piwik no script img

Maskenfreier NahverkehrMaskenpflicht in Bahnen beendet

Einige Länder hatten sie schon abgeschafft, jetzt läuft die Maskenpflicht bundesweit aus. Auch in Fernzügen und -bussen sind die Coronaregeln aufgehoben.

Eine der letzten Coronaregeln gekippt: Im Fernverkehr gilt keine Maskenpflicht mehr Foto: Carsten Koall/dpa

Berlin dpa/afp/rtr | Erstmals seit fast drei Jahren dürfen Reisende im Fernverkehr ab Donnerstag auf eine Schutzmaske verzichten. Auch für Fahrten im Nahverkehr etwa in Bussen, U-Bahnen und S-Bahnen laufen die letzten Corona-Maskenvorschriften aus. In einigen Bundesländern wurden sie bereits abgeschafft. Die Maskenpflicht im bundesweiten Fernverkehr war im Mai 2020 eingeführt worden – kurz nachdem das Coronavirus Deutschland erreicht hatte.

Die Maskenpflicht im Personenverkehr hatte immer wieder Ärger an Bord der Züge verursacht. Die Bahn etwa registrierte im vergangenen Jahr ein Viertel mehr Übergriffe auf Beschäftigte als im Jahr zuvor. Sie führte dies vor allem auf die Durchsetzung der Maskenpflicht zurück. Bahngewerkschafter hatten von teils aggressiven Angriffen bis hin zu schweren Verletzungen berichtet.

„Eine Pflicht war aus Branchensicht angesichts der pandemischen Lage schon lange nicht mehr nötig“, teilte ein Sprecher des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. „Und es fiel auch immer schwerer, diese bei den Fahrgästen durchzusetzen und ihnen zu erklären, warum man im vollbesetzen Flieger oder in der ausverkauften Konzerthalle keine Maske tragen musste, aber auf dem Weg zum Flughafen oder zum Konzert in den Bussen und Bahnen schon.“

Selbst die Deutsche Bahn, sonst eher zurückhaltend mit öffentlichen Forderungen an die Bundesregierung, hatte sich bereits vor einigen Wochen für ein baldiges Maskenende in Fernzügen ausgesprochen. „So vermeiden wir einen Flickenteppich mit unterschiedlichen Regeln innerhalb Deutschlands und zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern“, schrieb Fernverkehrsvorstand Michael Peterson Mitte Januar auf der Berufsplattform LinkedIn.

Lauterbach: Weiterhin freiwillig Maske tragen

Schließlich beschloss das Bundeskabinett das Auslaufen der Maskenpflicht im Fernverkehr zum 2. Februar. Ursprünglich sollte die Tragepflicht in ICEs, ICs, ECs und Fernbussen wie Flixbus noch bis Anfang April bestehen bleiben. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rät dazu, weiterhin freiwillig Masken zu tragen.

Der Regionalverkehr wiederum ist Sache der Länder. Zuletzt waren es neun Bundesländer, in denen noch die Maskenpflicht in Bussen und Bahnen galt. Seit Donnerstag setzen auch sie auf Freiwilligkeit. In Nordrhein-Westfalen und Hamburg fiel die Maskenpflicht am Mittwoch.

Die Maskenpflicht wurde im Zuge der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 in öffentlichen Verkehrsmitteln schrittweise eingeführt. Zunächst reichten Tücher oder Schals, auch weil Masken knapp waren. Anfang 2021 führte Bayern schließlich als erstes Bundesland eine FFP2-Maskenpflicht ein, was sich schließlich durchsetzte.

Nicht allen Fahrgästen dürfte das Ende der Maskenpflicht in Zügen geheuer sein. Kurz nach Lauterbachs Ankündigung zum Ende der Maßnahme forderten etwa manche Nutzerinnen und Nutzer auf der Kurznachrichtenplattform Twitter, separate Bereiche in Fernzügen der Deutschen Bahn für diejenigen einzurichten, die weiterhin nicht neben Fahrgästen ohne Maske sitzen wollen.

Doch solche ausgewiesenen Bereiche werde es in den Fernzügen nicht geben, teilte ein Bahnsprecher auf Anfrage mit. Auch die Verordnungen der Länder sähen keine eigenen Bereiche mit Maskenpflicht in Bussen und Bahnen vor. „Fahrgäste mit besonderem Schutzbedürfnis können auch zum eigenen Schutz weiterhin eine Maske tragen“, sagte der Bahn-Sprecher.

Im Gesundheits- und Pflegebereich bleiben einige Corona-Regeln noch bestehen: Bundesweit müssen Besucher von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Arzt- und Zahnarztpraxen bis zum 7. April weiterhin FFP2-Maske tragen, für den Zutritt zu Kliniken und Pflegeheimen braucht es außerdem einen negativen Test.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Maskenpflicht hin od. her. Mit Covid geht bekanntlich ein Verlust von Riechen & Geschmack (d.h. Lebens-Gefühl) einher.

    Ist das rein gesellschaftspolitisch nicht Wink mit dem Zaunpfahl ?

  • "„Eine Pflicht war aus Branchensicht angesichts der pandemischen Lage schon lange nicht mehr nötig“, teilte ein Sprecher des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit."



    Wie begründet das der VDV? Worauf basiert dieses Urteil/Fazit? Wie sieht die Expertise des VDV bezüglich der Einschätzung von Maßnahmen in der Pandemie aus?



    "Selbst die Deutsche Bahn, sonst eher zurückhaltend mit öffentlichen Forderungen an die Bundesregierung, hatte sich bereits vor einigen Wochen für ein baldiges Maskenende in Fernzügen ausgesprochen. „So vermeiden wir einen Flickenteppich mit unterschiedlichen Regeln innerhalb Deutschlands und zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern“, schrieb Fernverkehrsvorstand "



    Mal wieder der Widerspruch - regional Maßnahmen anzupassen umd sich dann darüber zu beklagen, dass sie unterschiedlich gestaltet werden und sich widersprechen, einen "Flickenteppich" verursachen. Was denn nun? Angepasste Maßnahmen oder einheitliche? Mensch hätte auch Regionalbahnen in Maskenpflicht einbeziehen können, so sie es nicht waren.



    Ein hoher Grad an Mobilität mittels kollektiven Verkehr in der Gesellschaft führt ungeschützt zu einer schnelleren, höheren Verbreitung von (infektiöser Atemwegs)Krankheiten. Die Maske hat dies bisher abgebremst. Die Infektionszahlen sind als Indikator für die Verbreitung aufgrund dessen, dass kaum noch getestet wird, unbrauchbar. Hilfreich sind wohl nur noch die Zahl der Behandlungen. Nun dürfen wir offenbar abwarten, wie sich die Lage weiter entwickelt - und uns "freuen", wenn wir krank werden und Long/PostCovid entwickeln bzw. Organe durch Infektionen darüberhinaus angeschlagen/geschwächt werden.

  • Zitat „Eine Pflicht war aus Branchensicht angesichts der pandemischen Lage schon lange nicht mehr nötig“

    Das führt zu der bizarren Beobachtung, daß die „pandemische Lage“ branchenweise beurteilt wird, ist sie doch im Grunde eine zentralstaatlich-politische Entscheidungsangelegenheit. Die allgemeine Maskenpflicht wurde stets mit gesamtgesellschaftlichen Interessen (Containment des Ausbreitungsgeschehens, Entlastung der Gesundheitseinrichtungen usw.) begründet, berührte also nie spezifische Brancheninteressen, die es gerechtfertigt hätten, daß deren Durchsetzung als staatlich-gesetzliche Auflage den Unternehmen selbst wie hier der DB auferlegt wurde, denen auf diese Weise hoheitliche Aufgaben aufgehalst wurden, die originär den Staatsorganen obliegen. In Frankreich gab es daher in dieser Frage zunächst gewerkschaftlichen Widerstand unter SNCF-Mitarbeitern.