Razzien gegen Neonazis: Ein großer Schlag

Seit Jahren warnen Antifa-Gruppen vor der Gewaltbereitschaft der rechtsextremen Szene. Gut, dass die Polizei nun hart durchgreift.

Polizisten stehen vor der Gaststätte Bull`s Eye

Razzia in der Gaststätte „Bull's Eye“, eine rechte Szenekneipe in Eisenach Foto: Martin Schutt/dpa

Es ist tatsächlich ein großer Schlag gegen die rechtsextreme Szene. Bei mehr als 50 Verdächtigen fanden am Mittwoch auf Geheiß der Bundesanwaltschaft bundesweit Razzien statt, mehrere Menschen wurden festgenommen. Gruppen mit gruseligen Namen wie Atomwaffendivision, Combat 18, Knockout 51 oder Sonderkommando 1418 waren das Ziel. Gruppen, die zum „Rassenkrieg“ und zu Anschlägen aufriefen, die für den Kampf gegen Linke trainierten oder bereits schwere Straftaten verübten.

Der Schlag passt zur Ansage der neuen Innenministerin Nancy Faeser, hart gegen die rechtsextreme Szene vorgehen zu wollen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Ermittlungen teils bereits seit 2019 liefen, zu Zeiten ihres Vorgängers Horst Seehofer. Er war es auch, der 2020 Combat 18 verbot. Dass Faeser hier nun aber den Druck verstärkt und die Behörden nachlegen, ist dringend notwendig, wie die aktuellen Fälle zeigen.

Denn diese dokumentieren allesamt, wie gewaltbereit immer noch die rechtsextreme Szene hierzulande ist, wie unverhohlen sie zu Hass und Terror aufruft, wie ungehindert sie sich weiter organisiert, auf der Straße wie im Internet. Trotz des behaupteten oder tatsächlichen Repressionsdrucks. Mehrere der Gruppen waren miteinander vernetzt. Ihren Straßenkampf trainierten sie in einem NPD-Haus, wo sie sich unter einer Hakenkreuzfahne trafen.

Combat 18 setzte offenbar trotz Verbots die Treffen und die Aufnahme neuer Mitglieder fort. Der Hauptverdächtige Leon R. aus Eisenach präsentierte sich und seine Kampfsporttruppe Knockout 51 als harmlos, zuletzt als Zeuge im Prozess gegen die Linke Lina E., der Überfälle auf Neonazis vorgeworfen werden. Spätestens jetzt wird klar, dass hinter den Kulissen alles andere als harmlose Dinge vor sich gingen.

Antifa-Gruppen und Jour­na­lis­t:in­nen warnten seit Jahren vor der Atomwaffendivision oder der radikalisierten rechten Szene in Eisenach. Als die Antifa dort 2019 demonstrierte, war sie damit noch recht verloren. Gut, dass sie endlich nicht mehr alleine ist.

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Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort, seit 2014. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Bis 2014 vier Jahre lang Teil des Berlin-Ressorts der taz. Studium der Publizistik und Soziologie.

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