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Fachkräftemangel in Deutschland80.000 Syrer arbeiten in Engpassberufen

Erstmals ist eine Rückkehr nach Syrien für viele Geflüchtete eine Option. Für die deutsche Wirtschaft ist das eine weitere schlechte Nachricht.

Ein Kfz-Mechatroniker-Lehrling rollt einen Reifen durch eine Werkstatt Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Köln dpa | Etwa 80.000 Syrer arbeiten hierzulande in Engpassberufen. Das geht aus einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor.

Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien ist für viele der von dort Geflüchteten eine Rückkehr in ihr Heimatland erstmals eine denkbare Option. Für die deutsche Wirtschaft könnte sich diese für die Menschen positive Entwicklung hingegen negativ auswirken und die Fachkräftelücke vergrößern.

In einigen vom Fachkräftemangel besonders betroffenen Berufen sind demnach viele Menschen aus Syrien tätig. Mehr als 4.000 arbeiteten zuletzt als Kfz-Mechatroniker. In der Kraftfahrzeugtechnik können laut IW fast sieben von zehn offenen Stellen nicht mit passend qualifizierten Fachkräften besetzt werden.

Eine große Zahl an Syrern ist auch in anderen Engpassberufen zu finden. In der Zahnmedizin waren es den Statistiken zufolge etwa 2.470 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, in der Kinderbetreuung und -erziehung 2.260 und in der Gesundheits- und Krankenpflege 2.160. Viele Menschen aus Syrien haben klimarelevante Jobs in der Bauelektrik (2.100) sowie der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (1.570).

Auch viele Ärzte

„Syrische Beschäftigte sind wichtig für den deutschen Arbeitsmarkt. Sie tragen in nennenswertem Umfang dazu bei, den Fachkräftemangel in Deutschland abzufedern“, sagte IW-Ökonom und Studienautor Fabian Semsarha.

Auch in anderen Berufen in Deutschland arbeiten viele Syrer. So gab es zuletzt rund 5.300 angestellte Ärzte. Ihre Rückkehr würde den Fachkräftemangel verschärfen und zu Versorgungsengpässen führen, heißt es in der Studie.

Aus Sicht von Experte Semsarha wird der Beitrag syrischer Fachkräfte in der Diskussion über eine mögliche Heimkehr oft unterschätzt. „In vielen Berufen dürfte es schwierig werden, die Stellen neu zu besetzen, wenn die Menschen das Land verlassen.“ Die Politik sollte erwerbstätigen Syrern eine sichere Bleibeperspektive bieten, fordert Semsarha.

Laut Bundesagentur für Arbeit waren in Deutschland zwischen Juni 2023 und Mai 2024 im Schnitt gut 213.500 Personen mit syrischer Herkunft sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Davon arbeiteten 86.000 in Helfertätigkeiten und 127.000 in qualifizierten Jobs für Fachkräfte mit Berufsausbildung oder Studium. Weitere rund 155.000 sind laut IW arbeitslos gemeldet und stehen dem Arbeitsmarkt unmittelbar zur Verfügung.

Zweitgrößte Gruppe bei Schutzsuchenden

Menschen aus dem Bürgerkriegsland Syrien bilden die zweitgrößte Gruppe bei Schutzsuchenden in Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Ende 2023 hierzulande rund 712.000 von ihnen im Ausländerzentralregister registriert.

Deutlich größer als die Zahl der syrischen Schutzsuchenden sei die der Menschen mit syrischer Einwanderungsgeschichte. Laut Mikrozensus lebten 2023 in Deutschland knapp 1,3 Millionen Menschen, die selbst (82 Prozent) oder deren beide Elternteile (18 Prozent) aus Syrien eingewandert sind. Rund 17 Prozent von ihnen besaßen die deutsche Staatsbürgerschaft.

42 Prozent der Syrerinnen und Syrer mit Einwanderungsgeschichte im erwerbsfähigen Alter waren den Angaben zufolge erwerbstätig. Das ist vergleichsweise wenig, wie die Statistiker erklären. Ein Grund sei, dass sich ein hoher Anteil der Bevölkerung mit syrischer Einwanderungsgeschichte aufgrund des niedrigen Durchschnittsalters noch in (Aus-)Bildung befinde.

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7 Kommentare

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  • Das Interesse des Arbeitgeberverbands deckt sich bekanntlich nicht zwangsläufig mit denen der Gesellschaft (alias BWL versus VWL), z.B. Billiglöhner, gewollte Konkurrenz durch ausbeutungsfähigere ausländische Arbeitskräfte etc. und entsprechend sollten Zahlen und Analysen eingeordnet werden.



    Die Ärztedichte in D liegt bei 4,5 pro 1.000 Einwohner, also auf 222 Einwohner ein Arzt.



    Wenn nun 1 Mio. Syrer 5.000 Ärzte beisteuern entspräche das einem Arzt auf 200, falls jedoch unter den 5.000 auch die eingebürgerten syrischen Ärzte sein sollten, wären es 260. Das bedeutet, die syrischen Ärzte versorgen abstrakt gesprochen die in D lebenden syrischen Menschen. Sie stellen also momentan weder einen positiven, noch negativen Effekt dar. Jetzt gibt es zwei Szenarien: es kehren anteilig mehr Ärzte als Nicht-Mediziner zurück, der Effekt für die Versorgung in D wäre negativ (in Syrien positiv); es kehren mehr Nicht-Mediziner zurück, die Versorgungslage in D würde sich verbessern, in Syrien würde sie jedoch noch schlechter.



    Wer also, wie das IW, ausschließlich das Angebot betrachtet und die Nachfrage ausblendet ist wissenschaftlich nicht Ernst zu nehmen.

  • Das hieße ja, das Thema pragmatisch anzugehen. Jens Spahn und Markus Söder fahren im Traum bereits die Busse voll mit Flüchtlingen an den Flughafen, noch einen CDU-Kugelschreiber und ab nach Damaskus.



    Syrer die uns hier helfen können? Absurde Vorstellung. Die können ja eigentlich alle kein Deutsch, sind ungebildet und nur auf Sozialleistungen aus. Selbst einfache Tätigkeiten (die mittlerweile auch gesucht werden) sind wegen dem Pull-Effekt tabu, da lassen wir lieber die Stellen unbesetzt. Wie sagt Björn Höcke, einer der großen inoffiziellen Denker der Union? Deutschland kommt auch super mit ein paar Millionen Einwohnern weniger aus, natürlich auch mit weniger Beitrags- und Steuerzahlern.. Seine Jünger Spahn und Söder werden eifrig ausführen was das allwissende Brot zum besten gibt. It’s the migration, stupid. Forget about the economy.

  • "Engpassberufe" was für ein schöner Euphemismus !!!

    Und warum diskutieren wir darüber ?

    Weil gewisse konservative Kreise in schönster Braunsprechmanier die Abschiebung aller Syrer forderen - wenn auch hinter vorgehaltener Hand.

  • Bei der letzten Engpassanalyse hat die Bundesagentur für Arbeit (BA) 184 Berufe* mit Anzeichen eines Engpasses in Deutschland gezählt

  • Das sind Zahlen die man gerne liest. Es freut einen einfach, wenn diese Menschen dem Elend in ihrer Heimat entfliehen konnten und einen sinnvollen Weg in unsere Gesellschaft gefunden haben. Für das Gesamtbild stellt sich mir auch die Frage, wie vielen Menschen aus Syrien es nicht so gut geht und vom Bürgergeld leben müssen. Aktuell sind das etwas mehr als eine halbe Millionen. Das als Ergänzung.

  • Das ist der Politik aber egal. Von "Ausländer raus" versprechen sie sich Wählerstimmen. Merz wird als Bundeskanzler die meisten wohl nicht rausschmeißen weil es der Wirtschaft schadet und es eventuell rechtliche Hindernisse gibt, aber das rassistische Klima in Deutschland wird weiter angeheizt. Arbeitslose und Migranten sind wehrlose Sündenböcke für den Scheiß den Politik und Wirtschaft verursacht haben. Bin auf die Ergebnisse der AfD bei der Bundestagswahl gespannt. Politische Unterstützung ihrer Ideen von anderen Parteien gibt es ja genug. Rassistisch, Marktradikal ist ihr Markenkern.

  • Es sollte nicht nur darum gehen, was wir von den Syrern an Nutzen erzielen, sondern auch darum, was human und fair ist. Sonst freuen wir uns über syrischer Ärzte/Krankenpfleger und schieben syrischer Rentner nach Damaskus ab, wo sie zu Preisen einkaufen müssen, die fast auf unserem Niveau liegen. Und dann müssten sie ja eine Wohnung haben oder finden, auch das ist vielerorts schwierig, weil viel zerstört ist oder es gibt Mienen und andere Probleme. Wenn die Situation dauerhaft stabil ist, werden auch viele Syrer freiwillig wieder nach Syrien gehen, da bin ich mir sicher.