Trump lobt Englischkenntnisse in Liberia: Toller Freund!
Trump lobt das Englisch des Präsidenten von Liberia. Wusste Trump etwa nicht, dass Englisch dort Amtssprache ist?

B ei einem Besuch fünf afrikanischer Staatschefs lobte US-Präsident Donald Trump den liberianischen Präsidenten Joseph Boakai für sein gutes Englisch. Das ist dort allerdings die offizielle Amtssprache.
Der Aufschrei unter vielen Liberianern war entsprechend groß, sodass sich die liberianische Außenministerin Sara Beysolow Nyanti genötigt sah, abzuwiegeln: Trump habe nur den amerikanischen Akzent des Präsidenten gelobt. Hat er allerdings gar nicht, denn jegliche Distinktionsleistung, die das Niveau schwarz/weiß, Tag/Nacht, süß/salzig übersteigt, liegt bekanntlich weit außerhalb seiner intellektuellen Möglichkeiten.
Trump pflegt auch Regierungschefs, die keine Muttersprachler sind, für ihr gutes Englisch zu loben, nur um sie daraufhin gnadenlos vollzusülzen. So auch Friedrich Merz. Geschickter als dieser stellte sich hingegen Akie Abe, die Frau des japanischen Premiers Shinzō Abe an, die als Tischnachbarin Trumps beim G20-Dinner in Hamburg 2017 angeblich erfolgreich vorgab, kein Englisch zu können, und so für die Dauer des Gelages von dem senilen Sermon des verurteilten Sexualstraftäters verschont blieb.
Europäer müssen sich an die eigene Nase fassen
Was das in den USA ungeläufige Konzept des Fremdsprachenerwerbs betrifft, steht Trump unter seinen Landsleuten nicht gerade allein da. In Europa, wo alle zweihundert Kilometer eine neue Sprache gesprochen wird, hat man naturgemäß eine andere Einstellung dazu. Auch die europäische Geografie ist in den Staaten eher unbekannt; das gilt dann eben auch für Afrika.

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In diesem Punkt dürfen wir Europäer uns durchaus an die eigene Nase fassen. Denn in puncto Afrika sind wir kaum besser: Welche Länder gibt es, wie heißen und wo liegen sie, welche Sprachen werden gesprochen, und last but not least: wie sehen die Leute dort aus?
Das sind ja auch Riesenunterschiede auf so einem großen Kontinent. Und während man innerhalb von Europa gewohnt ist, Herkunft und Sprachen zu erraten und zu unterscheiden, kann man das in Afrika oder Asien noch lange nicht, da sind die Menschen dann doch nur „irgendwie schwarz“ oder „sehen asiatisch aus“, um mich hier mal nicht noch beschissener auszudrücken.
Donald Trump befände sich hier also durchaus in guter Gesellschaft halbwegs harmloser Normalos, die einfach auch mal in Maßen scheiße sind, wie Menschen eben, und wie der Autor dieser Zeilen.
Ein bisschen Ignoranz, ein bisschen Amerikazentrismus hier wie Eurozentrismus dort, ein bisschen paternalistischer Alltagsrassismus – ein netter älterer Herr, der er es ja eigentlich nur gut meint, dem der aktuelle Kanon politisch korrekter Sprache aber wenig geläufig ist, und der ihm, sorry, nicht böse gemeint, gepflegt am Arsch vorbeigeht, weil „früher hat man das ja auch alles so gesagt, und ja, aber wo kommen Sie jetzt wirklich her, und Sie sprechen ja gut Deutsch, und jetzt muss ich aber unbedingt mal Ihre tollen Haare anfassen!“
Trump nannte Afrika als Sammlung von „Shithole Countries“
Doch Trump wäre nicht Trump, und sein Gefolge wäre nicht sein Gefolge, wenn sie, anstatt an ihrer Arroganz zu arbeiten und vielleicht auch mal einen Blick in einen Atlas oder ein Geschichtsbuch zu werfen, nicht auch hier wieder die Ausflucht in Lüge und Infamie suchten und fänden. Wie bei allem, was sie tun und sagen. Es ist eine „Pseudokratie“, die Regierungsform ist die Lüge.
US-Vizepressesprecherin Anna Kelly betonte, wie viel der Präsident, der Afrika zuvor noch pauschal als eine Ansammlung von „shithole countries“ bezeichnet hatte, für Afrika tue, weitaus mehr als sein Vorgänger Joe Biden.
Und Afrika-Berater Massad Boulos verkündete, dass Afrika noch nie einen derart guten Freund im Weißen Haus hatte wie Donald Trump. Das alles ist doch nur „ein Kompliment“ von einem Freund.
Was für ein Freund. Die erfolgte Schließung der für Gesundheitspolitik, Katastrophen- und Hungerhilfe zuständigen Organisation USAID wird in absehbarer Zeit Millionen Tote kosten, vor allem in Afrika. Wer solche Freunde hat, sehnt sich nach seinen Feinden zurück. Wenn man Glück hat, töten die einen schneller als durch langsames Krepieren an Hunger und Krankheiten. Freund Hein spricht Englisch, aber da ist es ja nur gut, wenn man ihn auch verstehen kann.
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