Baumpflanzaktion für besseres Klima: Miniwälder auf engstem Raum

Platz für Wald im Mini-Format ist überall und er ist auch nicht teuer. Mit dieser Botschaft macht ein Verein aus Schleswig-Holstein Schule.

Niklas aus Berlin hilft bei einer Bürgerpflanzaktion der Stadt Wernigerode. Unterstützt von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) haben mehrere Hundert Teilnehmer insgesamt mehr als 5.000 Bäume in die Erde gebracht

Bäume pflanzen ist im Grunde genommen kinderleicht … (hier eine Baumpflanzaktion im Harz) Foto: dpa/Matthias Bein

BÖNNINGSTEDT taz | Seinen ersten Wald pflanzte Pascal Girardot 2019. Inzwischen hat sein Verein, der aktuell 43 Mitglieder umfasst und von mehreren hundert Freiwilligen unterstützt wird, rund 12.000 Bäume in den Boden gebracht – auf Grundstücken, die die meisten Forstfachleute als viel zu klein ablehnen würden.

Platz für Wald ist überall, jede und jeder kann Bäume pflanzen, und teuer ist das Aufforsten im Mini-Format auch nicht: Diese Botschaften will der Verein „Citizens Forests“ verbreiten, den Giradot und zehn Mit­strei­te­r*in­nen 2019 im Örtchen Bönningstedt in Schleswig-Holstein gründeten. „Ich hatte vorher nie einen Baum gepflanzt“, sagt der gebürtige Franzose, der der Liebe wegen nach Deutschland kam. Beruflich arbeitet er in der Gastronomie, ein anderer Mitgründer ist Lebensmittelchemiker, das neuste Mitglied Autor und Musiker. Und alle „brennen für die Vision“, sagt Girardot.

Die Methode, nach der die „Bürgerwälder“ angelegt werden, stammt von dem japanischen Botaniker und Waldökologen Akira Miyawaki (1928–2021). Er schlug vor, auf einen mit Mulch speziell vorbereiteten Boden möglichst viele Pflanzen auf engsten Raum zu setzen – und abzuwarten.

In den Tiny Forests kämpften die Setzlinge um einen Platz an der Sonne, nicht alle kommen durch. Aber es gehe unglaublich schnell, bis aus dem kleinwüchsigen Erstbesatz ein echter Urwald geworden sei, berichtet Girardot: „Auf unserer ersten Fläche, in die wir vor drei Jahren Setzlinge von unter einem Meter gepflanzt haben, stehen jetzt fünf Meter hohe Bäume.“

Rund 1,60 Euro pro Baum

Inzwischen hat der Verein Wälder in mehreren norddeutschen Städten bepflanzt, die kleinste Fläche umfasst rund 200 Quadratmeter, die größte mit rund 3.400 Quadratmetern liegt in Wedel. Da die Setzlinge so klein sind, das Buddeln von Freiwilligen geleistet wird und nach der Pflanzaktion kaum Arbeit anfällt, seien die Kosten minimal: Rund 1,60 Euro koste ein Baum, pro Quadratmeter fallen im Schnitt 3 Euro an, so steht es im Jahresbericht des Vereins.

Der Verein leiht die Flächen nur – die Ei­gen­tü­me­r*in­nen verpflichten sich, den neuen Wald wachsen zu lassen

Denn der Verein kauft die Flächen nicht, sondern leiht sie sozusagen nur – die Ei­gen­tü­me­r*in­nen verpflichten sich, den neuen Wald mindestens 15 Jahre lang ungestört wachsen zu ­lassen. „Wenn eine Stadt wie Hamburg einen einzigen Baum pflanzt, kostet das mehrere tausend Euro“, sagt Girardot.

Forstprofis sind skeptisch, was den Nutzen der Miniwälder angeht: Kleinstflächen zu bewirtschaften sei „nebensächlich“, sagte Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates, dem Deutschlandfunk. Girardot sieht das anders: „Jeder Baum hilft.“

Gerade in Städten könnten Mini­wälder zu grünen Oasen werden und das Binnenklima in Straßenschluchten verbessern. „Wenn eine Stadt neue ­Straßen plant, könnten dort gleich grüne Streifen angelegt werden.“ Gemeinsam mit einer Hamburger Schule soll noch in diesem Jahr eine Minifläche nach der Miyawaki-Methode bepflanzt werden.

Weil viele Menschen Lust hätten, Bäume zu pflanzen, aber nicht, sich mit Bürokratie herumzuschlagen, bietet der Verein an, die Organisation zu übernehmen: „Wir geben unser Wissen gern weiter“, sagt Girardot.

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Dieser Artikel stammt aus dem stadtland-Teil der taz am Wochenende, der maßgeblich von den Lokalredaktionen der taz in Berlin, Hamburg und Bremen verantwortet wird.

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