Die Verständnisfrage: Es geht um Qualität statt Quantität
Ein Leser fragt, wie es ist, ständig Werbefläche zu sein. Eine Foodinfluencerin auf TikTok antwortet.
28, Krankenpfleger, fragt: „Liebe Influencer*innen, wie ist es, eine Werbefläche zu sein?“
, 31, Foodfluencerin @nikaabo auf Tiktok, antwortet:
Bei meiner allerersten Anfrage konnte ich es kaum glauben. Eine Marke hat mich gefragt, ob ich deren Gewürz platzieren könnte. Sie hatten gesehen, wie ich es bei einem Mac&Cheese aus der Tasse benutzt habe. Ich war sehr dankbar und vor allem stolz, dass jemand auf mich aufmerksam wurde und mit mir zusammenarbeiten wollte. Ich war und bin selbst ja auch Konsumentin auf Social Media und habe vieles nachgekauft. Für mich war es eine Ehre, dass ich nun auch Werbung machen durfte für ein Produkt, das ich nutze.
In Social Media bin ich so reingerutscht und bin seit vier Jahren überwiegend Food-Creatorin auf Tiktok, mache aber auch viel Lifestyle. Die ersten anderthalb Jahre habe ich damit gar kein Geld verdient.
Ob ich mich auch mal wie eine wandelnde Werbefläche fühle? Im Sinne von sich verkaufen? Aus Sicht der Zuschauer*innen kann ich den Gedanken verstehen. Wenn ich Social Media konsumiere, ist mir das bei einigen auch manchmal zu viel. Aber das ist plattformabhängig. Auf Instagram gibt es viel mehr Werbung als auf Tiktok. Da stellen Creator*innen Slides in ihre Story für 24 Stunden und können viel hochladen. Ich mache das nicht. Manche Creator*innen bekommen dafür sehr gutes Geld. Aber ich will darüber nicht urteilen. Im Endeffekt entscheiden auch die Konsument*innen, ob sie den Inhalt annehmen oder nachkaufen möchten, ob sie die Storys skippen oder eben nicht.
Für mich und mein Management geht es um Qualität statt Quantität. Ich mache oft nur so zwei Produktplatzierungen im Monat. Manchmal auch gar keine. Das liegt nicht daran, dass ich keine Anfragen bekäme. Sie kommen täglich, aber viele würde ich nie umsetzen. Daher lehne ich superviel ab. Zum Beispiel Gummibärchen, mit denen man zehn Kilo im Monat abnehmen soll. Ich bewerbe nur Produkte, die ich benutzt habe, hinter denen ich stehe. Dann biete ich gerne meine Plattform an. Die Werbung setze ich so um, wie ich mich wohlfühle. Das gibt mir nicht der Kunde vor.
Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.
Mir ist es wichtig, dass mein Content überwiegt. Bei mir nimmt Werbung also nicht so viel Raum ein. So empfinde ich das und bekomme es in den Kommentaren gespiegelt. Anders wäre mir das auch richtig unangenehm. Bei der Geburt meiner Tochter musste ich eine Auszeit nehmen. In der Zeit hätte ich eigentlich auch Verträge erfüllen müssen und Videos posten, die waren schon abgedreht. Aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, über zwei Monate nur Werbeposts zu veröffentlichen. Ich musste dann alles verlegen, dafür hatten die Kunden Verständnis, und ich habe in der Zeit gar nichts gepostet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett