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Jetzt kommt’s aufallean

Samstag geht’s für Tausende nach Riesa. Auch ich werde hinfahren und die Proteste rund um den AfD-Parteitag journalistisch begleiten. In der örtlichen Mehrzweckhalle will die AfD am Wochenende ihr Programm für die Bundestagswahl beschließen. Vor der Tür: ein lauter, bunter und entschlossener Gegenprotest. Mit rund 10.000 An­ti­fa­schis­t:in­nen rechnet man in der sächsischen Kleinstadt.

Es sind viele, die ihrer berechtigten Sorge und Wut an diesem Tag Ausdruck verleihen wollen. Das Bündnis „Widersetzen“ spricht von rund 200 Reisebussen, die sich aus bundesweit rund 80 Städten auf den Weg machen. Sogar aus Österreich begeben sich Menschen auf die lange Reise nach Sachsen. Die Busplätze haben nicht für alle gereicht. Aus Dresden schwingen sich An­ti­fa­schis­t:in­nen nun auch aufs Rad. Das sind mal gute Nachrichten, finde ich.

Schon für die frühen Morgenstunden ruft „Widersetzen“ zu zivilem Ungehorsam auf. Sie wollen die Zufahrtswege zum Parteitag blockieren. Das Bündnis „Aufstehen gegen Rassismus“ mobilisiert zusammen mit vielen anderen Gruppen und Initiativen zu einer Großdemonstration. Liveacts wie die Punkband Team Scheisse und die Rapperin La Rey werden während des Protests auftreten.

Es spricht also vieles dafür, dass in den kommenden Tagen hoffnungsfrohe Bilder durch die Medien gehen. Bilder von Menschen, denen kein Weg zu weit ist, um sich der AfD in den Weg zu stellen. Bilder von Menschen, die fest entschlossen sind, den Rechtsruck nicht länger hinzunehmen. Bilder, wie die von den riesigen Demos Anfang 2024 oder vom letzten AfD-Parteitag in Essen, wo mehr als 70.000 Menschen auf die Straße gingen.

Illustration: Xueh Magrini Troll

Wir sollten uns diese Bilder gut einprägen, denn wir werden sie brauchen. Nicht nur in den kommenden Wochen. Auch über die Wahl hinaus ist der Kampf für die Demokratie so wichtig wie schon lange nicht mehr. Und da sind 10.000 Menschen, die in Riesa gegen die AfD demonstrieren, ein gutes Zeichen. Aber sie sind natürlich nicht genug. Egal ob als Journalist oder Aktivistin, als Lehrer oder Handwerkerin: Spätestens jetzt ist es an allen von uns, sich aus der eigenen Komfortzone herauszubewegen und sich aktiv und lautstark gegen den Faschismus und für eine vielfältige Gesellschaft einzusetzen. Also lasst uns nicht aufhören, Banden zu bilden, Allianzen zu schmieden und neue Strategien gegen rechts zu entwickeln. Jetzt geht es wirklich um alles. Und je mehr wir sind, desto besser. Nicolai Kary

taz-Liveticker Wer es diesen Samstag nicht nach Riesa schafft, aber trotzdem dabei sein möchte, kann sich auf taz.de über die Ereignisse informieren.

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