Rekorde im Golf: Die Vermessung der Welt

Längster Abschlag, Ass und Doppel-Eagle – der Golf-Sport ist wahrlich reich an Bestmarken und statistischen Schmankerln.

400 Meter weit, gar 500 Meter: Ein Golfer bereitet sich auf den Abschlag vor.

400 Meter weit, gar 500 Meter: Ein Golfer bereitet sich auf den Abschlag vor Foto: Eduardo Verdugo/ap

Immer neue Bestwerte, statistische Grotesken und Kuriositäten sickern von den Grüns dieser Welt in unsere Wohnzimmer. Anything goes in Richtung dieses Lochs von 4,5 Zoll Durchmesser, das sind 10,79 Zentimeter, was genau einem deutschen Norm-Bierdeckel entspricht.

Alles wird gezählt, berechnet, verglichen. Fernstes Hole in One: 405 Meter, also ein Schlag und hops, hops, drin im Bierdeckelloch. Seit 1965 besteht diese Bestleistung. In diesem Winter traf der australische Hobbyspieler Rowan McCarthy den Ball in seiner Heimat Perth auf einer Runde gleich mehrfach besonders gut. Erst gelang ihm aus rund 170 Metern ein Ass (Chance 1:12.500). Drei Bahnen später hatte er ein Par 5 vor sich, gut 450 Meter. Par 5 heißt: Profis sollten mit 5 Schlägen eingelocht haben. Der zweite Schlag aus 185 Metern ging direkt rein.

Albatros heißt so was oder im US-Golf Double Eagle. Aber egal wie man den seltenen Vogel nennt, die Kombination beider Glückstreffer auf einer Runde hatte, so rechnete wer aus, eine Wahrscheinlichkeit von 1:72.000.000.000. Dagegen ist ein Lottovolltreffer alltäglich. Besser war nur Kim Jong-il. Nordkoreas geliebter Führer und Vater des dicken Jong-un will einmal elf Asse auf einer Runde geschlagen haben. Doch, es gibt bei Pjöngjang einen Platz. Nein, kein Minigolf.

Speedgolfer umrunden einen Platz von gut 8.000 Metern Gesamtlänge schnell joggend und schlagend unter einer dreiviertel Stunde. Der Schweizer Jürg Randegger schaffte 2021 mit einem Eisen in der Hand in 11 Stunden und 22 Minuten 14 Runden, 252 Loch. Weltrekord. Ergebnis nach viel Keuch und Hau: gut 110 Kilometer, 1.500 Schläge.

Golfen mit 103 – kein Problem

Ein Ire schlug mal 7.721 Golfbälle in 12 Stunden (ohne zu rennen). Ein Kanadier ist der älteste Mensch, der je 18 Loch spielte: 103 Jahre. Der Golfplatzanteil an der gesamten Erdoberfläche beträgt 0,014 Prozent. In Schottland steht für 9.400 EinwohnerInnen je ein Golfplatz parat (in Deutschland etwa 100.000). Was noch niemand nachgezählt hat, soweit bekannt: Wie viele Sandkörner bei einem Schlag aus dem Bunker fliegen.

Beste Runde: 58 Schläge für einen langen Championsplatz. Diesen Rekord teilen sich mehrere Profis. Tiger Woods schüchtert nur durch Anwesenheit ein: Wenn er am Start ist, rechneten Psychologen über Ergebnislisten vieler Jahre aus, spielten alle anderen um satte 0,8 Schläge pro Runde schlechter.

Höchstes Loch: Auf dem Platz von La Paz, Bolivien: 3.291 Meter. Heißgolf bietet der Furnace Creek Course im Death Valley, hier sind windstille 50 Grad im Schatten 65 Meter unter Null üblich. Kältestes Golf auf Erden gab es bei der Eisgolf-WM in Grönland (mit minus 22 bis 30 Grad).

Weitester Schlag? Zwischen 500 und 600 Metern. Bei Wettbewerben auf harten Landebahnen geht es über 700 Meter weit. Astronaut Alan Shepard hatte an Bord von Apollo 14 ein Eisen 6 auf den Mond geschmuggelt und nutzte den geringen Luftwiderstand. Aber es wurden nur etwa 400 Meter, wegen des störenden Raumanzuges beim Schlag.

Die weitesten Schläge geschahen fernab der Erde. 2006 schlug Kosmonaut Michail Tjurin von der Raumstation ISS ab. Sein kleiner Ball umrundete den großen 48-mal, zwei Millionen Kilometer weit. Ähnlich spitzfindig ist die Rekordangabe zum längsten Putt aller Zeiten: An Bord einer Concorde saß 1999 das europäische Ryder-Cup-Team, darunter der Spanier José Maria Olazábal, der einen Ball entlang des Mittelganges spielte, der nach 26,17 Sekunden in ein Ziel kullerte. Der Überschalljet war mit 2.032 Stundenkilometern unterwegs. Puttlänge: 14,72 km.

Gaga? Vielleicht hat der Soulsänger Smokey Robinson recht: „Golf ist das Heroin unter den Sportarten.“

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Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).

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