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Grünen-Politikerin Marie KollenrottWieder ein Angriff im Wahlkampf

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Marie Kollenrott ist an einem Wahlkampfstand in Göttingen verletzt worden. Die Polizei nahm den Angreifer fest.

Die Landtagsabgeordnete Marie Kollenrott (Grüne) sitzt zu ihrer Begrüßung im niedersächsischen Landtag, 2021 Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Göttingen dpa | Bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Göttinger Innenstadt ist die niedersächsische Landtagsabgeordnete Marie Kollenrott (Grüne) attackiert und leicht verletzt worden. Das teilten die Polizei und die Grünen-Landtagsfraktion am Samstagabend mit. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei schlug ein Mann der Politikerin am Mittag mehrfach gegen den Oberkörper. Kollenrott erlitt laut Polizei leichte Verletzungen an den Armen. Die Beamten nahmen den mutmaßlichen Angreifer kurz danach in Tatortnähe fest. Sie stellten die Identität des 66-Jährigen fest und ließen ihn danach wieder frei. Der Staatsschutz habe die weiteren Ermittlungen übernommen.

Wie Kollenrott der Deutschen Presse-Agentur am Samstagabend mitteilte, ereignete sich der Angriff an einem Wahlkampfstand. Ein Arm sei geprellt, die Verletzung sei von der Polizei dokumentiert worden. Kollenrott musste nach eigenen Angaben nicht ins Krankenhaus. Die 39-Jährige sitzt seit Oktober 2021 im Landtag. Zu ihren Schwerpunkten zählen Umwelt- und Energiepolitik.

„Es ist und bleibt nicht hinnehmbar, dass Politikerinnen und Politiker im Wahlkampf immer wieder Opfer von gewalttätigen Übergriffen werden“, erklärte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Samstagabend. „Was wir derzeit erleben, ist eine gefährliche Entwicklung. Unsere Demokratie funktioniert nur, wenn Menschen sich für ihre Überzeugungen auch sichtbar in der Öffentlichkeit engagieren“, sagte der Ministerpräsident. Weil appellierte, achtsam zu sein und gegen zügellose Aggressivität einzuschreiten.

„Wir verurteilen den Angriff aufs Schärfste“, sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende Anne Kura am Abend. „Körperliche Attacken auf Demokratinnen sind ein Angriff auf unsere Demokratie. Wir sind schockiert, aber wir lassen uns nicht einschüchtern.“ Gewalt dürfe nie ein Mittel der politischen Auseinandersetzung sein, so Kura. Auch der niedersächsische CDU-Landtagsfraktionschef Sebastian Lechner verurteilte den „hinterhältigen Angriff“ auf Kollenrott „auf das Schärfste“. Der Angreifer müsse die vollen Konsequenzen des Rechtsstaats erfahren, schrieb der Politiker am Abend auf X.

Mehrere Vorfälle in den vergangenen Wochen

Den ersten Erkenntnissen zufolge habe sich der Mann aus Göttingen in Höhe des Wahlkampfstandes in einer Fußgängerzone in der Nähe des Alten Rathauses abfällig über die Grünen geäußert, so die Polizei. Es soll eine kurze politische Diskussion mit dem späteren Opfer gegeben haben. Anschließend sei der Mann auf die Politikerin zugegangen. Er habe der Frau gegen den Oberkörper geschlagen und sich entfernt. Die Landtagsabgeordnete und ein Zeuge nahmen den Angaben nach die Verfolgung auf und alarmierten die Polizei.

Mehrere Angriffe auf Politiker und Wahlkampfhelfer hatte in den vergangenen Wochen bundesweit Entsetzen ausgelöst. In Dresden wurde der SPD-Wahlkämpfer Matthias Ecke krankenhausreif geschlagen, die Kommunalpolitikerin Yvonne Mosler (Grüne) wurde beim Aufhängen von Wahlplakaten angerempelt und bedroht. In Berlin wurde nach einer Attacke auf Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) ein Verdächtiger vorläufig in der Psychiatrie untergebracht. Auch AfD-Politiker waren Ziele von Attacken – vor mehreren Wochen etwa ein Landtagsabgeordneter aus Niedersachsen.

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8 Kommentare

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  • Solche Personen würde ich nicht gleich wieder auf freien Fuß setzen. Das ist meiner Meinung nach ein falsches Signal unseres Rechtsstaates. Bei solchen Leuten sollte die Lernkurve instantan und steil angesetzt werden, z. B. durch eine Nacht in der Zelle, bis sich ein Richter innerhalb der gesetzlichen Frist des Falls angenommen hat. Unsere Behörden arbeiten sonst ja auch mit gelassener Behäbigkeit. Eine sofortige Freilassung signalisiert dem Delinquenten in diesem Fall jedoch, dass der Angriff wohl nicht so schlimm war. Das Gegenteil ist der Fall.

    • @Aurego:

      Genau das ist richtig. Wären es eher linke Täter, da hätte man das exakt so gemacht: ab in den Knast...

      • @Perkele:

        Nein, auch ein linker Täter ohne Vorstrafe wäre wieder frei gekommen, da erliegen sie einem Klischeedenken.



        @AUREGO: Zustimmung, so sollte es sein.

  • Die Attacke auf Marie Kollenrott ist furchtbar und aufs schärfste zu verurteilen. Man kann hier wirklich nur hoffen, dass der Attentäter auf einen Richter Gnadenlos trifft.



    Bei der Berichterstattung wundert mich allerdings, warum hier immer nur über Attentate auf linke Politikvertreter geschrieben wird. Warum wurde beispielseise nicht über die körperliche Attacke auf den AfD-Politiker Mario Kumpf Anfang dieser Woche in einem Supermarkt im sächsischen Ebersbach-Neugersdorf berichtet?



    Statistisch betrachtet erleiden Politiker der Grünen Partei zwar die meisten verbalen Attacken. Körperliche Attacken finden dagegen am häufigsten gegen Politikern der AFD statt.



    Es muss für uns Demokraten selbstverständlich sein solcherlei Attacken gegenüber jegliche Politiker deutlich abzulehnen - egal gegen welchen Teil des politischen Spektrums sich dies bezieht.

    • @Andere Meinung:

      eine frei erfundene Falschehauptung

    • @Andere Meinung:

      "Bei der Berichterstattung wundert mich allerdings, warum hier immer nur über Attentate auf linke Politikvertreter geschrieben wird."

      Das stimmt doch gar nicht.

    • @Andere Meinung:

      Die Afd ist keine demokratische Partei und bei Kumpf soll es sich um keinen politischen Hintergrund handeln sondern es war ein Parkplatzstreit auf einem Supermarktparkplatz.

  • Ich wünsche dem Angreifer einen Richter, der das höchst mögliche Strafmaß verhängt, damit endlich eine Abschreckung eintritt. Für solche Taten muss es eine Gefängnisstrafe geben.