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Katholikentag in ErfurtLahmes katholisches Woodstock

Louis Berger
Kommentar von Louis Berger

Der Katholikentag geht ohne große Überraschungen über die Bühne. Schade, denn in der Vergangenheit sorgte der Konvent auch mal für Furore.

Wirklich kein Woodstock: Katholikentags-Besucher*innen in Erfurt Foto: Jan Woitas/dpa

T rotz mehrfacher Warnung blieb das große Unwetter in Erfurt an diesem Wochenende vorerst aus. Ähnliches lässt sich über den 103. Katholikentag in der thüringischen Landeshauptstadt sagen. Von Mittwoch bis Sonntag war sie mit vielen Menschen bevölkert, die violette Schals trugen und sich von den zahlreichen Regengüssen nicht irritieren ließen.

Unter dem Motto „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ wurde Gottesdienst gefeiert, über politische Themen wie die Klimakatastrophe gestritten oder mal ein Rosenkranz gebastelt. Kurzum: Der Erfurter Katholikentag war ein stimmungsvolles Fest ohne größeren Eklat. Ob der Erfurter Katholikentag jedoch deshalb in besonderer Erinnerung bleiben wird, ist ungewiss.

Denn: Obwohl der Erfurter Katholikentag im Gegensatz zu seinem Stuttgarter Vorgänger von 2022 kleiner ausgelegt war, unterschied er sich nicht wesentlich von vergangenen Katholikentagen. Die Verantwortlichen haben noch keine Form gefunden, die den Bedingungen einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft Rechnung trägt.

Die meisten (wohl kirchenfernen) Pas­san­t*in­nen gingen am Domplatz, dem wichtigsten Veranstaltungsort in der Erfurter Altstadt, ihren Geschäften nach oder nahmen im besten Fall freundlich Notiz. So wirkt der Katholikentag häufig wie ein Klassentreffen langjähriger Besucher*innen, offiziellen Kirchenvertreter*innen, kirchlichen Initiativen und Jugendgruppen – man kennt sich. Das hat auch seinen Reiz, kann aber schnell in Isolation enden.

Die Journalistin Christiane Florin erinnerte auf einem Podium zur Diskussion um den Paragraf 218 an den Essener Katholikentag von 1968. Er war eine Art katholisches Woodstock, auf dem eine katholische Außerparlamentarische Opposition mit Parolen wie „Sich beugen und zeugen“ gegen das Verbot künstlicher Empfängnisverhütung protestierte und sogar den freiwilligen Rücktritt des damaligen Papstes Paul VI. forderte.

Soweit müsste es heute gar nicht kommen, aber ein Quäntchen anarchische Freude, die den status quo infrage stellt, könnte dem Katholikentag nicht schaden. Am späten Samstagabend kommt das Unwetter dann doch hereingebrochen – vom Himmel her. Der Katholikentag selbst bleibt zahm.

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Louis Berger
Journo-Volo an der Katholischen Journalistenschule ifp in München - schreibt über Kirchen, Kultur und ,Neue Rechte.‘
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1 Kommentar

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  • Als einst auf der gleichen Veranstaltung Ratz auftrat, war weniger Dissenz zu spüren. Dabei war der ein noch mehr reaktionärer Mann.