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Tarifverhandlungen bei VolkswagenVW macht weiterhin Gewinn

Die zweite Runde der Tarifverhandlungen bei VW beginnt. Der Konzern hält am Kürzungskurs fest – trotz Dividenden in Milliardenhöhe.

Beginn der Verhandlungen: Daniela Cavallo (Volkswagen) und Thorsten Groeger (IG Metall) Foto: Axel Schmidt/rtr

Der Volkswagenkonzern hat im dritten Quartal 2024 einen Gewinn von 1,58 Milliarden Euro gemacht, fast 64 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das gab der Konzern mit seinen Quartalszahlen am Mittwoch bekannt – an dem Tag, an dem die zweite Runde der Tarifverhandlungen zwischen dem Konzern und der IG Metall für 120.000 Beschäftigte an sechs Standorten begonnen hat.

Die Verhandlungen finden in einer angespannten Lage statt. Das VW-Management will laut Betriebsrat die Löhne um zehn Prozent kürzen, in Deutschland mindestens drei Werke schließen und Zehntausende Stellen streichen. Betriebsrat und IG Metall haben Widerstand dagegen angekündigt. Er erwarte von dem Unternehmen, dass „die Bereitschaft erklärt wird, mit uns über ein tragfähiges Zukunftskonzept für alle Standorte in Verhandlungen zu gehen“, sagte IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger am Mittwoch vor den Gesprächen.

Das VW-Management geht davon aus, in diesem Jahr 9 Millionen Fahrzeuge an Kun­d:in­nen auszuliefern, nach 9,24 Millionen im Vorjahr. Vor allem auf dem chinesischen Markt hat der Autobauer mit einem heftigen Absatzrückgang zu kämpfen. Dort rächt sich besonders, dass VW bei günstigen E-Autos den Anschluss verpasst hat.

Das Management hält am Kürzungskurs fest. „Die Marke Volkswagen baut hervorragende Autos, verdient aber nicht ausreichend, um aus eigener Kraft in die Zukunft zu investieren“, sagte Finanzchef Arno Antlitz am Mittwoch. Dem Gewinn stünden fast 5 Milliarden Euro an Investitionskosten gegenüber, die vor allem für den Umstieg auf Elektroautos nötig seien.

Dividenden in Milliardenhöhe

Erst im vergangenen Mai hatte die Hauptversammlung von VW eine Dividendenausschüttung an die Ak­tio­när:in­nen für 2023 in Höhe von 4,5 Milliarden Euro in Gang gesetzt. Für die Jahre 2021 bis 2023 hat der VW-Konzern insgesamt mehr als 22 Milliarden Euro an Dividenden gezahlt. Dabei waren die Probleme mit dem verschleppten Umstieg auf Elektromobilität durchaus bekannt.

Zu den Anteilseignern gehört das Land Niedersachsen. Der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) forderte wie die IG Metall ein Konzept des Vorstands zur Überwindung der aktuellen Probleme und zur Sicherung der Auslastung. Die Werke in Deutschland müssten erhalten bleiben.

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6 Kommentare

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  • Die Dividendenauszahlungen der letzten Jahre sind kritisch zu sehen. Das Land Niedersachen kann hier vorangehen und die circa 2,6 Mrd zurückzahlen, welche es für 2021-2023 erhielt. Damit könnte moralischer Druck auf den Mehrheitseigner, die Porsche Holding, erzeugt werden, sich anteilig an der Sanierung zu beteiligen. Dies gilt natürlich nur dann, wenn letztere die Dividende auszahlte und nicht etwa für Investitionen in anderen Bereichen verwendete.



    Die Umsatzrentabilität ist bei VW schon lange niedrig. Ein Gewinn von 2% (Toyota 12% bzw. 5x mehr) für Q3 bedeutet nichts weiter als a) keine Rücklagen für Investitionen, b) ein weiter Fehler, ein externer Schock (Krieg, Strafzölle, Lieferkettenprobleme, ...) und man schreibt Miese. Nachdem ausländische Werke und Marken (Tschechien, Polen, Brasilien, Argentinien) besser dastehen, ist das Lohn- und Anspruchsniveau in D zu hoch (vom Pförtner bis zum Vorstand), besonders im Hinblick auf Jahresarbeitszeit und Krankenstand.



    VW, das Autombilunternehmen mit dem höchsten Staatseinfluss, steht sympthomatisch für D. Es wird Zeit sich warm anzuziehen und den Realitäten ins Auge zu sehen, ausgesessen wurde die letzten 20 Jahre.

  • Warum fordern die Betriebsräte, die IGMetal und die grünen und sozialdemokratischen Aufsichtsräte aus der niedersächsischen Regierung nicht einmal, dass der Konzern ein flüssiges Leichtfahrzeug ähnlich dem Toyota IRoad oder den Prototypen Triggo, Nimbus, Citytransformer, EU-live in Serie produziert? Das wäre in unseren verstopften Städten sicher ein Verkaufsschlager. Oder müssen die im Stau Verelendeten erst das Eigentum an den Produktionsmitteln in Frage stellen?

    • @dezeti:

      Verkaufsschlager?



      Es gibt schon Smart und Mini und wie sie alle heißen. Die sind mittlerweile in der 3. oder 4. Generation auf der Straße - und wuchsen in dieser Zeit ausnahmslos vom 3 Türer zum 5 Türer, der Smart gar seit 2022 zum crossover-SUV...



      Daran zeigt sich was die Käuferschaft wirklich will 🤷‍♂️



      Ein simpler Spaziergang durch die Innenstädte reicht. Selbst in Bezirken wo überwiegend grün und links gewählt wird wie beispielsweise Friedrichshain dominieren Kombi und SUV das Bild am Straßenrand, obwohl es eine breite Modellpalette an Kleinwagen gäbe...



      Wenn also schon die vermeintlich umweltbewusste Bürgerschaft offensichtlich lieber groß statt klein fährt, wer soll dann der Kundenkreis für Triggo oder dergleichen sein?



      Dazu kommen Anschaffungskosten von roundabout 7.000€ - wahrlich kein Schnäppchen...



      Das ist ein Modespielzeug für Enthusiasten, ein Jedermannswagen wird das nie - außer er wächst und kriegt 5 Türen...🤭

    • @dezeti:

      Klar. Es geht nicht um exotische Nischenprodukte (Renault hat schon lange den Twizzy). Es braucht einen elektrischen Golf, sicher, gabs schon, aber nur für Quotenerfülkung, daher Preis jenseits von Golf. Kommt dann auch, so 2026. Dann steigt VW ein. Dann werden Jubelmeldungen kommen. 2025 noch schnell nutzen, endlich die Arbeiterschaft kleinzumachen. So durchsichtig, alles verzögern, rauspressen was geht. Es iat eine gezielt herbeigemangte *Krise.

  • China ist kein VW Problem - ausnahmslos alle Autobauer (auch die chinesischen) haben hier mit massiven Gewinnrückgängen zu kämpfen. Das Platzen der Immobilenblase macht sich so langsam bemerkbar.

    Die Eigentümer von VW (zu 12% das Land Niedersachsen) haben bereits 65% ihres Vermögen verloren. Die Dividenen sind in Summe ein Witz und sollen weiter gekürzt werden.

    • @Wombat:

      Ist da wer eventuell Anteilseigner?



      Natürlich müssen die Dividenden gekürzt werden. Bei der Politik die die Mannschaft ganz oben macht, und den aktuellen Zahlen bleibt es ein Wunder warum das nicht vorher passierte. Tolle Dividenden heißen halt nicht immer das Unternehmen gut funktionieren, sondern meist erstmal nur das Geld aus den Unternehmen verprasst wird. Das Technologiehinterherhängen gegenüber anderen Herstellern insbesondere Chinesischen, ist eigens verschuldete Dummheit. Und wie heißt es doch sonst so schön der "Markt regelt das".