piwik no script img

Fressflash bei MenstruationSinnkrisen und Pommes

Beim Kampf mit prämenstruellen existenziellen Fragen helfen PMS-Snacks. Im Folgenden eine Liste zum ergänzen und an den Kühlschrank hängen.

Die Menstruation kann kommen: Pommes mit Mayo und Ketchup warten darauf, verschlungen zu werden Foto: Wolfgang Maria Weber/imago

W arum existiere ich? Warum existiert überhaupt irgendwas? Aktuell scheint mir, als existiere ich, um einmal monatlich an eben jener nicht erklärbaren Existenz zu verzweifeln. Als existiere ich, um einmal monatlich den Sinn ihres Fortbestehens anzuzweifeln.

Was habe ich es nicht schwer! Und wie schwer ich es habe, das soll auch mein Mann erfahren! Der kann mir nämlich helfen, zwar hat er keine Antworten, aber hoffentlich bald Pommes. Mit Pommes nämlich, lässt sich das Leid am Sein doch schon deutlich besser ertragen. Selbst, wenn nicht, dann esse ich wenigstens Pommes bei der Beschäftigung mit Fragen, deren Antwort ich niemals erhalten werde. Deren Antwort wohl nicht mal existiert.

„Bitte kannst du mir Pommes holen? Ich kämpfe prämenstruell mit existenziellen Fragen. Aber zwei Portionen, die Portionen dort sind immer so klein, mit Mayo, aber wenn du mich liebst, weißt du das eh. Und du liebst mich doch, oder???“

Die Vollendung meiner Effektivität als Existenz erreichte ich an dem Tag, als das Pommes-Gewürzsalz in meinem Einkaufswagen landete.

Denn wenig ist frustrierender, als endlich eine große – oder auch zwei kleine zu einer großen verbundenen – Portion Pommes vor sich stehen zu haben und dann sind diese nicht ausreichend gesalzen.

Auch das ein veritabler Grund zum Verzweifeln, besonders wenige Tage vor Einsetzen der Periode. Hätte ich Kinder, so lautete einer meiner existenziellen Ratschläge: „Vor den Enttäuschungen des Lebens kann ich euch nicht bewahren, doch lasst euch gesagt sein: Habt immer Pommes-Gewürzsalz im Haus.“

Salzige Heringe, Kinderriegel und Spezi

So! Schluss mit den existenziellen Betrachtungen, hier kommt meine PMS-Snack-Liste:

Pommes (lieber zu viele und nicht ganz aufessen können, als zu wenig und die Gier bleibt ungestillt)

Salzige Heringe (verteilt auf mehrere kleine Schüsselchen, damit in jedem Raum zugegriffen werden kann)

Kinderriegel (alternativ: Kinder-Schoko-Bons, Kinder Bueno oder Kinder Happy Hippo. Auch hier bietet es sich an, die Schokofreuden in der Wohnung zu verteilen)

Spezi (die gehört zu den Pommes, sie kommen eigentlich immer miteinander, das ist nicht allen bekannt)

Schaumwaffeln (ab und an werden diese bei Aldi oder Lidl eimerweise angeboten, dann lohnt es sich zuzuschlagen)

Kartoffelchips gesalzen (die nächtliche Pommes-Alternative)

Instantkartoffelpüree und Bratensoße (diese kulinarischen Hilfsmittel lassen einen dem Kontakt zum fünfjährigen Ich wiederherstellen)

Lakritz-Lollies (aber bitte nicht den letzten Rest kauen, als mittelalte Existenz weiß ich exakt, warum ich diesen Ratschlag ausspreche)

Dinkel-Kaiserschmarrn aus der Fertigpackung (dankt mir später und vergesst das Apfelmus und den Puderzucker nicht)

Schokoeis mit Schokostückchen (die Betonung liegt auf den Schokostückchen!)

Einen Tipp hab ich noch: Erstellt eine Liste mit euren PMS-Snacks! Hängt sie an den Kühlschrank! Setzt eure Freun­d*in­nen und Part­ne­r*in­nen von deren Existenz in Kenntnis. Erkundigt euch auch nach deren PMS-Snack-Hitliste! Ach was, veranstaltet gleich eine Tupperparty, aber mit PMS-Snacks!

Ich für meinen Teil überlasse die existenziellen Fragen nun wieder den Phi­lo­so­ph*in­nen und widme mich meiner doppelten Portion Pommes mit Spezi und extra Pommes-Gewürzsalz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Sarah Lorenz
Sarah Lorenz wurde 1984 in Eckernförde geboren, lebt und schreibt auf St.Pauli. Seit 2023 Kolumne PMS-Ultras in der taz. Im Internet bringt sie unter dem Pseudonym Buchi Schnubbel allabendlich eine Kleinstadt an Menschen zu Bett.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Oh, danke! XD



    In Kombination mit der wassereinlagerungsbedingten Umfangzunahme von Oberschenkel bis Achselhöhle plus Stoffwechselverlangsamung VOR Blutungsstartschuss ergibt das eine gute Basis, um in die von dir so schon beschriebene Blähphase samt Alles-muss-raus überzugehen.

    Gut, wen Mensch an dem Tag dann nix Wichtiges vorhat...