Deutschlands neue Sicherheitsstrategie: Ratlos statt vorbereitet
Die Bundesregierung rüstet sich für den Ernstfall, militärisch und beim Zivilschutz. Als Bürger:in weiß man am Ende aber nicht, was das soll.
W er etwas älter ist und die Zeiten des Kalten Kriegs miterlebt hat, weiß, was Zivilverteidigung bedeutet. Jedenfalls in der Theorie. So wurden DDR-Schüler:innen damit traktiert, dass sie sich im Falle eines Atomschlags auf der Straße in den Rinnstein legen sollten. Damit würden sie ihr Leben retten. Jugendliche im Westen haben dagegen Filme gezeigt bekommen, in denen sich Kinder jenseits der Mauer unter der Schulbank verkrochen. Tenor: Schaut mal, wie doof die im Osten sind.
Ja, das war saudoof. Das wussten auch die jungen Menschen in der DDR. Lernen mussten sie es trotzdem, das war Staatsdoktrin. Jetzt steht der Krieg wieder vor der Tür, zumindest theoretisch, diesmal sind die Deutschen geeint betroffen – auch beim Zivilschutz. Daher rüstet die Bundesregierung nicht nur militärisch auf, sondern auch mit Ratschlägen fürs Volk, was im Kriegsfall zu tun sei. Klingt hilfreich, schließlich müssen die Menschen vorbereitet sein.
Aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dabei eine gehörige Portion Panikmache mitschwingt. Oder wie sind Hinweise zu Bunkern zu verstehen, die im „Sachstandsbericht zur Entwicklung eines modernen Schutzraumkonzepts“ auftauchen? So soll man, kommt es zu einem Anschlag, nicht nach einem zentralen Bunker suchen, sondern in einen nahen Keller fliehen: in den eines Hauses, eines Einkaufscenters, in die U-Bahn, in eine Tiefgarage. Das klingt tatsächlich sinnvoll.
Gleichzeitig mildert der Bericht, über den die Innenministerkonferenz im Juni beraten will, seine eigenen Ratschläge wieder ab. Denn, so vermuten die Expert:innen, es seien „keine flächendeckenden Bombardements zu erwarten“. Anders als im Zweiten Weltkrieg würden also keine ganzen Städte großflächig zerstört.
Um dann aber doch wieder zu betonen, dass eigene Kellerräume schon jetzt mal umgerüstet und Kellerfenster abgedichtet werden sollten. Am Ende bleiben die Menschen eher ratlos und ängstlich zurück, als dass sie wissen, was sie jetzt schon tun können. Und tatsächlich tun sollten.
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