Antidiskriminierung in Berlin: Sicher planschen ohne Oberteil

Ein Wasserspielplatz in Berlin-Treptow hat seine Regeln angepasst. Nun dürfen dort auch Frauen ihre Brust entblößen.

Eingangsschild des Wasserspielplatz "Plansche" im Plänterwald

Hier gehts zum Wasserspaß und nun auch Richtung Gleichberechtigung Foto: Fabian Sommer / dpa

BERLIN taz | Wenn der Wasserspielplatz Plansche in Treptow am 29. Juli nach Sanierungsarbeiten wieder öffnet, dürfen sich dort explizit auch Frauen mit nackter Brust sonnen oder von Wasser bespritzen lassen. Das geht aus den „Häufig gestellten Fragen & Antworten“ auf der Webseite zur Plansche hervor. Die Frage „Darf ich dort als Frau oben ohne planschen?“ taucht da zwar so explizit nicht auf. Doch unter dem Punkt: „Ist FKK auf dem Gelände erlaubt / Gibt es Regeln zur Bekleidung?“ heißt es nun, dass der Aufenthalt zwar nur in „handelsüblicher Badekleidung“ erlaubt sei. Doch danach kommt der neue Zusatz: „Die Badebekleidung muss die primären Geschlechtsorgane vollständig bedecken. Dies gilt für alle Geschlechter.“ Mit „primären Geschlechtsorganen“ sind gemeinhin Vulva und Penis gemeint. Die weibliche Brust gilt als sekundäres Geschlechtsorgan.

Diese ergänzende Formulierung hatte Doris Liebscher, Leiterin der LADG-Ombudsstelle in der Justizverwaltung, empfohlen. Denn vor gut einem Jahr, im Juni 2021, war Gabrielle Lebreton, die sich auf dem Gelände des Wasserspielplatzes oben ohne gesonnt hatte, erst von Sicherheitskräften und dann von der Polizei aufgefordert worden, ihre Brust zu bedecken oder die Plansche zu verlassen. Lebreton hatte sich erst geweigert – und sich an die LADG-Ombudsstelle gewandt. Zudem verklagte sie den Bezirk auf Grundlage des Landesantidiskriminierungsgesetzes (LADG) auf Entschädigung.

Im Zusammenhang damit hatte sich außerdem die Initiative „Gleiche Brust für alle“ gegründet, aus der auch eine Petition hervorging. Die Initiative setzt sich inzwischen auch außerhalb von Berlin dafür ein, dass überall dort, wo Männer oder männlich gelesene Personen ihren Oberkörper unbedeckt zeigen dürfen, dies auch Frauen und weiblich gelesenen Personen uneingeschränkt erlaubt sein soll.

„Ende der Ungleichbehandlung“

Philip Wohlfeil, Vorsitzender der Linksfraktion von Treptow-Köpenick, freut sich über die geänderte Vorschrift, die nun den Aufenthalt von Frauen mit freier Brust auf dem Wasserspielplatz klar regelt. Seine Fraktion hatte diese Formulierung als Vorschlag in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) eingebracht, die BVV hat darüber aber noch nicht abschließend abgestimmt. „Nacktheit im öffentlichen Raum wird heute nicht mehr als grob ungehörig oder gefährdend wahrgenommen“, schreibt Wohlfeil dazu in einer Erklärung auf der Webseite seiner Partei. „Das Bezirksamt beendet damit die Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts.“ Er gehe davon aus, dass nun auch die Sicherheitskräfte entsprechend geschult werden würden, sagte er der taz.

Die Klage von Lebreton auf Entschädigung wird damit allerdings nicht hinfällig. Eine Entscheidung darüber steht nach taz-Informationen noch aus, sie könnte möglicherweise im Herbst fallen.

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