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Neuer GDL-StreikSechs Tage Schicht im Schacht

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer bestreikt ab Dienstag den Güter- und ab Mittwoch den Personenverkehr. Bis Montag soll der Streik gehen.

Ab Mittwochmorgen bleiben die Züge der Deutschen Bahn wieder stehen Foto: Martin Schutt/dpa

Berlin taz | Bei der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) scheint derzeit sogar noch sonntags bis tief in die Nacht gearbeitet zu werden. Ihre Mitteilung über den nächsten Streik verschickte die renitente Ar­beit­neh­me­r:in­nen­ver­tre­tung jedenfalls zu einer ungewöhnlichen Zeit: am Montagmorgen um 2:08 Uhr in der Früh. Sie ist ein Paukenschlag: Ab Mitte der Woche wird der Zugverkehr der Deutschen Bahn in Deutschland weitgehend lahmgelegt sein – bis zum kommenden Montag.

Im Güterverkehr beginnt der Ausstand bereits am Dienstag um 18 Uhr. Ab Mittwochmorgen um 2 Uhr wird dann auch der Personenverkehr bestreikt. Erst am Montag um 18 Uhr wollen die Lokführer:innen, Zug­be­glei­te­r:in­nen und sonstigen bei der Deutschen Bahn Beschäftigten, die in der GDL organisiert sind, wieder die Arbeit aufnehmen. Damit verschärft die Gewerkschaft im Tarifkonflikt bei dem Staatskonzern massiv ihre Gangart.

„Mit dem dritten und angeblich verbesserten Angebot hat die Deutsche Bahn AG erneut gezeigt, dass sie ihren bisherigen Verweigerungs- und Konfrontationskurs unverdrossen weiter verfolgt – von Einigungswillen keine Spur“, begründete der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky die Entscheidung. Für Montagvormittag, 11.30 Uhr, kündigte er eine Pressekonferenz an, um Hintergründe zu erläutern.

Die Deutsche Bahn kritisierte die Streikankündigung umgehend und erwartungsgemäß scharf. „Die DB setzt auf Kompromisse, die GDL verschärft maßlos den Konflikt“, erklärte ein Bahnsprecher am frühen Montagmorgen. „Wer bei einem neuen Angebot mit bis zu 13 Prozent und der Möglichkeit der 37-Stunden-Woche bei gleichem Gehalt noch nicht einmal an den Verhandlungstisch kommt, handelt absolut unverantwortlich.“

Die Deutsche Bahn hatte am Freitag ein neues Angebot vorgelegt. Danach hat sie der GDL eine Lohnerhöhung ab August von 4,8 Prozent geboten, im April sollen noch einmal 5 Prozent hinzukommen. Zusätzlich soll es eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.850 Euro geben. Damit bleibt auch dieser Vorschlag weiterhin unter dem Abschluss, auf den sich der Bahnvorstand im August vergangenen Jahres mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verständigt hatte.

Bisheriges Entgegenkommen als unzureichend empfunden

In der Frage einer Arbeitszeitverkürzung für Schicht­ar­bei­te­r:in­nen, dem großen Streitpunkt mit der GDL, zeigte sich der Bahnvorstand bereit, Lok­füh­re­r:in­nen und Zugpersonal unter Umständen zu ermöglichen, ab dem 1. Januar 2026 ihre Wochenarbeitszeit ohne Gehaltsverlust von 38 auf 37 Stunden pro Woche zu reduzieren. Dafür müssten sie dann jedoch auf eine Lohnerhöhung von 2,7 Prozent verzichten. Die Wahloption steht unter dem Vorbehalt, dass genügend Lok­füh­re­r:in­nen und Zugpersonal an Bord sind. Falls das nicht der Fall sein sollte, fiele die Wahloption weg. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll nach den Bahnvorstellungen bei 32 Monaten liegen.

Demgegenüber fordert die GDL 555 Euro mehr pro Monat, eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro sowie die Absenkung der Arbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich für Schicht­ar­bei­te­r:in­nen. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll 12 Monate betragen. Bereits zweimal untermauerte die GDL ihre Forderungen mit Streiks, zuletzt mit einem dreitägigen Streik, der am 12. Januar endete. Nun folgt die nächste Streikrunde.

Wobei die GDL inzwischen etliche Tarifabschlüsse mit kleineren Verkehrsunternehmen abgeschlossen hat, die aufzeigen, wie auch ein Kompromiss mit der Deutschen Bahn aussehen könnte. So einigte sich die Gewerkschaft in der vergangenen Woche unter anderem mit der Abellio Rail Mitteldeutschland, der WestfalenBahn sowie der AKN Eisenbahn auf eine schrittweise Arbeitszeitabsenkung auf die 35-Stunden-Woche ohne Lohnkürzung für Schichtarbeiter ab 1. Januar 2025, eine Lohnerhöhung um 420 Euro in zwei Schritten und auf eine deutliche Zulagenerhöhung sowie eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro.

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6 Kommentare

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  • Merkt man den einen Unterschied? Ich meine, wenn nicht gestreikt wird, fährt kaum was - zumindest nichts pünktlich. Wenn gestreikt wird auch nicht.

    • @Strolch:

      Die S-Bahnen in vielen Städten werden von der DB betrieben. Ja, auch die ist - wie der Fernverkehr - nicht immer herausragend zuverlässig, vor allem in letzter Zeit gab es mancherorts viele Probleme mit Fahrzeugen und Personal. Es ist aber selbst mit ganz viel Pech eben nicht so, dass auch ohne Streik "nichts" fährt, sondern es kommen etwa 2/3 der Züge ohne Probleme an. Diese Quote ist selbstverständlich unterirdisch, jedoch fährt bei Streik quasi nur noch 5 % des Angebots und den Unterschied merkt man dann doch, z. B. wenn man die Gedanken "könnte mit Glück pünktlich sein oder ich komme 60 Minuten zu spät" mit "ich muss mir einen Mietwagen zum überteuerten Preis holen oder meine Reise verschieben" vergleicht...

  • Da der Bahnvorstand die Deutsche Bahn mit Bonizahlungen in Millionenhöhe samt Zinsen(!) plündert , kann ich die GDL nur unterstützen.Ein Lokführer verdient in seinem ganzen Leben nicht was ein Bahnvorstand in einem Jahr abkassiert und das bei einem Unternehmen, das seinen Aufgaben nur mehr als unzureichend nachkommt !

  • Fahrt Bahn haben sie gesagt, Bahn ist gut für die Umwelt, Bahn ist die Zukunft. Auto brauchst Du nicht mehr.

    Ja möglich, nur das man dann seinen Alltag nicht mehr organisier bekommt & fremden Interessengruppen hilflos ausgeliefert ist für die man nur "selbst ladendes Transportgut" ist.

    In Zukunft also wieder Auto, mal schauen was gebrauchte Verbrenner so kosten.

    • @Thorsten Gorch:

      Man kann faktisch festhalten, dass sich das Bahnmanagement höchstens um wenige Millimeter bewegt hat in den letzten paar Wochen. Mitbewerber haben mit der GDL Tarifverträge abgeschlossen, die einen Kompromiss zwischen den GDL-Forderungen und der Arbeitgeberseite bedeuten. Seitens der DB wird jedoch rein der Rechenschieber bemüht und das als besseres Angebot verkauft, obwohl substanziell noch immer nicht (viel) mehr geboten wird als November 2023, und auch wesentlich weniger als mit der EVG erzielt wurde. Es entsteht der Eindruck, dass das Management die Sache wider besseren Wissens aussitzen will.

      • @LeFix_Cycles:

        Ob die GDL bei der eigene Leiharbeitsfirma Fairtrain auch solche Forderungen stellt, bzw. sich bewegen wird? Da lese ich z.B. nichts von 35h Woche. Der Jahresarbeitszeitraum ist auf 40h/Woche für verschiedene Schichtmodelle ausgelegt.