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Zoll auf Zollstöcke

Trumps Handelskrieg mit der ganzen Welt geht in die nächste bizarre Runde

Klipp, klapp, der Stock macht schlapp Foto: Sonja Trabandt

Von Fritz Tietz

Eine Nachricht, die es inch sich hat: US-Präsident Donald Trump plant mit dem Erlass eines „Truth Length Acts“, dass künftig sämtliche Messinstrumente vor dem Import auf „amerikanische Authentizität“ geprüft werden. Besonders im Fadenkreuz: die klassischen europäischen Zollstöcke. Trump plant, sie mit Strafzöllen zu belegen.

Der Grund: Die europäischen „Klappkameraden“ (Trump) seien durchweg manipuliert. „Sie sagen, ihre folding buddies sind zwei Meter lang. Aber es sind in Wahrheit nur ein Meter 97, vielleicht 1,98, wenn man großzügig schätzt“, so der US-Präsident während einer intimen Vermessung im Oval Office, das laut Trump vermutlich auch viel eckiger ist als bisher angenommen.

In einem bizarren Video, das hoffentlich nie an die Öffentlichkeit gerät, demonstriert er im Weißen Haus am eigenen Unterleib, wie „die europäischen Maßstäbe zu einer Verzerrung der Realität“ geführt hätten. Die „Zollstock-Verschwörung“ sei Teil einer in Brüssel ausgeheckten „verbrecherischen Maßnahme“, um nicht nur ihn, den 47. Präsidenten der USA, kleiner wirken zu lassen

Die Europäer zeigen sich indes von den neuesten Zoll-Plänen der USA völlig überrascht. In die absurde Debatte eingeschaltet hat sich auch das Haus Hohenzollern. In einer offiziellen Stellungnahme lässt Hohenzollern-Chef Georg Friedrich Prinz von Preußen durchblicken, dass er wenig Verständnis für Trumps Pläne hat: „Unsere Zollernstöcke sind schließlich seit jeher länger als das übliche Baumarktzeug. Es ist daher absolut unverständlich, warum auch wir bestraft werden zollen.“ Von Preußen kündigte an, den US-Präsidenten zu einer „realitätsnahen Vermessung“ ins claneigene Zollernstockwerk einzuladen

Doch die Hohenzollern werden nicht nur diplomatisch tätig. Längst arbeitet man an einem neuen Werbespot für den US-Markt – mit Ian Durys legendärem „Hit Me With Your Zollern Stick“. Zum Takt der Musik sieht man da, wie Preußens Lange Kerls ihre überdimensionierten Hohenzollernstöcke auf- und zuklappen – während im Hintergrund der Slogan „Forget Fake Inches“ auftaucht.

Damit aber nicht genug. Wie aus einem internen Memo hervorgeht, wollen die Hohenzollern nur noch solche Maßstäbe auf den US-Markt bringen, die „die wahren amerikanischen Werte und echte Größe“ repräsentieren. Darauf wird alle neun Zentimeter Trumps Signatur eingraviert. Obendrein sind sämtliche Zollernstöcke mit dem Slogan „Make America Great Again“ bedruckt – und zwar so, dass im zusammengeklappten Zustand nur die Buchstabenfolge „MAGA“ sichtbar ist.

„Ein Sinnbild für Amerikas wahres Potenzial – oder besser noch: Lineal“, so der Hohenzollernchef, der hofft, auf diese Weise nicht in Trumps „Trade War of Inches“ gezogen zu werden. Sollte allerdings der Zoll auf europäische Zollstöcke tatsächlich eingeführt werden, könnten Gegenzölle auf amerikanische Geodreiecke und Rechenschieber folgen.

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