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Neuer Minister für Kultur und MedienIm Geist von Springers Chauvi-Club

Ein Verleger will Medienminister werden? Früher wäre das mit Verweis auf einen Interessenkonflikt verhindert worden. Nicht so nun bei Wolfram Weimer.

Friedrich Merz und Wolfram Weimer auf dem Zukunftsgipfel des deutschen Mittelstands im Oktober 2024 Foto: STAR-MEDIA/imago

D u Heimatland! „Ein Heimatschützer macht jetzt Kulturpolitik“, graust sich der Spiegel zur Berufung von Wolfram Weimer als neuer Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Ja was denn, passt doch zur Republik, in der auch der RBB vom Hauptstadt- zum Heimatsender werden will.

Heimat, das ist für den 60-jährigen Weimer ein hübsches Stückchen Bayern am Tegernsee, wo gar nicht weit entfernt auch ein gewisser Friedrich Merz sein „Zelt“ aufgeschlagen hat. Der künftige Kanzler und sein BKM sind quasi Nachbarn, was die Süddeutsche schon als „Tegernsee-Connection“ ausruft, bei der es um „Golf, Gesinnung und Geburtstag“ gehe.

Dass beide am 11. November das Licht der Welt erblickten, lässt an närrischen Zufall denken. Dass Merz Weimer nun nicht wie hier und da spekuliert als Regierungssprecher, sondern als BKM holt, wundert dagegen kaum. Denn der in Kulturkreisen bislang als BKM-Favorit gehandelte Berliner Kultursenator Joe Chialo dürfte trotz CDU-Parteibuch für Merz immer noch ein bisschen zu locker-lässig-liberal sein.

Liberal ist natürlich auch Weimer, bloß anders. Als Weimer und Mathias Döpfner bei Springers Welt noch journalistische Aufsteiger waren, war intern von den Twin Towers die Rede. Weimer ist im alten Sinne immer noch Springers Welt und könnte noch heute locker mit Axel Springer im Journalistenclub des Hauses sitzen. Nur ist der Verleger wie die von ihm verkörperte chauvinistische Bürgerlichkeit schon gut 40 Jahre tot, doch Weimers Journalismus atmet bis heute diesen Geist.

Was die Frage aufwirft, ob der neue BKM jetzt etwas aus dem Medienbereich macht, der unter seinen Vor­gän­ge­r*in­nen eher unterbelichtet blieb. 2004 hat Weimer mit freundlicher Unterstützung des anderen großen Springerfreunds, des Schweizer Verlegers Ringier, den heute massiv nach rechts gerutschten Cicero als „Debattenmagazin“ für Deutschland erfunden. Danach folgte ein kurzes Gastspiel als Focus-Chefredakteur, wobei Weimer dem Blatt auch nicht auf die Sprünge helfen konnte.

Irre erfolgreich war er also nicht. In Sachen Medienpolitik war bislang insgesamt nicht viel von Weimer zu vernehmen. „Was für Skills muss man denn für Medienpolitik-Nerds mitbringen beziehungsweise welche helfen, um seine Ziele durchzusetzen“, fragt die Mitbewohnerin.

Ob er Deutschlands Ver­le­ge­r*in­nen eine neue Heimat bietet? Immerhin ist er selbst einer von ihnen. In seiner Weimer Media Group erscheinen diverse Börsen- und Wirtschaftsblättchen von Business Punk bis Markt und Mittelstand.

Als 2017 der Mitbesitzer der WAZ-Mediengruppe Stephan Holthoff-Pförtner in NRW Medienminister werden sollte, hieß so was noch Interessenkonflikt. Holthoff-Pförtner musste die Zuständigkeit für Medien wieder abgeben. Weimer hat den Verlag jetzt seiner Frau überschrieben.

2012 hat er übrigens einmalig das Satireblatt Pardon wiederbelebt. Geben wir ihm also eine Chance. Vielleicht heißt es dann später mal „Pardon verteidigt den BKM“. – „Oder es zählt zur Denkmal-Pflege“, sagt die Mitbewohnerin.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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14 Kommentare

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  • Michael Naumann war doch auch Verleger?! 10 Jahre Rowohlt Verlag und später Chefredakteur beim heute massiv nach rechts gerutschten Cicero. Früher ist auch nicht mehr was es mal war.

    • @Mendou:

      Schonn. Wie mein einer Großvater:



      “Ich bin ein Köther - kennst du meine Farben?“



      1985 - 19955 Geschäftsführer Rowohlt Verlach - Von 1999 bis 2000 war Naumann erster Kulturstaatsminister der Bundesrepublik Deutschland. usw usf



      Von 1999 bis 2000 war Naumann erster Kulturstaatsminister der Bundesrepublik Deutschland.



      (Stimmt schon - Türdrückeravancen des Cicero landeten bei mir früher im 🗑️!



      Zu seinen unrühmlichen Versuchen - den Preis des Arisiers Theodor Eschenburg - Bruder Mitschüler meines Vaters - dessen Sohn meiner (“…kenn ich nicht!“) - zu retten!;((



      Ein andermal



      de.wikipedia.org/wiki/Michael_Naumann



      & ich dacht mit zieht‘s die Schuhe aus -



      de.wikipedia.org/w...Theodor_Eschenburg



      (& weil noch platz zum Bödeln: der in der Familie mütterlicherseits (obige) geläufige Name Bet(h)ge löste Heiterkeit aus zu der Zeit als mann als Studi in eine Vorlesungskladde zur Anwesenheit eintragen mußte & ein Bet(h)ge stutzte - daß mit genau seiner Schrift sein Name dort schon stand - allerdings abweichend geschrieben - Mordshallo



      & “,…the beginning of a wonderful friendship“ 🙀🥳🧐 -

  • Ach was! Loriot

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    Ja klar bei eurem Vollklemmer permanent - 🙀



    Ja kein Wunder! Gellewelle&Wollnichtwoll



    & Tach der Arbeit - 1. Mai - is ja erst morje 🥳



    “Hinaus zum 1. Mai“ DGB - da habt ihr -



    “Mir ist auch jeder andere Tag recht!“



    Fritz Teufel halt nicht mehr auf dem 🖥️ - wa!



    Zu jung! Newahr



    Ja ja - Normal

    kurz - Macht hinne •

  • Die Maßstäbe haben sich vielleicht auch verschoben, seit die SPD, die seit Jahren mitregiert, unter die Medienunternehmer gegangen ist

    und Medienunternehmen wie die SZ über "Recherchekollektive" über Rundfunkgebühren querfinanziert werden könnten, zumindest aber kostenlose Werbung erhalten.

  • Der Aufschrei der linken (Kampf)presse (man erkenne bitte den Humor) ist groß. Da muss Merz ja mal was richtig gemacht haben.

    Mir ist unklar warum so wenig Realismus bei der Bewertung der zukünftigen Minister vorliegt. Weimar mag einen klaren Rechtsdrall haben, aber Roth hatte einer großen Linksdrall, und war dabei auch noch erkennbar überfordert. Von Weimar wissen wir es noch nicht.

    Gebt ihm die 100 Tage, die ihm wie jedem anderen zustehen. Vielleicht schafft er es ja wieder etwas mehr vielfallt zu fördern, nicht nur lediglich einfalt.

    • @Dr. Idiotas:

      Was ich einzig humorvoll finde, das ist "Da muss Merz ja mal was richtig gemacht haben.". 100 Tage hat auch ein Korn zwischen lauter Hühnern nicht.

  • Früher

  • Merz' Kabinett ist zumindest zur Hälfte ein Horrorkabinett. Voraussichtlich werden die identischen Uraltfehler der Konservativen auch weiterhin gemacht.

  • Ja wie?

    “Neuer Minister für Kultur und Medien



    Im Geist von Springers Chauvi-Club



    Steffen Grimberg



    Kolumne Flimmern und Rauschen



    von Steffen Grimberg



    Ein Verleger will Medienminister werden? Früher wäre das mit Verweis auf einen Interessenkonflikt verhindert worden.



    Nicht so nun bei Wolfram Weimer.“

    Schonn - wa! But.

    Um mal einen vergleichsweise etwas älteren ähnlich medienpolitsch unterbelichteten CChoch2 Kanzler frei zu paraphrasieren! Woll



    “Interessenkonflikte & Beziehungen -



    Schaden nur dem - der keine hat!



    Mann kennt sich und hilft sich!“

    So geht das ©️ Kurt Vonnegut



    &



    Da kennt sich unser exKaiser vande Aufsichtsräte & ex Black Rocker ja echt aus!



    &



    Die 🐈‍⬛ - läßt doch längst das Black Rocken Mausen nicht!



    & zB DA VOS WEHTUT - 🙀🥳😡 🥴🤢🤑



    Merz gab seine Position als Aufsichtsratschef der deutschen Tochtergesellschaft des Investmentgiganten 2020 auf. Trotzdem hing ihm wegen des Blackrock-Mandats noch lange das Etikett des Kandidaten der Bosse nach.

    Schärfer als Mützenich kritisiert Linkenchef Jan van Aken …



    www.spiegel.de/pol...e8-5ee8-4946-b38c-

  • Vielleicht soll Weimer BKM werden, weil Julian Reichelt abgesagt hat???

  • Weimer sieht aus wie der junge Philipp Amthor.

    • @starsheep:

      Na bitte - Geht doch - Heiliger St. Ramenter -



      Sei Dank …anschließe mich



      Nich - in Kölle “Sackjeseech“ un “Schwaatlaap“ - die hamer satt!



      Voll Normal ey - Gerd un Frank - laßt gehn -



      Sackjeseech - Köster/Hocker



      www.youtube.com/wa...mECQGHKiGM7w%3D%3D



      (ps Gerd ne schöne Jroß Bes bald ens widder;)

  • Als die führende Kraft eines Umweltschutzgiganten in die Regierung wechselte, wurde Kritik daran mit der "Expertise" weggewischt. Ist schon zweierlei Maß, mit dem gemessen wird.