Britische Süßigkeiten im Test: Die Zucker-Challenge von der Insel
Die wochentaz-Redaktion knuspert sich durch Schokolade und Karamell aus UK. Am Ende kriegt sie den Mund vor lauter Staunen gar nicht mehr auf.
D urch glückliche Umstände landete neulich eine Jutebeutelladung britischer Süßigkeiten in der wochentaz-Redaktion. Ein Geschenk, das mit dem süßen harten Kern des Teams sogleich verkostet wurde, wobei zwei Fragen im Raum standen. 1. Schmeckt das? 2. Könnte British Candy zum Trendfood taugen, so wie es direktimportierte US-amerikanische und japanische Süßigkeiten und Snacks ja bereits sind?
Erste Erkenntnis unserer (möglicherweise unrepräsentativen) Auswahl: Man isst in UK gern kleine Riegel, verpackt in Hochglanzplastik in grellwarmen Farbtönen, die außen schokoladig und innen karamellig sind. Wie Cadbury Crunchie, das mit etwas gefüllt ist, das „wie eine Honigwabe oder Lava“ aussieht. „Löst sich im Mund von allein auf und wird zu Luft“, lobt jemand, „Viel zu süß, sterbe“, beklagt wer anderes. Im Schnitt gab es 4,7 von 10 Punkten.
Bei Tunnock’s Real Milk Chocolat Wafer Biscuits (5,1 Punkte) ergänzen Waffeln das Karamell. Optisch kam das gut an, geschmacklich nannten es gleich drei Leute „pappig“, noch getoppt von „Manner-Schnitte, aber so, als würde sie schon eine Weile rumliegen“. Bei McVitie’s Club Orange (5,5 Punkte) war der Orangengeschmack manchen zu künstlich. Andere lobten „Das Soft Cake für die feinen Leute“ oder konstatierten „nur süß, nicht sehr süß“.
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Denn die britische Durchschnittssweetness liegt weit über der deutschen, das gilt auch für The Big Daddy von Marks + Spencer, der beim Test optisch und inhaltlich klar aus der Reihe tanzt. Ein einzelner, 300 Gramm schwerer Block in einer hellblauen Pappverpackung, bedruckt mit einem Wal, alles eher wertig und für eine urban-hippe Zielgruppe gestaltet. Ein Biss hinein gleicht einer Reise ins Erdnussbutterglas oder auch: „Schmeckt nach Snickers nur mit geilerer Salznote“. 7,6 Punkte. Tagessieg!
Am anderen Tabellenende, mit nur 1,4 Punkten – jemand gab gar –1 – steht Parrs Cinder Toffee. Federleichte bernsteinfarbene Karamellbrocken aus der Plastiktüte, die aussehen „wie ein Schwamm“, „angegammelter Bauschaum“ oder „eingelegter Soft-Tofu“ und beim Verzehr „an bis zum Stein komprimierte Zuckerwatte“ erinnern. Das besondere daran: Binnen Sekunden ist der gesamte Mundraum verklebt, eine Kollegin hat sich fast den Unterkiefer ausgerenkt.
Schnell hatten alle Respekt („Erstickungsgefahr!“), wurden Taktiken ausgetauscht („nicht kauen, sondern lutschen“), und damit war auch klar: Wenn hier irgendwas Trendfood werden kann, dann Cinder Toffee. Es knallt optisch und eignet sich perfekt für das beliebte Tiktok-Genre der Challenge, bei der Nutzer:innen sich bei einer Mutprobe selber filmen und das Erlebte kommentieren. Nur diesmal ohne Worte, denn den Mund, den kriegen sie dann nicht mehr auf.
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