Yacht-Unglück vor Sizilien: Milliardär Lynch tot geborgen
Nach dem Untergang der „Bayesian“ vor Sizilien sind nahezu alle Todesopfer identifiziert. Nach der Tochter des Tech-Unternehmers wird noch gesucht.
Palermo dpa | Nach drei Tagen Suche besteht nun Gewissheit: Beim Untergang einer Luxusyacht vor der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien ist auch der britische Milliardär Mike Lynch ums Leben gekommen. Der Leichnam des 59-jährigen Unternehmers wurde von Spezialtauchern aus dem gesunkenen Segelboot an die Oberfläche gebracht.
Gesucht wird nach Angaben der Rettungskräfte jetzt nur noch nach seiner 18 Jahre alten Tochter. Insgesamt kamen bei dem Unglück am Montag sieben Menschen ums Leben, darunter zwei mit Lynch befreundete Ehepaare. Der Milliardär wollte mit der Segeltour einen Freispruch vor Gericht feiern.
Der genaue Hergang des Unglücks ist bis heute nicht geklärt. Offensichtlich wurden Crew und Gäste vor dem Hafen von Porticello unweit der Inselhauptstadt Palermo von der Heftigkeit eines aufziehenden Unwetters überrascht. Die „Bayesian“ befand sich nur etwa eine halbe Seemeile – etwa 900 Meter – entfernt vom Ufer.
Vermutet wird, dass die 56 Meter lange Yacht von einer Monsterwelle erfasst wurde und nicht stabil genug im Wasser lag. Angeblich sank sie innerhalb von 60 Sekunden. Spekuliert wird über eine offen gelassene Luke oder ein falsch eingestelltes Schwert am Rumpf, mit dem der Tiefgang des Schiffes reguliert werden kann.
Hintergrund zu Mike Lynch
Mit Blick auf den Gründer von Microsoft wurde der Tech-Unternehmer in seiner Heimat gern als „britischer Bill Gates“ bezeichnet. Lynch hatte die Softwarefirma Autonomy 2011 für elf Milliarden US-Dollar (aktuell fast zehn Milliarden Euro) an Hewlett-Packard verkauft – eines der schlimmsten Übernahme-Debakel im Silicon Valley.
Lynch und der frühere Finanzmanager Steve Chamberlain sollen den US-Konzern über den Zustand ihres Unternehmens getäuscht haben. Ein Geschworenengericht sprach die beiden jedoch frei. Chamberlain wurde vor wenigen Tagen beim Joggen tödlich von einem Auto erfasst.
Leser*innenkommentare
Janix
Er wird ein feistes Leben gehabt haben. Anders als die meisten der Menschen, die im Mittelmeer ertranken und ertrinken.
Bitte über die nicht nur bei der taz in genau gleichem Umfange Berichte.
Eosph_1
Wenn die Milliardäre an der Küste untergehen ist das ein alarmierendes Zeichen. Nicht einmal Sozialhilfeempfänger:innen waren nötig, nur etwas Luxus und dessen Preis.
Dazu ganz assoziativ Falcos Song „Steuermann“:
„Backbord, Steuerbord
Wer kennt das neue Wort?
Für den wahren Kurs der scheinbar hielt
Bis Profit ward erzielt
East last, west best
Bekannt ist auch der Rest
Einen Scheck für dich, eine Hand für mich
Hält so ein Mann sein Wort?
Überdeck, Unterdeck
Alles sucht nach jenem Leck
Welches wohlversteckt leckt und leckt
Man fand es nie es war am Heck
Kiel, Mast, Segel sind
Weiß' es noch nicht jedes Kind
Sind die Flucht nach vorne
Dieser Kurs ist viel zu hart am Wind
[...]
Das Schiff es krängt hin, krängt her
Uns kränkt es noch viel mehr
Sogar Schenkung wird zur Kränkung
Jeder Schenker tut sich schwer
Tugendhaftigkeit zur stolzen Tat bereit
Man es nie vergißt was es wirklich ist
Solang kein Laster weit und breit
Erst Lasterhaftigkeit
Schafft der Tugend Möglichkeit
Sich zu orientieren, organisieren
Und wenn allein zu zweit
[...].“
Textquelle: falco-compendium.a...r/steuermann/#text
Beste Grüße Eosph_1
Drabiniok Dieter
Menschen sind sterblich. Milliardäre ebenso wie Habenichtse. Das öffentliche Interesse ist beim Untergang einer riesigen Luxusyacht leider nur viel größer als beim Untergang eines maroden Schlauchbootes.
lthrblsstt
im mittelmeer sind wieder menschen ertrunken 😳
da sie diesmal auf einer luxusjacht unterwegs waren, berichten alle Medien ausführlichst 🤪🙄
ich möchte mal sehen was passiert, wenn wir bei Jedem gekenterten Schlauchboot Wellensimulationen sehen und O-Töne für Müttern hören, die ihr baby retten konnten.
manchmal ist es doch schwer auszuhalten.
Null Substanz
Vielleicht sollten Seenotretter doch nicht mit tagelangen Umwegen nach Genua schikaniert werden?
OAP
Einer ertrinkt beim segeln, der andere wird beim joggen totgefahren. Sage noch einer, es gäbe keinen Zufall?
Manuel Gerber
Eine schreckliche Vorstellung so zu sterben.
Mein Beileid den Hinterbliebenen...
Tongo
der letzte Satz ein Cliffhanger von astronomischen Ausmaßen!
cazzimma
In gewisser Weise ist er Opfer der Klimakatastrophe geworden, für die Superreiche wie er besonders Verantwortung tragen.
Martin Rees
Die Korrelation der Unfall-Ereignisse im genannten Zusammenhang mit Wahrscheinlichkeiten ihres Auftretens als unabhängige Unglücksfälle ist mathematisch nach empirischer Einschätzung, jetzt neutral betrachtet, eher nicht überzeugend groß.
Monomi
@Martin Rees ...eher überzeugend klein.
Hat man den Unfallfahrer zulasten Herrn Chamberlain eigentlich gefasst? Inzwischen sind solche Ermittlungen doch mit allerhand feinen Werkzeugen ausgestattet - an Geld dafür sollte es nicht fehlen....
Martin Rees
@Monomi Diese Meldung hierzu ist verfügbar:
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"Mr Chamberlain died in hospital after the crash on the A1123 at Stretham in Cambridgeshire at about 10:10 BST on Saturday.
The driver of the car, a 49-year-old woman from Haddenham, remained at the scene and is assisting with enquiries."
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Quelle bbc.com
Lowandorder
Kawensmänner - Ach was! ©️ Vagel Bülow 💯💯💯
“Lynch und der frühere Finanzmanager Steve Chamberlain sollen den US-Konzern über den Zustand ihres Unternehmens getäuscht haben. Ein Geschworenengericht sprach die beiden jedoch frei. Chamberlain wurde vor wenigen Tagen beim Joggen tödlich von einem Auto erfasst.“
& Däh
de.wikipedia.org/wiki/Monsterwelle
Eindrucksvoll die Simulation im Wellen 🌊 kanal & im Labor
kurz - Die Figur des Klabautermanns ist verbunden mit der Segelschifffahrt. Er wohnt im Laderaum, wo er hämmert, nachstaut und mit Brettern wirft; nur manchmal wohnt er unter der Ankerwinde. Er kommt auch an Deck, steigt in den Mast, klettert in der Takelage und sitzt auf dem Bugspriet oder auf dem Klüverbaum von Segelschiffen. Wenn er sich auf dem Schiff blicken lässt, soll dies ein schlechtes Zeichen sein und die drohende Gefahr des Schiffsunterganges andeuten.
& Däh - das 🐓 vergessen?
Gemäß einem alten Seemannsbrauch gehört auf jedes Schiff ein Huhn zur Abschreckung des Klabautermanns.
de.wikipedia.org/wiki/Klabautermann
Ahoj - das letzte Hemd - hat keine Taschen •
Monomi
@Lowandorder Wenn ein Huhn zur Abschreckung des Klabautermanns an Bord war, kommt jetzt natürlich der Koch wieder in die Analyse der Ursachen der Havarie....
Monomi
ooops. Lynch geht in einem Unwetter unter, auf einer 56m Yacht kaum 900m vom Ufer entfernt. Feiert einen Freispruch, einen US-Konzern zusammen mit seinem Compagnon Chamberlain beim Verkauf seines Unternehmens getäuscht zu haben. 11 Mrd $ sind eine Menge Geld.
Und Chamberlain kommt weniger Tage vorher beim Joggen auf ebenfalls eher seltene Weise ums Leben.
Wenn das nicht verfilmt wird...Denn da steht natürlich nicht nur der Verdacht eines Gottesurteils im Raum...
Traurig ist's trotzdem, nicht nur - aber vor allem für all die anderen Opfer auf der Segeljacht. Auf so einem vergleichweise riesigen Schiff in Sichtweite vom Ufer fühlt man sich mit einer professionellen Crew doch eigentlich sicher. Der Koch hatte wohl ausgesprochen viel Glück. Das ist normalerweise nach "Maschinist" der Job an Bord mit den geringsten Überlebenschancen.