Motorradgang auf dem Weg nach Berlin: Putins motorisierte Leibgarde kommt

Die nationalistischen Nachtwölfe aus Russland wollen am 9. Mai die sowjetischen Ehrenmale Berlins besuchen. Polizeistrategie für den Tag noch unklar.

Viele Menschen mit Nelken und Bannern mit russischsprachingen Botschaften: die sogenannten Nachtwölfe in Berlin am Ehrenmal im Treptower Park am Tag der Befreiung im Jahr 2021

Nachtwölfe in Berlin am Ehrenmal im Treptower Park am Tag der Befreiung im Jahr 2021 Foto: Rolf Zöllner/imago

BERLIN taz | Die russisch-nationalistische Motorradgang Nachtwölfe will am 9. Mai durch Berlin fahren. Der deutsche Ableger von Putins motorisierter Leibgarde hat von 8 bis 17 Uhr eine „Gedenkfahrt“ mit 140 Anhängern mit Besuch der Gedenkstätten des Zweiten Weltkrieges angemeldet.

Geplant ist eine Fahrt durch den Süden, das Zentrum und den Osten der Stadt mit jeweils längeren Kundgebungen an den sowjetischen Ehrenmalen am Tiergarten und im Treptower Park sowie einer Teilnahme am Gottesdienst der russisch-orthodoxen Kirche in der Allee der Kosmonauten in Marzahn. Die Gemeinde erfuhr davon allerdings erst durch Anruf der taz. Die Priester ließen der taz durch eine Dolmetscherin ausrichten, dass es aber „vor ungefähr fünf Jahren“ mal eine gemeinsame Veranstaltung mit den Nachtwölfen in der Kirche gab.

Wie die Nachrichtenagentur AFP meldete, ist das Original der Motorradrocker mit Hunderten Mitgliedern unter Führung ihres Chefs und Putin-Freundes Alexander Saldostanow am Samstag in Moskau mit russischen und sowjetischen Fahnen und dem Z-Symbol aufgebrochen. Nach einer Tour durch Russland und den besetzten Teil der Ukraine wollen sie am 9. Mai in Berlin aufschlagen. Ob sie die nötigen Visa bekommen oder ob der deutsche Ableger der Nachtwölfe in Berlin unter sich bleibt, ist offen.

Der Berliner Teil der „Gedenkfahrt“ ist mit der polizeilichen Versammlungsbehörde abgestimmt. Die Rockergruppe aus Moskau hat sich bereits zwischen 2015 und 2017 unter die Menschen gemischt, die am Jahrestag des Kriegsendes der Kriegsopfer gedenken wollten. Im letzten Jahr war lediglich eine kleine Abordnung ihres deutschen Ablegers unterwegs, die der Polizei zufolge an den Gedenkorten ihre Kutten ausziehen mussten.

Symbolträchtige Orte

In der Nacht vom 8. zum 9. Mai ging in Europa der Zweite Weltkrieg zu Ende. Traditionell finden an beiden Tagen an symbolträchtigen Orten in Berlin Gedenkveranstaltungen statt. Bei der polizeilichen Versammlungsbehörde sind auch für dieses Jahr etliche Veranstaltungen mit meist deutlich unter 100 prognostizierten Teilnehmern an den sowjetischen Ehrenmalen und vor dem Museum Karlshorst angemeldet.

Bezüglich der Teilnehmerzahl ragt ein Aufzug am Tiergarten am Vormittag des 9. Mai mit mehr als 1.000 prognostizierten Teilnehmern hervor, sehr wahrscheinlich Menschen, die das Gedenken an das Kriegsende für eine Unterstützung des russischen Krieges in der Ukraine instrumentalisieren wollen. Für die traditionelle Kundgebung des Bundes der Antifaschisten am Vortag im Treptower Park sind nur 200 Teilnehmer angemeldet.

Das Polizeikonzept am 8. Und 9. Mai sei noch in Arbeit, sagt Polizeisprecherin Isabelle Suschlik. Letztes Jahr waren an den Orten des Erinnerns an das Kriegsende sämtliche Fahnen verboten, außerdem Symbole von Putinanhängern wie das Z-Zeichen oder das Georgsband. Oleksandra Bienert von der Allianz ukrainischer Organisationen sagte der taz, ein Verbot ukrainischer Fahnen sei aus ihrer Sicht nicht nachvollziehbar und würde ihr Sorge bereiten, falls es komme.

Auch Vasili Franco von den Grünen im Abgeordnetenhaus sieht die Beschränkungen vom letzten Jahr als zu weitgehend an. „Natürlich darf es keine Verherrlichung des Angriffskrieges auf die Ukraine geben“, sagte er.

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