Präsidentschaftswahl in Frankreich: „Macron ist mit euch“

Frankreichs Noch-Präsident Emmanuel Macron zeigt sich in Straßburg als Kämpfer für Europa. Vor der Stichwahl muss er jetzt endlich Wahlkampf machen.

Der französische Präsident Emmanuel Macron steht flankiert von einer französischen Fahne mit in einer Dankbarkeitsgeste gefalteten Händen im Scheinwerferlicht.

Macron versucht vor allem Wähler des rechten Rands in einer Charmeoffensive zu überzeugen Foto: Lukas Nickel

STRAßBURG taz | Bevor Emmanuel Macron mit über einer Stunde Verspätung auf der Bühne vor dem Straßburger Münster erscheint, wird das Publikum platziert. Ausgestattet mit schnell übergeworfenen T-Shirts, auf denen „Emmanuel Macron avec vous“ („Emmanuel Macron ist mit euch“) steht, und mit europäischen wie französischen Fahnen, dürfen vor allem Jugendliche ganz nach vorne – sogar vor die Metallgitter, die Macron von den meisten anderen Besuchern trennen. Sie skandieren im Chor: „Der erste [Wahldurchgang], der zweite, und dann nochmal fünf Jahre.“

Aus der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl am vergangenen Sonntag war der Amtsinhaber als Erstplatzierter hervorgegangen, er muss nun am übernächsten Sonntag in die Stichwahl gegen die Rechtspopulistin Marine Le Pen. Bisher bestand Macrons Wahlkampf aus wenigen Auftritten, der größte in einem Stadion im Pariser Vorort Nanterre. „Macron war beschäftigt mit dem Krieg in der Ukraine“, begründet ein Teilnehmer den späten Wahlkampfeinstieg des noch amtierenden Präsidenten. Dass er nun gegen Le Pen antreten muss, dürfte seinen Wahlkampf-Eifer verstärken.

Weshalb diese nicht gewählt werden dürfe, macht der Präsident gleich zu Beginn klar. Die etwa 2.000 Menschen auf dem Platz der Kathedrale begrüßt Macron mit: „Straßburg, elsässische Stadt, französische Stadt, europäische Stadt“. Le Pen wolle die EU verlassen, sagt er. Dabei sei die EU ein Verbund für Frieden und Stabilität: „Europa ist das, was uns vor Krisen und Krieg schützt“, betont Macron. Er bedankt sich bei den Zusehenden, die neben den europäischen und französischen auch ukrainische Fahnen fliegen lassen.

Le Pen hatte zwar am Dienstag beim französischen Rundfunksender FranceInter betont, dass sie den Austritt aus der EU oder der Euro-Zone nicht mehr wünsche. Doch das seien Lügen, meint ein Macron-Anhänger, während er auf die Rede seines Wunschpräsidenten wartet.

Macron muss nun auch linke und rechte Wählende erreichen

Immer wieder rufen Gegner, aber auch Anhänger dazwischen, immer wieder geht Macron mit lauter Stimme und großen Gesten auf sie ein. Zu den Rechten und ihrem Anti-Europa-Denken zeigt er eine klare Kante, warnt: „Nationalismus bedeutet Krieg“. Doch auch gegenüber den Linken macht er Unterschiede deutlich.

Videos in den sozialen Medien zeigen, wie junge Menschen – einige von ihnen in T-Shirts, auf denen „Besteuert die Reichen“ steht – ihrem Unmut kundtun und dafür von Sicherheitskräften in Zivil vom Platz gezerrt werden. Ein Grund des Protests ist die Vermögenssteuer (ISF), die Macron vor fünf Jahren abschaffte. Auf einen Zwischenruf der Demonstrierenden dazu winkt Macron prompt ab: Das habe er nicht alleine in der Hand. Stattdessen dreht er seine Antwort auf Sozialpolitik im Allgemeinen: „Es kann ohne eine Politik der Produktivität keine soziale Politik geben.“

Dabei braucht Macron sowohl die Stimmen der „gemäßigten Rechten“ als auch der Linken, um im zweiten Durchgang zu gewinnen. Knapp über 30 Prozent der Franzosen und Französinnen haben im ersten Durchgang rechts gewählt. Und auch der linkspopulistische Konkurrent Jean-Luc Mélenchon hat eine starke Basis, die keineswegs Macron zujubelt. Mélenchon gewann in Straßburg den ersten Durchgang: Mit über 35 Prozent Stimmenanteil erhielt er in der studentischen und europäisch geprägten Stadt gut fünf Prozentpunkte mehr als Macron.

Vor der Straßburger Kathedrale ist es dunkel geworden. Erst singen Macron und seine Unterstützer zu geschwenkten Fahnen die französische Nationalhymne, dann die EU-Hymne Ode an die Freude – bei der die Textsicherheit rapide abnimmt. „Vive l’Europe, vive la France“, verabschiedet Macron sich.

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