Amtseinführung in Liberia: Greiser Präsident macht schlapp

Die Bevölkerung Liberias ist jung und dynamisch, doch der 79-jährige Präsident hält nicht mal seine eigene Amtseinführung durch.

Leibwächter von Präsident Joseph Boakai fächeln ihm mit einem Papier frische Luft zu, er wirkt geschwächt

Der Präsident Joseph Boakai musste seine Antrittsrede sichtlich geschwächt unterbrechen Foto: Stringer/reuters

COTONOU taz | Das hatten sich Joseph Boakai und seine An­hän­ge­r:in­nen in Liberias Hauptstadt Monrovia sicher anders vorgestellt: Bei seiner Amtseinführung gelang es dem neuen Präsidenten des 5,5 Millionen Ein­woh­ne­r:in­nen großen westafrikanischen Landes nicht, seine Rede bis zum Ende vorzutragen. Rund 30 Minuten hielt er durch, dann geriet er immer mehr ins Stocken und musste schließlich abbrechen. Mit­ar­bei­te­r:in­nen führten ihn vom Rednerpult weg.

Videos zeigen, dass ihm zuvor schon Wind zu gefächert wurde. Die Hitze gilt deshalb auch als Grund für den mutmaßlichen Schwächeanfall. Die Temperaturen liegen in Monrovia aktuell bei über 30 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit in der Küstenstadt bei knapp 75 Prozent.

Am Tag danach sagte nach BBC-Informationen Boakais Sprecher Charles Snetter, dass der Präsident laut seiner Ärzte bei bester Gesundheit sei. Er soll schon kurz nach dem Vorfall wieder in der Lage gewesen sein, die Amtsgeschäfte wahrzunehmen.

Boakai ist 79 Jahre alt. Noch nie war in Liberia ein Präsident bei seiner Amtseinführung älter. Bis 2018 war er Vizepräsident unter Ellen Johnson Sirleaf, die 2011 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, Boakai aber nicht als ihren Nachfolger aufbaute. Danach verlor er gegen Weltfußballer George Weah die Wahlen. Doch letzten November gelang ihm die Revanche, und er holte in der Stichwahl 20.000 Stimmen mehr.

Der Präsident hatte schon den Spitznamen „Sleeping Joe“

Boakais Gesundheit war in den Medien bereits immer wieder ein Thema. Es gab Spekulationen, ob er im Krankenhaus sei und wie Diagnosen lauteten. Doch nicht nur wegen seines Alters trauten ihm viele das höchste Staatsamt nicht zu. Im Wahlkampf 2017 erhielt er den wenig schmeichelhaften Kosenamen „Sleeping Joe“. Aufnahmen von öffentlichen Veranstaltungen zeigten ihn mit geschlossenen Augen, offenbar schlafend.

Und das in einem so überaus jungen wie dynamischen Land: Das Durchschnittsalter liegt bei 19,7 Jahren. Boakai ist für die meisten ein alter Mann. Dabei hat die junge Generation in den letzten Jahren mehrfach bei Protesten gezeigt, dass sie eine bessere Zukunft fordert und es satt hat, dass Lebenshaltungskosten ständig steigen, es aber keine Aussichten auf Jobs gibt.

In West- und Zentralafrika ist Boakai aber in guter Gesellschaft: Nigerias Präsident Bola Tinubu ist 71. Bei seiner ersten Rede nach Bekanntgabe der Wahlergebnisse suchte er im letzten Jahr immer wieder nach Worten. Vieles war unverständlich.

Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo ist 79 Jahre, kann aber im Dezember nicht erneut antreten. Kameruns Präsident Paul Biya steht kurz vor seinem 91. Geburtstag. Seit Jahren tritt der Langzeitherrscher nicht mehr öffentlich auf.

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