Erneuerbare Energien: Solarmodulfabrik vor dem Ende

Das Unternehmen Meyer Burger schließt den Standort in Sachsen und investiert lieber in den USA. Dort gibt es üppige Förderungen.

Eine Mitarbeiterin von Solar Burger in Freiberg streicht mt Handschuhen über Solarmodule, sie trägt auch einen Mundschutz

In Freiberg ist Schluss mit der Produktion von Solarmodulen, weiter geht's in den USA Foto: Hendrik Schmidt/dpa

FREIBERG taz | Das Schweizer Solarunternehmen Meyer Burger hat am Freitag angekündigt, mit den Vorbereitungen für die Schließung ihrer Modulproduktion im sächsischen Freiberg zu beginnen. Bereits in der ersten Märzhälfte soll die Produktion eingestellt werden, Ende April soll der Standort geschlossen sein. Zugleich plant das Unternehmen eine Kapitalerhöhung um seine in Bau befindlichen US-Werke – eine Modulfabrik in Arizona und eine Zwei-Gigawatt-Zellfabrik in Colorado – fertigzustellen. In einer außerordentlichen Generalversammlung am 18. März soll darüber entschieden werden.

In den USA sind die Konditionen für das Solarunternehmen deutlich günstiger. Dort rechnet die Firma mit 1,4 Milliarden US-Dollar, die sie alleine in Form, von zukünftigen US-Steuergutschriften unter dem Inflation Reduction Act erhalten könnte. Darüber hinaus strebe man eine Finanzierung durch einen Advanced Manufacturing Production Tax Credit in Höhe von bis zu 300 Millionen Dollar, so wie ein vom US-Energieministerium garantiertes Darlehen in Höhe von 200 bis 250 Millionen Dollar an, heißt es in der aktuellen Börsenmitteilung des Unternehmens.

Für die deutsche Bundesregierung ist die Ankündigung ein schwerer Schlag, denn seit Monaten schon hatten Vertreter der Branche vor einem Ende der hiesigen Solarfertigung gewarnt. Die deutschen Modulhersteller seien chinesischen Wettbewerbern „schutzlos ausgeliefert“, da diese ihre Module „durch massive staatliche Unterstützung zu Preisen unter den eigenen Herstellungskosten in Europa verkaufen“ könnten, hatte es bereits im vergangenen Jahr aus dem Unternehmen Meyer Burger geheißen. Zwischenzeitlich haben auch andere deutsche Modulhersteller, wie Solarwatt und Heckert Solar, ihre Produktion gedrosselt und vor Schließungen gewarnt.

Die Traditionsfirma Meyer Burger stammt ursprünglich aus der Uhrenindustrie, deren Rubine und Saphire sie nach ihrer Gründung 1953 sägte. Um die Jahrtausendwende fand das Unternehmen zur Solarbranche, weil es mit seinen hochpräzisen Drahtsägen auch die dünnen Siliziumscheiben („Wafer“) fertigen konnte, aus denen Solarzellen prozessiert werden.

USA biete mehr Schutz vor Wettbewerbern

Der größte Einzelaktionär der Firma mit Sitz in Thun im Kanton Bern ist heute mit rund zehn Prozent Anteil die Firma Sentis Capital Cell 3 PC, hinter der der russische Oligarch Pyotr Kondrashev steht. Auch Sentis hat sich schon bereit erklärt, weiter in die Firma und ihre US-Aktivitäten zu investieren, denn das politische System der Vereinigten Staaten habe „mehrfach bewiesen, dass es ein starkes überparteiliches Engagement gibt, um in den USA ansässige Unternehmen vor unlauterem Wettbewerb zu schützen“. Dieser Schutz fehle in Europa.

Während aus dem Bundeswirtschaftsministerium kurzfristig keine Stellungnahme zur Ankündigung von Meyer Burger zu bekommen war, übte die Opposition umgehend heftige Kritik an der Ampelregierung. Andreas Jung, energiepolitischer Sprecher der CDU, kritisierte, dass diese „sehenden Auges solche Investitionsentscheidungen gegen Deutschland in Kauf“ nehme.

Zwar habe die Bundesregierung noch am Mittwoch im Energieausschuss die Dringlichkeit von Maßnahmen beschrieben und die Vereinbarkeit mit EU-Recht bestätigt – etwa Boni im EEG für europäische Anlagenkomponenten oder eine KfW-Förderung. Doch zur Umsetzung habe die Regierung im Ausschuss nichts gesagt.

Die Linkspartei ließ unterdessen per Pressemitteilung verlauten, man könne „wirklich keinem vernünftigen Menschen mehr erklären, warum diese Regierung die strategisch wichtige Zukunftsindustrie der Solarproduktion samt Arbeitsplätzen in der Energiewende den Bach heruntergehen lässt“.

Auf Förderung drängt auch Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft: „Ohne eine förderpolitische Flankierung für die Aufbauphase solarer Giga-Fabriken besteht keine Chance, eine international wettbewerbsfähige Produktion von Solarmodulen und ihren Vorprodukten in Deutschland aufzubauen.“

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