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Ermittlungen gegen BabboeRahmencheck fürs Lastenrad

Der niederländische Hersteller Babboe ruft tausende Fahrräder zurück. Ein Experte erklärt, was Kun­d:in­nen tun können – auch in Deutschland.

Mangelhaft: Nach Angaben des Unternehmens geht es um ein Drittel aller Modelle, darunter das City E und das Mini E Foto: Michael Gstettenbauer/imago

Berlin taz | Die Probleme des niederländischen Lastenradherstellers Babboe haben Folgen für die Kun­d:in­nen in Deutschland. Weil mehrere Modelle schwere Sicherheitsmängel haben können und zum Beispiel Rahmenbrüche drohen, ruft Babboe ein Drittel seiner Fahrräder zurück.

„Die Leute, die ein Lastenrad von Babboe besitzen, können ihre Rahmennummer checken“, rät Arne Behrensen von Zukunft Fahrrad, einem Verband verschiedener Unternehmen aus der Fahrradwirtschaft. „Dann sehen sie, ob es in die Kategorie der Räder fällt, die zurückgerufen wurden.“ Außerdem biete Babboe den Kun­d:in­nen eine kostenlose Inspektion bei Händlern, die Lastenräder der Marke verkaufen. Die empfiehlt der Radexperte allen Besitzer:innen, unabhängig vom Modell.

Gegen Babboe läuft in den Niederlanden eine strafrechtliche Untersuchung. Wegen großer Sicherheitsbedenken und möglicher Täuschung hat die niederländische Warenaufsichtsbehörde NVWA Ermittlungen gegen den Lastenradhersteller eingeleitet. Laut der Behörde waren die Rahmen hunderter Babboe-Räder gebrochen.

Der Hersteller habe den Grund dafür nicht ausreichend untersucht und nicht genug unternommen, um den Fehler zu beheben. Staatsanwaltschaft und NVWA prüfen nun, ob Babboe fahrlässig gehandelt und die Sicherheit der Kun­d:in­nen wissentlich gefährdet hat.

In Deutschland werden die Lastenräder ab April eingesammelt

Babboe steht seit 2019 unter Beobachtung der NVWA. Damals schon musste der Hersteller Lastenräder zurückrufen. Im Februar 2024 dann berichtete zuerst der niederländische Nachrichtensender RTL Nieuws darüber, dass sich Kun­d:in­nen seit 2019 immer wieder über Rahmenbrüche beschwerten. Im März folgte ein Bericht darüber, dass die Aufsichtsbehörde deshalb mehrere Kontrollen bei dem Radunternehmen durchführte. Angestellte sollen vor den Besuchen der NVWA kaputte Fahrräder in Lieferwagen gepackt haben – aus Angst, dass Be­hör­den­mit­ar­bei­te­r:in­nen sie bei Kontrollen entdecken.

Verkauf von Babboe-Rädern gestoppt

Ebenfalls im Februar stoppten Inspektoren der NVWA den Verkauf von Babboe-Rädern in den Niederlanden. Der Hersteller empfahl daraufhin auch den Händlern in Deutschland, erst mal keine Babboe-Räder mehr zu verkaufen. Be­sit­ze­r:in­nen eines Babboe-Rads sollten es lieber stehen lassen, bis geklärt würde, welche Modelle fehlerhaft sind. Jetzt steht fest: Babboe ruft insgesamt 22.000 Räder zurück. Nach Angaben des Unternehmens geht es um ein Drittel aller Modelle, darunter das City E und das Mini E.

Ab Mitte April sollen die Lastenfahrräder zuerst in den Niederlanden, dann in Deutschland eingesammelt werden. „Wir verstehen, dass das ärgerlich ist für unsere Kunden“, sagt Babboe-Chef Gerard Feenema. „Daher haben wir unser Bestes getan, eine passende Lösung zu finden und sie zu entschädigen.“ Be­sit­ze­r:in­nen von Babboe-Rädern werde ein neues Exemplar angeboten, wenn sie ihr Rad seit höchstens fünf Jahren haben. Der größte Teil der Räder könne nach Kontrolle und möglicher Reparatur wieder gefahren werden.

Babboe gehört zur Accell-Gruppe, einer Holding, deren Tochterunternehmen Fahrräder in den Niederlanden, Deutschland, Frankreich, Belgien und Ungarn herstellen und verkaufen. 2022 kaufte der US-Finanzinvestor KKR die Gruppe vollständig auf. „Wenn die Signale, über die Medien berichten, wahr sind, dann missbilligen wir das entschieden und distanzieren uns davon“, teilte der Betrieb Accell mit, als die Aufnahme der Ermittlungen bekannt wurde. Laut der niederländischen Warenaufsichtsbehörde hat Babboe die Sicherheit der Las­ten­rad­fah­re­r:in­nen gefährdet.

Angurten, Helm tragen und vorsichtig fahren

„Die Fahrradbranche kümmert sich sehr intensiv um die Produktsicherheit“, betont Behrensen vom Verband Zukunft Fahrrad. Produktfehler würden für gewöhnlich genau dokumentiert und behoben, Babboe sei ein spezieller Fall.

„Wir gehen davon aus, dass die Lust der Kun­d:in­nen auf Lastenfahrräder ungebrochen anhalten wird“, sagt auch Pablo Ziller, Sprecher des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV). Viele Menschen suchten nach Alternativen zum Auto, da biete das Lastenrad viele Vorteile. „Von den Versäumnissen eines Herstellers auf eine gesamte Produktkategorie zu schließen, verbietet sich und wäre auch bei anderen Produkten nicht angemessen.“ Um mit dem Lastenrad sicher durch den Verkehr zu kommen, vor allem, wenn Kinder im Kasten sitzen, empfiehlt Ziller: angurten, Helm tragen und vorsichtig fahren.

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7 Kommentare

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  • So ist das, wenn die Investoren mal eingestiegen sind. Die Qualität sinkt kontinuierlich, da an allen Ecken und Enden gespart werden muss. Man will ja verdienen.

    Immer die gleiche Leier, wann begreift die Menschheit endlich, dass uns der Kapitalismus am Ende umbringt?

    • @Gnutellabrot Merz:

      Dumm nur, dass die Fälle der Rahmenbrüche weit vor den Investoreneinstieg reichen.



      Das Problem liegt eher an schlechter Konstruktion des Rahmens. Jeder mit etwas mechanischem Wissen kann sich das Erschließen, wenn er sich die Rahmen anschaut und überlegt, wo die Kräfte einwirken.



      Was ich sehr bedenklich finde ist, dass die Probleme tatsächlich seit Langem bekannt sind und Babboe versucht hat, auszusitzen.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Ja dann halt ohne Investoren, dann kauft die Fahrräder nur keiner, weil zu teuer.



      Wie stellen sie sich eine Produktion ohne Investoren vor? Wer bezahlt die Materialien, Werkzeuge, Maschinen und Personal?

      Das hat nichts mit Kapitalismus zu tun. In einer globalisierten Welt müssen auch im Kommunismus und Sozialismus Investitionen getätigt werden.

      Mal abgesehen davon ist das kein Kapitalismus Problem, denn die Produkte aus Kapitalistischen Ländern sind meist die sichersten der Welt.

    • 9G
      94799 (Profil gelöscht)
      @Gnutellabrot Merz:

      Der erste Schritt zur Verbesserung der Betriebssicherheit von Fahrrädern oä. wäre eine freiwillige technische Kontrolle von allen, direkt und indirekt von Menschen angetriebenen Geräten im öffentlichen Verkehrsraum. Die Regeln könnte das KFZ-Bundesamt* bestimmen.



      *) vorher umbenennen von KFZ- (Kraftfahrzeug) ind FZ- (Fahrzeug) Bundesamt. Noch mehr Bürokratie - könnte auch mehr Sicherheit bedeuten.Wie steht der ADFC eigentlich zu dem aktuellen Geschehen?

    • @Gnutellabrot Merz:

      Wenn wir alle Tot sind! Der Planet läßt schön grüßen.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Es ist die Gier, die alles zerstört, die Art der Organisation ist zweitrangig.

      • @Erfahrungssammler:

        Die Gier der Käufer - "Geiz ist geil". Genau die zwingt Hersteller so kostengünstig oder halt auch billig wie möglich zu produzieren.