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Onlinewerbung für KindersnacksFlunkernde Influencer

Irreführende Werbung: Für Kinder ungeeignete Produkte sollten nicht auf Social Media angepriesen werden dürfen, fordert die Verbraucherzentrale Hamburg.

Für Kinder ungesund: Süßigkeiten Foto: Westend 61/imago

Berlin taz | Sie nennen sich Mom- oder Dadfluencer – und nutzen gerne auf Social-Media-Kanälen einen emotionalen Zugang, um für ungesundes Essen für Kinder oder Familien zu werben: „Capri-Sun begleitet ja auch mich seit meiner Kindheit. Wir wollten die neue Zero-Variante unbedingt mal ausprobieren. Die ist ohne raffinierten Zucker – dafür mit Süßstoff“, erklärt eine „franzisaidwhat“ genannte Influencerin.

Das Produkt wird mit „zero sugar“ beworben. Süßstoffe haben jedoch laut Ex­per­t*­in­nen in Kinderernährung nichts zu suchen, weil sie an Süßes gewöhnen, monierte am Montag die Verbraucherzentrale Hamburg.

Influencer würden es bei ihrer Werbung mit der Wahrheit nicht genau nehmen – und für Kinder völlig ungeeignete Produkte anpreisen, haben die Verbraucherschützer nach der Überprüfung von Werbefilmchen für 13 Riegel, Kaugummis oder Süßgetränke festgestellt. Diese würden häufig als „gesund“, „zuckerfrei“ oder „ohne industriellen Zucker“ angepriesen – enthielten aber trotzdem viel Zucker, nicht empfehlenswerte Ersatzstoffe oder unnötige Vitamine.

Der Staat müsse handeln: Die Ver­brau­cher­zentrale forderte strengere Kontrollen und Regeln für die Vermarktung von Kinderlebensmitteln. Ungeeignete Produkte sollten nicht auf Social Media von In­flu­en­ce­r*in­nen angepriesen werden dürfen.

Vermeintlich „natürlich“, aber ungesund

„Die kleinen Freuden im Alltag sind süß und bunt und von @juicydrop.de“ bewirbt so „nadine6809“ das Fruchtgummi Bazooka Candy. 100 Gramm des Produkts enthalten jedoch über 51 Gramm Zucker. Es werde dennoch „verharmlosend als leckere Alltagsfreude für zwischendurch dargestellt“, urteilt die Verbraucherzentrale. Das Produkt sei nicht nur viel zu süß, sondern enthalte auch den Farbstoff Brillantblau, von dem die Ex­per­t*in­nen abraten.

Selbst vermeintlich „natürliche“ Snacks wären oft ungesund. So sollen die gefriergetrockneten Erdbeeren von „Buah“ eine fruchtige Alternative zu frischem Obst sein, enthielten jedoch zehnmal mehr Kalorien- und Zucker als frische Erdbeeren. „Traumjob.Mama“ wirbt trotzdem: „Feeling: wie eine Süßigkeit. Tatsache: 100 Prozent Natur.“

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3 Kommentare

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  • Flunkern, Unwahrheit, alternative Fakten warum nennt man Lügen nicht mehr Lügen??

  • Trockenobst ist sehr problematisch, vor allem für Diabetiker. Leicht vergessen die Essenden, dass die kleine Trockenaprikose genau so viel Zucker enthält wie die frische Frucht. Plus, möglicherweise - Kleingedrucktes lesen - Zuckerzusatz.

    Neuerdings wird gefriergetrocknetes Obst gehyped. Es sieht bunter aus als luftgetrocknetes. Das Gefriertrocknen ist extrem energieintensiv.

    Alles was ungeeignet für Kids ist, ist genau so ungeeignet für die Großen.

  • Influenza war(en) schon immer böse kleine Dinger - no heart, no brains, aber weltweit erfolgreich.