Gefundene Sprengsätze in Thüringen: „Mehr als besorgniserregend“

Der Fund zweier Sprengsätze mit Hakenkreuz in Thüringen beunruhigt Politik und Behörden. Wer steckt hinter dem Brand nahe einer Flüchtlingsunterkunft?

Thüringens Innenminister Georg Maier im Landtag in Erfurt

„Sieht das nicht nach einem Dumme-Jungen-Streich aus“, sagt Thüringens Innenminister Georg Maier Foto: Martin Schutt/dpa

BERLIN taz | Es war ein verdächtiger Gegenstand, den ein Mann am Sonntagvormittag am Bahnhof in Straußfurt (Thüringen) fand. Alarmierte Polizeibeamte stellten darauf fest, dass es sich um zwei selbstgebaute, zündfähige Sprengsätze handelte. Und: Einer davon war umwickelt mit einem Hakenkreuz.

Die Sprengsätze mussten laut Polizei entschärft beziehungsweise gesprengt werden. Der Bahnhof war in der Folge am Sonntag stundenlang weiträumig abgesperrt. Wer die Sprengsätze dort deponierte hat und aus welchen Gründen, sei bislang unbekannt, erklärte zunächst die Polizeiinspektion Sömmerda. Nach taz-Informationen sollen diese eher amateurhaft zusammengebaut gewesen sein.

Am Montag übernahm dann der Staatsschutz des Thüringer Landeskriminalamtes die Ermittlungen. Eine Sprecherin bestätigte der taz, dass einer der Sprengsätze mit einem Tuch umwickelt war, auf dem sich ein Hakenkreuz befand. Auf ein politisches Motiv wollte sie sich dennoch nicht festlegen. „Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen“, sagte die Sprecherin der taz. Man gehe dem Sachverhalt „unermüdlich“ nach.

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) zeigte sich besorgt über den Vorfall. „Für mich sieht das nicht nach einem Dumme-Jungen-Streich aus“, sagte er der taz. „Das ist ein sehr beunruhigender Vorfall, der nicht kleingeredet werden darf und genau ermittelt werden muss.“ Auch der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, erklärte, die Sicherheitsbehörden nähmen den Vorgang sehr ernst. In Thüringen gebe es länger schon rechtsterroristische Ansätze. Ob der Fall dort einzusortieren sei, müssten die Ermittlungen zeigen.

Die Linken-Innenexpertin Katharina König-Preuss zog Parallelen auch zum NSU-Kerntrio, das vor seinem Untertauchen 1998 Sprengstoff mit Hakenkreuzen an öffentlichen Orten abgelegt hatte. „Es ist nicht auszuschließen, dass die rechte Szene hier nun wieder Zeichen setzt“, sagte König-Preuss der taz. „Dass das mit zündfähigem Sprengstoff geschieht, ist mehr als besorgniserregend. Diesem Fall muss konsequent nachgegangen werden.“

Anschlag auf Unterkunft in Apolda?

Derweil beschäftigt Thüringen noch ein zweiter, möglicherweise rechtsextrem motivierter Vorfall. Am Montagnachmittag wurden in Apolda auf einer Industriebrache gegenüber einer Unterkunft für rund 150 Geflüchtete aus der Ukraine Holzpaletten entzündet. Auf dem Gelände befanden sich auch Gasflaschen, aus einer entströmte Gas. Ein Sicherheitsmann der Unterkunft hatte die Feuerwehr gerufen.

Ein Sprecher der Polizeiinspektion Jena sagte am Dienstag der taz, Anhaltspunkte, dass sich der Brand gezielt gegen die Unterkunft richtete, gebe es bisher nicht. Auf der Brache komme es immer wieder zu Vandalismus. Man gehe bisher davon aus, dass die Paletten und Gasflaschen sich schon länger auf dem Gelände befanden und dort von einem Unbekannten entzündet wurden. Nach dieser Person werde noch gefahndet. Das Tatmotiv bleibe damit noch ungeklärt.

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