piwik no script img

Terrororganisationen in den USAWashington setzt Antifa Ost auf die Liste

Die US-Regierung stuft die deutsche Antifa Ost als „global agierende Terroristen“ ein. Deutschland hat sich dazu bisher nicht geäußert.

Die Antifa ist schon lange ein Trump'sches Aufregerthema. Im Oktober diskutierte er mit Heimatschutzministerin Kristi Noem darüber Foto: Evelyn Hockstein/rtr

rtr | Die US-Regierung hat die deutsche Gruppierung „Antifa Ost“ als Terrororganisation eingestuft. Das teilte US-Außenminister Marco Rubio am Donnerstag in Washington mit. Die USA werfen ihren Anhängern vor, zwischen 2018 und 2023 zahlreiche Angriffe auf Personen verübt zu haben, die sie als Faschisten oder Teil der rechten Szene in Deutschland ansehen. Zudem wird „Antifa Ost“ beschuldigt, Mitte Februar 2023 mehrere Angriffe in Budapest ausgeführt zu haben. Eine Stellungnahme des Auswärtigen Amtes und des Bundesinnenministeriums lag zunächst nicht vor.

Die Einstufung erfolgte im Rahmen einer Maßnahme gegen insgesamt vier von den USA als gewalttätige Antifa-Gruppen bezeichnete Organisationen in Europa – darunter zwei in Griechenland und eine in Italien. Diese wurden als „global agierende Terroristen“ („Specially Designated Global Terrorists“) eingestuft. Rubio kündigte an, die Gruppierungen ab dem 20. November zusätzlich als ausländische Terrororganisationen („Foreign Terrorist Organizations“) einstufen zu wollen. Mit der Antifa verbundene Gruppen würden sich zu revolutionären, anarchistischen oder marxistischen Ideologien bekennen und diese nutzen, um zu Gewalt im In- und Ausland aufzurufen, sagte Rubio.

Bei den weiteren betroffenen Gruppen handelt es sich um die „Informelle Anarchistische Föderation/Internationale Revolutionäre Front“ in Italien sowie die „Bewaffnete Proletarische Gerechtigkeit“ und die „Revolutionäre Klassenselbstverteidigung“ in Griechenland. Letztere bekannte sich zu einem Bombenanschlag auf den Bahnbetreiber Hellenic Train im April, bei dem geringer Sachschaden entstand und niemand verletzt wurde.

Antifa ist die Abkürzung für „Antifaschistische Aktion“ und einem Bericht des Wissenschaftlichen Dienstes des US-Kongresses zufolge eine dezentralisierte Bewegung ohne klare Führungsstruktur.

Bedenken wegen freier Meinungsäußerung

Die Einstufung ist Teil einer langjährigen Kampagne von US-Präsident Donald Trump gegen linksgerichtete Gruppen. Trump und seine republikanischen Verbündeten werfen Antifa-Anhängern vor, politische Gewalt zu schüren, etwa nach der Ermordung des konservativen Aktivisten Charlie Kirk im September.

Schon während seiner ersten Amtszeit hatte Trump gedroht, gegen die Antifa vorzugehen. Damals hatten Rechtsexperten jedoch erklärt, eine solche Einstufung sei problematisch. Sie habe keine gesetzliche Grundlage, sei schwer umzusetzen und werfe Bedenken hinsichtlich der freien Meinungsäußerung auf.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Komplett absurd was der Orangenmann da wieder in die Welt setzt.



    Sehr gut zusammengefasst:



    www.youtube.com/wa...=fWpeSW82PPE&t=11s

  • Das kann doch nur über Orban gelaufen sein, sonst hätte die in ihrer Bubble doch nichts davon mitbekommen. Jetzt kommt es eher darauf an sicher zu stellen, dass Gerichte und Ministerien jegliche Anfragen nach Verhaftung und Auslieferung aus den USA sofort zurückweisen.

  • Dass die europäischen Regierungen ihre Bürger gerne an die USA verkaufen (Flugdaten, Bankverkehr, ...) ist ja nicht Neues. Dass die deutsche Regierung nun aber das Leben von Bundesbürgern potenziell gefährdet, indem Sie diese Frechheit wortlos hinnimmt, ist eine ganz neue Ebene des Versagens.



    Vielleicht sollte Deutschland/die EU mal die CIA als terroristische Organisation einstufen. Wäre auf jeden Fall näher an der Wahrheit als das, was die amerikanischen 'Freunde' sich da jetzt erlaubt haben.

    • @Resistor:

      Die derzeitige Regierung wird sich nicht für Antifa-Leute einsetzen. Dafür sind große Teile in dieser Regierung viel zu verbunden mit denen, gegen die sich die Proteste richten.

  • Die Strategie von Trump & Cie. auf dem Weg zur Diktatur ist die Zerstörung der Semantik. "Terrorist" ist dann irgendwann jeder, der der amerikanischen Mafia im Weißen Haus im Weg steht.

  • Danke für die Erklärung des Begriffes Antifa, wieder mal was neues gelernt. Wenn ihr jetzt noch erklärt hättet was genau „Antifa Ost“ sein soll und ob es die Organisation überhaupt gibt, wäre der Artikel perfekt gewesen.

    • @Mendou:

      Gibts so natürlich nicht als feste Organisation. Was ich anderen Medien entnehme, gehts wohl um die Gruppe um Lina E. und Maya T. und Johannes G. Den Floh hat ihm wahrscheinlich Orban ins Ohr gesetzt. Man könnte vermuten, dass ist Teil irgendeines Deals, den die da letzte Woche ausgekaspert haben.



      Zwei Dinge: Erstens ist diese Gruppe nach den Urteilen kaum noch der Rede wert und somit maximal als Aufhänger tauglich.



      Und zweitens, kann man da eben auch sehen, wie solche Schlägertrupps dem Anliegen Antifschismus in Wirklichkeit schaden. Würden ausländische Gruppen nach Deutschland reisen, um hier ihre politischen Vorstellungen mit schweren Gewalttaten durchzusetzen, dann wären sie bei uns schnell auch auf so einer Liste.

  • "Die Antifa ist schon lange ein Trump'sches Aufregerthema."



    Sicher !



    "Im Oktober diskutierte er mit Heimatschutzministerin Kristi Noem darüber".



    Diskutieren? Mit einer der abgefahrensten Trump-Gläubiger-Sekte?



    Ich lach micht (hoffentlich nicht) tot.