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Mal langsam machen

Moderne Flüsse sind begradigte Highways. Was einst gegen Hochwasser helfen sollte, wurde immer mehr zum Risiko

Eigentlich kann man kaum noch von natürlichen Flüssen sprechen. Rhein, Donau und Elbe sind heute regelrechte Highways. Durch sie rauscht das Wasser in Hochgeschwindigkeit – und mit ihnen Hunderttausende Schiffe mit ihrer Fracht. Vor 200 Jahren sah das noch anders aus. Bis man die Flüsse begradigte. Ironischerweise war das damals auch eine Maßnahme zum Hochwasserschutz.

Vor allem am Oberrhein schwang der Fluss weite Kurven und verzweigte sich in viele Seitenarme. Bei Hochwasser wurden dort regelmäßig große Flächen geflutet, inklusive der Dörfer mit ihren Feldern. Ein tieferes, gerades Flussbett verringerte das Risiko von Hochwasser und zerstörten Ernten, weil das Wasser schneller wieder abfließen konnte.

Zudem gewann man mehr Platz für die Landwirtschaft. Heute ist der Rhein um knapp 100 Kilometer kürzer, die Elbe um mehr als 100 Kilometer und die Donau um fast 150 Kilometer. Eine Hochwasserwelle auf dem Rhein rauscht in 30 Stunden von Basel nach Karlsruhe. Früher brauchte sie für die Strecke mehr als doppelt so lange.

Doch mit der Zeit stieg die Hochwassergefahr wieder. Denn die Menschen rückten näher an die Highspeed-Flüsse heran. Diese versprachen sauberes Trinkwasser, gute Böden und schnellen Transport. Es wurde gesiedelt und bebaut, auch in Überflutungsgebieten.

Heute bemüht man sich um eine Renaturierung der Flussläufe. Verlängerte Gewässer, flachere Flussbetten und wieder angebundene Flussarme wirken wie ein Puffer, weil das Wasser gebremst wird. Jedoch lassen Schifffahrt, Landwirtschaft und Städte einen solchen Rückbau nur noch an wenigen Orten zu. An der Fulda hat es geklappt. Dort erhielt der Fluss in der Nähe von Melsungen einen Nebenarm und wurde auf einer Strecke von 500 Metern umgestaltet: Rohrdurchlässe wurden entfernt und das künstliche Bett aus Steinen zurückgebaut – für den natürlichen Lauf der Dinge.

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