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Nach Brand in FlüchtlingsunterkunftViele Fragen offen

Nach dem tödlichen Feuer in der Unterkunft im thüringischen Apolda sind Ursache und Ablauf des Einsatzes weiter unklar. Die Rettungskräfte stehen in der Kritik.

Feuerwehreinsatz in Apolda am frühen Sonntagmorgen. In der Unterkunft waren 245 Menschen gemeldet Foto: Johannes Krey/dpa

Leipzig taz | Es ist etwa fünf Uhr am Sonntagmorgen, als das Feuer ausbricht. Warum, das ist weiterhin ungeklärt. Aber der Brand hat schwerwiegende Folgen: Ein Mensch stirbt in den Flammen. Mutmaßlich, das muss die Obduktion erst noch eindeutig klären, ein neunjähriger Junge. Dieser wird seit dem Brand vermisst.

Einen Tag nach dem Brand in der Geflüchtetenunterkunft im thüringischen Apolda bleiben weiterhin Fragen offen. Was war die Ursache? Wer ist der Tote? Wann kamen die Einsatzkräfte? Und was passiert nun mit den Menschen, die erneut ihr Zuhause verloren haben?

Klären wollen diese Fragen nun Politiker*innen, Initiativen und die Staatsanwaltschaft Erfurt. Erst am Montag konnten die Brand­er­mitt­le­r*in­nen mit Spürhunden den grauen Plattenbau nach Hinweisen auf einen Sprengsatz durchsuchen. Wegen der durch den Brand entstandenen Hitze war das am Sonntag noch nicht möglich. Bis Redaktionsschluss gab es zu den Untersuchungen keine neuen Erkenntnisse. Hinweise auf Fremdverschulden gebe es bislang nicht, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Es werde in alle Richtungen ermittelt. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Todesermittlungsverfahren ein.

Der Thüringer Innenminister Georg Maier (SPD) sagte der taz, es gebe zwar momentan keine Hinweise auf einen Anschlag, man werde jedoch alles dafür tun, die Ursache zu einhundert Prozent aufzuklären. Ein Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf eine Geflüchtetenunterkunft in Apolda im Oktober 2022 ist nach aktuellen Erkenntnissen unwahrscheinlich.

Feuerwehr erst nach 30 Minuten vor Ort

Noch nicht abschließend geklärt ist außerdem, wer die Person ist, die bei dem Brand ums Leben gekommen ist. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es sich um den vermissten 9-Jährigen aus der Ukraine handelt. Abschließend klären muss das aber die gerichtsmedizinische Untersuchung, die für den Dienstagvormittag geplant ist.

Der Junge war mit seiner Familie aus der Ukraine nach Apolda gekommen, sie sind Rom*nja. Nach taz-Informationen wird die Mutter des Jungen derzeit im Krankenhaus versorgt, die restliche Familie wurde in Apolda untergebracht. Andere Geflüchtete, die zuvor in der Unterkunft gelebt hatten, wurden in eine Notunterkunftshalle im nahegelegenen Hermsdorf gebracht.

Kritik regte sich derweil am Einsatz der Feuerwehr. Demnach soll es bis zu dreißig Minuten gedauert haben, bis die Rettungskräfte eingetroffen seien. Ein Sprecher der Feuerwehr Apolda dementierte die Vorwürfe gegenüber der taz. So sei bereits nach acht Minuten der erste Einsatzwagen eingetroffen, der die Sicherheitslage hochgestuft habe, woraufhin fünf Minuten später der Löschzug eingetroffen sein soll.

Initiativen wie die „Seebrücke Erfurt“ kritisieren dennoch, dass die Geflüchteten nach Nationalitäten getrennt evakuiert und versorgt worden seien. Dabei seien ukrainische und russische Geflüchtete priorisiert worden. Auch die Versorgung mit Wasser und Essen sei mangelhaft gewesen.

Anders schätzte Migrationsministerin Doreen Denstädt von den Grünen die Lage am Sonntag ein. Sie lobte die Arbeit der Einsatzkräfte und sprach von einem „reibungslosen und für die Betroffenen nicht zusätzlich belastenden Ablauf“. Ob es hier tatsächlich zu Fehlern kam, sollen die Ermittlungen klären.

Ebenfalls unklar ist derzeit noch, wo die Betroffenen in Zukunft leben sollen. Sultana Sediqi, eine Aktivistin, die die Geflüchteten unterstützt, kritisierte die Massenunterkünfte als Gefahrenquelle. „Es kann keine erneute Lösung sein, Menschen in Lagern unterzubringen und sie damit erneut zur Angriffsfläche zu machen“, so Sediqi.

Auch Katharina König-Preuss, die migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Thüringer Landtag, wandte ein, dass die Halle in Hermsdorf für eine längere Unterbringung nicht geeignet sei. Für die Klärung der weiteren Unterbringung sieht sie die Kommunen in der Verantwortung. Aber sie gehe davon aus, dass das Land die Kommune dabei unterstützen wird.

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