ins Chaos.
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